Page

Among the Sleep ist ein Horrortitel, der bewusst eine etwas andere Richtung einschlägt als Genrekollegen. Wie es uns gefallen hat, wieder in die Rolle eines Kleinkindes zu schlüpfen, lest ihr in unserem Test zum Titel.

Die Welt mit ganz anderen Augen sehen

Das Alleinstellungsmerkmal von Among the Sleep ist eindeutig die Spielfigur selbst. Ihr schlüpft in die Rolle eines Kleinkindes, welches gerade ein paar Schritte gehen kann, sich ansonsten durch Krabbeln durch die Welt bewegt. Hierdurch ergibt sich nicht nur eine ungewöhnliche First-Person Sicht, eine Art Froschperspektive, sondern auch spielerisch führt das zu ganz neuen Problemen.
So sind Babygitter an Treppen und schon kleinste Möbelstücke direkt Hindernisse für den Spieler. Am schlimmsten sind jedoch Türklinken, da muss man sich schon irgendwo hochziehen um als Kind dahin zu kommen, wo man ja eigentlich gar nicht sein sollte. Dies führt zu einem teilweise wirklich interessanten Level-Design, denn Gegenstände, welche in anderen Games nur als Deko platziert werden, sind hier direkt Aufgaben und Rätsel, die es zu bewältigen gibt.

Besonders cool finde ich die Möglichkeit zu Laufen um mehr Übersicht zu haben, was dafür aber wesentlich langsamer geht als Krabbeln, wobei aber die Übersicht leidet. Wie Kinder so sind, könnt ihr auch kurze Strecken sprinten, fallt dann jedoch schnell auf den Po, die Fortbewegung eines so kleinen Kindes sind so doch recht realistisch umgesetzt worden ohne das Tempo zu sehr zu drosseln.

Mama?

Doch was bewegt unseren jungen Protagonisten dazu aus seinem Kinderzimmer auszubrechen um die Welt außerhalb der vier bunten Wänden zu erkunden?

Am Anfang der Story erhalten wir ein Paket per Post, es ist unser Geburtstag und so gibt es einen Teddy-Bären als Geschenk, woher dieser kommt, das wird vorerst nicht verraten. Ziemlich schnell merken wir, der gute Bär spricht mit uns und spielt erst einmal kleine Spiele mit uns. Es werden Spielzeuge versteckt und Hindernisse aufgebaut, wir durchleben so das Tutorial des Spiels. Der Bär führt uns in einen dunklen Schrank und erklärt uns, bei Angst können wir diesen ganz fest drücken, toller Nebeneffekt; der Bär leuchtet, wir haben also eine Taschenlampe.

Schon bald holt die Mutter den Spieler aus dem Schrank und es ist Schlafenszeit. Mitten in der Nacht wacht das namenlose Kind auf und merkt, irgendwas ist komisch, unser neuer Begleiter der Bär klärt direkt auf; Mama ist in Gefahr, wir müssen sie finden.

Dies ist der grundlegende Plot, wir suchen die Mutter in einer dunklen Nacht in unserem Elternhaus, doch nicht nur da.

Eine Reise durch eine ganz eigene Welt

Das Spiel lässt sich in vier Level aufteilen, diese gehen weit über das Elternhaus hinaus. Das Spiel hat einen deutlichen Mistery-Einschlag, denn aus dem Schlafzimmer der Mutter landet ihr schnell in einem Sumpf, einer Bücherei im Wald und kehrt irgendwann nach einem Spielplatz wieder in das Haus zurück. Durch Rohre in einem Spielhaus landet die Spielfigur in den Leveln und muss dort Erinnerungen sammeln, welche ihn mit der Mutter verbinden, warum das ganze unser Ziel ist, das wird erst kurz vor dem Abspann klar.

In der Story von Among the Sleep verbirgt sich viel, was interpretiert werden kann. Die norwegischen Entwickler von Krillbite Studios habe wirklich viele subtile Hinweise auf die Hintergrundgeschichte versteckt. Wer aufpasst, kann die Auflösung nach der Hälfte des Games erahnen, für die meisten wird dies aber erst am Ende klar. Genau dann, wenn die Auflösung über den Screen läuft, werden dem Spieler einige der Elemente aus der Story erst richtig klar. Die Moral von der Geschichte, wenn man dies so nennen darf, ist eine interessante. Das Grauen, welches sich zwei Stunden abspielte entpuppt sich als gar nicht so mystisch, dafür nicht weniger tragisches Monster. Story und Auflösung haben mir wirklich gut gefallen, vor allem, weil man viel darüber nachdenken kann, was alles im Einzelnen bedeutet, nur die Dauer der Geschichte ist eindeutig zu kurz für rund 15 Euro.

