
Aus dem deutschen Hause von Daedalic kommt ein neues Point’n Click, das dieses Mal sehr gut für die Xbox portiert wurde. In Anna’s Quest ist es… Annas Aufgabe… zu entkommen. Das Spiel mit dem naiven Hauptprotagonisten birgt schwarzen Humor, Märchen-Atmosphäre und kurzweiligen Rätselspaß. In unserem Testbericht verraten wir euch mehr.
Kindliche Naivität und bittere Märchenrealität
Die Story startet recht unverblümt: Ihr seid Anna, die aus einem bisher unerklärlichen Grund von einer Hexe gefangen genommen wurdet, in ein Zimmer gesperrt und permanent überwacht wurde. Als wäre dieser Umstand nicht schon morbide genug, muss man davon ausgehen, dass dem Großvater, der kurz davor in einem Prolog liebevoll eingeführt wurde, auch etwas zugestoßen ist.
Zum Glück ist das Ganze in einen Comic- und Märchenlook eingehüllt, sodass man den krassen Plot akzeptiert. Allerdings bleibt während dem ganzen Spiel ein etwas mulmiges Gefühl, da unsere liebe Anna dann doch relativ realistisch, wie ein Kind dargestellt wird. Sie ist naiv, gutgläubig und wird dadurch auch mal schnell von anderen Charakteren ausgenutzt. Das Spiel bekommt dadurch einen ganz speziellen Touch, bei dem man sich nie wirklich mit dem Hauptprotagonisten identifizieren kann und Anna gleichzeitig aber auch ein liebevoller, intelligenter Charakter ist.
In der Story entpuppen sich die Dinge herum als schnell als märchenhaft: Anna beherrscht, zuerst unbewusst, nachher ganz bewusst, Telekinese, sie trifft auf Geister, einen verwunschenen Jungen, der in einem Teddybär gefangen ist und auch auf die Bremer Stadtmusikanten. Insgesamt ist das Spiel voller Anspielungen auf deutsche Märchen, wie z.B. Jorinde und Joringel oder Hänsel und Gretel. Man fühlt sich in einem wahrlich deutschen Mischmasch aus allen möglichen Fabeln – die Atmosphäre passt!
Simples Rätseln mit spannender Story
Auf den ersten Blick wirkt Anna’s Quest sehr komplex. Typisch für ein Point’n Click kann man Objekte ansehen oder mit ihnen interagieren und auch Objekte miteinander oder mit anderen Dingen kombinieren. Das ergibt sehr schnell sehr viele Möglichkeiten. Allerdings ist das Spiel dann doch einfacher als erwartet. Die Rätsel beschränken sich auf einige wenige Räume gleichzeitig, die Anzahl der Objekte, mit denen man interagieren kann, hält sich in Grenzen. Auch sind die meisten Rätsel recht logisch aufgebaut, sodass man nicht sehr lange grübeln muss, um auf die Lösung zu kommen.
Die Steuerung für Xbox funktioniert auch sehr gut. Man kann Anna mit dem linken Stick frei bewegen, interagierbare Objekte leuchten auf und können mit dem rechten Stick ausgewählt werden. Gleichzeitig kann man, wie in vielen Adventures heutzutage, auch eine Funktion nutzen, die gleichzeitig alle Objekte auf dem Bildschirm anzeigt. Das macht das Spiel natürlich auch ein bisschen einfacher. Insgesamt sind alle Rätsel sowieso nicht sonderlich kompliziert und können von erfahrenen Gamern schnell gelöst werden.
Alles wird von einer recht spannenden und gut erzählten Story vorangetrieben, bei der man aufgrund des Hauptcharakters allerdings nie weiß, wohin die Reise gehen wird. Manchmal ziehen sich allerdings die Dialoge und Zwischensequenzen etwas hin, aber man kann jeden Dialog mit A sofort skippen, was sehr angenehm ist. Das Spiel dauert für ein Point’n Click durchschnittlich lang, abhängig davon, wie schnell ihr voranschreitet. Mit gut 10 Stunden könnt ihr rechnen für einen ausgiebigen Durchgang.
Fazit
Anna’s Quest ist ein gutes Point’n Click, das eine recht spezielle Märchen-Atmosphäre mit teilweise bitterschwarzem Humor vorzeigt. Die Hauptprotagonistin ist ein naives kleines Mädchen mit Telekinese-Fähigkeiten, eine seltsame Kombination, die aber insgesamt gut funktioniert. Wer das Genre mag, wird hier mit einem für die Xbox sehr gut umgesetzten Adventure belohnt, das durchaus überzeugen kann, komplexes aber gleichzeitig einfaches Gameplay, eine gute Synchro und eine spannende Story bietet. Vielleicht sind die Rätsel für erfahrene Spieler manchmal sogar etwas zu leicht, schlimm ist das allerdings nicht. Wir können das Spiel jedem Fan des Genres empfehlen.
Bewertung
Pro
- Düstere Story, die auch Erwachsene anspricht
- Gut designte, nicht zu schwere Rätsel
- Gute Synchronisation
- Schönes Artdesign und tolles Märchensetting
Contra
- Hauptprotagonisten etwas zu naiv (man kann sich nur schwer mit ihr identifizieren)
- Schwierigkeitsgrad für erfahrene Spieler zu niedrig
- Stellenweise zu lange Dialoge

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