
Pünktlich zum verspäteten eisigem Wetter kommt noch ein Xbox Live Arcade Titel für die dunkle Jahreszeit. Mit AMY soll den Spielern für einige Microsoft Points eine gehörige Portion Horror geboten werden. Nach dem Lesen unseres Testberichts wisst ihr ganz genau, ob das Spiel Horror vermittelt oder sich einfach nur gruselig spielt.
Grafik
AMY kommt mit einer recht guten grafischen Präsentation daher, die Figuren sehen nicht alle gleich auch und das Ambiente drumherum stimmt. Ich habe in meiner Xbox 360 Zeit schon Retail Games mit wesentlich schlechterer Grafik gespielt. Was negativ auffällt sind jedoch die Bewegungsabläufe: Wenn ihr mit Lana durch die Gänge streift, schleicht und rennt, so sieht dieses äusserst steif aus. Mit einer militärischen Körperhaltung wird die Protagonistin von einem unsichtbarem Seil durch die Gänge gezogen.
Zombies, Militär und Verbündete sehen sehr authentisch aus, nur an einigen Umgebungseffekten hat man sich zu sehr ausgetobt. Wenn es in verseuchte Gebiete geht, ist das alles etwas over the top und man fühlt sich an die Hotel-Empfangsszene aus Fear and Loathing in Las Vegas erinnert.
Sound
Es ist spürbar, dass die Soundabteilung Mühe und Zeit in ihr Produkt gesteckt haben. Verschiedene Untergründe machen auch verschiedene Geräusche und wirken sich somit auch auf euren Stealth Faktor aus, so solltet ihr es z.B. meiden auf Scherben zu laufen. Damit ihr auch merkt, auf welchem Untergrund ihr lauft sind die jeweiligen Geräusche penetrant laut im Vordergrund zu hören, so dass es nicht mehr glaubhaft wirkt.
Musikalisch wird die Stimmung meist passend untermalt, besonders gut gefällt mir die dramatische Musik, wenn ihr angegriffen werdet, leider ist diese aber vom Timing etwas schlecht abgestimmt. So kommt es vor, dass ein Gegner euch angreift und wenn ihr den letzten Hieb verteilt habt, setzt erst die Musik ein und somit auch sofort wieder aus, hier ist Stimmungspotential verschenkt worden und das mehr als nur ein oder zwei Male.
Story
Ihr spielt Lana, eine absolut durchschnittliche amerikanische Frau, mit einer gänzlich undurchschnittlichen Begleitung. An der Hand führt ihr die 8 Jahre alte, stumme und autistische AMY, welche soeben aus dem Phoenix Centre abgeholt wurde, was kurzerhand darauf in Flammen aufgeht. Scheinbar sind die beiden Akteure auf der Flucht vor den Mitarbeiten des Zentrums. Als AMY eine Zukunftsvision von toten Menschen hat und der Zug danach verunglückt, ist klar, es geht in eine übersinnliche Richtung.
Die Story selbst weiss zu unterhalten, klar gibt es hier keine tiefgründigen Momente, das Ganze bleibt auf einem Stephen King Niveau, aber genau wie die Bücher unterhält die Story. Somit bietet die ständige Frage nach dem "Warum" hinter allem einen der wenigen Gründe, das Spiel bis zum Ende durchzustehen.
Umfang
Mit seinen 6 Kapiteln bietet AMY einige Stunden Spielspaß, doch die Länge kommt durch verschiedene negative Aspekte zu Stande. Zum einen wären da die Rätsel, welche -gerade bei Türschlössern- viel mehr Trial and Error sind als ein ausgeklügeltes System, dies alleine kostet euch an jeder Tür einige Minuten. Darüber hinaus wären da die Leitern. Die Leitern in AMY sind bereits früh im neuen Jahr für mich das Schlimmste, was es in Videogames 2012 gibt. Lana brauch für jede leider Ewig und dabei gibt es keine Möglichkeit, das zu beschleunigen, ihr könnt nur daneben sitzen und warten.
Die meiste Zeit des Spiels verbringt ihr also mit Dingen, die euch nicht viel Spaß machen, zieht man diese ab, bleibt nur ein kurzes Vergnügen (was sich hauptsächlich auf Zwischensequenzen begrenzt).
Spielspaß
Der Spielspaß besteht in der Tat nur daraus, das Ende der Story und das Lüften des Geheimnis zu erleben. Wer es also schafft, sich durch das Gameplay zu quälen, hat es wahrlich verdient, das Ende zu sehen. Viele Sequenzen im Spiel sind einfach zu nervtötend, wie z.B. die Suche nach DNA einer Leiche, um damit ein passendes Computer-Schloss zu öffnen. Die Kämpfe sind auch nur einfaches Button-Mashing und entwickeln keine eigene Dynamik. Es ist also so, dass bei AMY aus fatalem Gameplay-Problemen ein mangelnder Spielspaß entsteht, das kann leider auch nicht durch die restlichen gut gelungenen Werte gerettet werden. Neben dem Gameplay ist also daraus resultierend auch der Spielspaß ein Knackpunkt, der AMY in keinem besonders gutem Licht dastehen lässt.
Gameplay
Was dem Spiel im Weg steht, ist weder die Story noch die Präsentation, es ist schlicht und ergreifend das unglaublich langweilige Gameplay. Hier wird alles, was es an Stimmung gibt, zu Nichte gemacht. AMY ist der perfekte Beweis, warum die Resident Evil-Serie irgendwann einen neuen Weg eingeschlagen hat. Eine zu starre Kamera und ein ähnlich starres Schienenverhalten der Spielfigur machen wenig Spaß.
Positiv ist, das AMY von den vielen Rätsel lebt, was wiederum an die besseren Zeiten der schon erwähnten Resident Evil-Serie erinnert, auch wenn die Qualität und die Varietät nicht unbedingt in der Königsklasse der Survival Horror Games mitspielen können. Kern des Third-Person Gameplays ist es, das kleine Mädchen schützend durch die Level zu bringen, hierzu folgt sie euch, in schnellen Passagen müsst ihr sie aber an die Hand nehmen, damit sie nicht verloren geht. Weithin könnt ihr AMY anleiten, durch kleine Luken zu klettern oder andere Aktionen durchzuführen. Das bringt eine kleine taktische Würze in das Game, aber gleichzeitig auch viel Ärger. Denn wenn ihr mit einer Person schon durch das stockende Gameplay genervt seid, stellt euch vor wie es ist mit einem Mädchen im Schlepptau.
Fazit
Das Xbox Live Arcade Game AMY ist ein Blender: Hinter den schicken Grafiken, den durchaus passablen Sounds und einer netten Story verbirgt sich leider ein quälendes und langweiliges Gameplay.
Nur die härtesten Gamer werden es schaffen, das Ende der Story von AMY zu erleben, da einem das miserable Gameplay mit der stupiden Steuerung zu schnell den Spaß am Spiel verdirbt.
Leider ist es unter diesen Gesichtspunkten keine Option, viel Geld für den Titel zu zahlen. Mit den Ideen und den guten Ansätzen wäre so viel mehr drin gewesen.