Anno 2014

Technisch haut Among the Sleep wohl keinen vom Hocker, die erste Veröffentlichung des Titels (inklusive späterem DLC, welcher gerne bei der Xbox Version dabei sein hätte dürfen) war bereits 2014. Das Alter und den Indie-Status sieht man dem Titel schon an. Zwar ist der an Cartoons erinnernde Look nett anzusehen und die Figuren, besonders das Monster in der zweiten Hälfte des Titels sehen kreativ aus, doch technisch ist das nur Mittelmaß. Bei der Interaktion mit Objekten kommt es häufig zu Clipping Fehlern und auch die Physik von Objekten ist nicht zu 100 Prozent realistisch.
Ich erwarte bei Spielen mit kleinerem Budget keine Technik-Granaten, wenn ein Titel jedoch 15 Euro kostet und dann nur zwei – zugegeben interessante – Stunden bietet, dann würde ich mir schon etwas mehr Technik als Mittelmaß von vor zwei Jahren wünschen.

Die Soundeffekte sind da schon etwas besser ausgefallen. In anderen Räumen hört man hier und da Geräusche, welche im Zusammenspiel mit der Musik für eine dichte Atmosphäre sorgen. Die Stimmung ist getroffen und unterstreicht die Tragik dieses Titels, doch schlussendlich wird hier für den verlangten Preis technisch einfach nicht viel geboten.

Fazit

Among the Sleep ist eines der Spiele, die aus allen Poren nach Indie riechen, doch leider gibt es einen Punkt, an dem ich dieses Gefühl nicht mehr habe; der Preis.

Among the Sleep bietet ein tolles Konzept, eine stimmige Atmosphäre und eine tiefere Story als man anfänglich denkt.

Doch 15 Euro ist für zwei Stunden Spielspaß im technischen Mittelfeld einfach zu teuer und wird leider viele Spieler abhalten einen Titel zu spielen, den man zumindest gesehen haben sollte. Bitte mehr Ideen solcher Art, dann noch ein passender Preis und ein wenig bessere Präsentation und ich bin sicher es gibt Bestnoten.


Bewertung

Pro

  • Spiel aus der Sicht eines Kleinkindes kreativ umgesetzt
  • Story ist tiefsinniger als man vermutet

Contra

  • Technisch nicht aktuell
  • Viel zu kurz
  • Zu teuer

Story 8 von 10
8/10
Grafik 5 von 10
5/10
Sound 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Umfang 3 von 10
3/10
Gameplay 7 von 10
7/10
7

4 Kommentare

XC ShadowClaw Fr, 17.06.2016, 11:58 Uhr

Liutasil schrieb:
Man kann es ja im russischen Store für 699 Rubel holen, das sind vielleicht 7 Euro. ;) Und so werde ich das irgendwann mal machen. Ich hab nur einfach noch so viele ungespielte Spiele, oder nicht fertig gespielte Spiele. :(

Ich hab auch noch genug Spiele dieser Art.. ich versuche aber erst die zu Spielen die online Anteil haben. Wenn ein Spiel wie Lords of the Fallen nur offline Erfolge hat und keinen Multiplayer spar ich mir das für später. Aber ich kanns voll nachvollziehen :D :D

XBU Zwobby Do, 16.06.2016, 21:02 Uhr

Ja, ich spiele immer - ao weit möglich - durch und guck dann den Preis nach und war etwas erschrocken. 7 Euro wäre fair, 15 Euro für zwei Stunden ist halt auf Kino Preisniveau. es gibt für den PC ja auch einen DLC, der hätte dann wirklich schon dabei sein können.

Liutasil Do, 16.06.2016, 17:29 Uhr

Miitchiii schrieb:
Ich mag ja gerne Spiele die anders sind, aber wenn ich schon lese das ich am Wochenende kurz nach dem Aufstehen und vor dem Frühstück diesen Titel durchgespielt habe... dann tut das weh und 15 € ist dafür echt viel zu teuer!

Guter ausführlicher Bericht! :)

Man kann es ja im russischen Store für 699 Rubel holen, das sind vielleicht 7 Euro. ;) Und so werde ich das irgendwann mal machen. Ich hab nur einfach noch so viele ungespielte Spiele, oder nicht fertig gespielte Spiele. :(

XC ShadowClaw Do, 16.06.2016, 13:49 Uhr

Ich mag ja gerne Spiele die anders sind, aber wenn ich schon lese das ich am Wochenende kurz nach dem Aufstehen und vor dem Frühstück diesen Titel durchgespielt habe... dann tut das weh und 15 € ist dafür echt viel zu teuer!

Guter ausführlicher Bericht! :)