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Tolkin Fans freuen sich auf das neueste Leinwandepos der Mittelerde Saga, denn seit gestern ist Der Hobbit 1: Eine unerwartete Reise in den Kinos. Warner Bros. Interactive Entertainment versucht, die Gunst der Stunde mit einem Monolith Productions Multiplayer Online Battle Arena (kurz MOBA) Ableger - Wächter von Mittelerde - zu nutzen. Ob dieser Versuch von Erfolg gekrönt ist, oder ob es sich hier nur um eine mittelmäßige "Lizenz-Versoftung" handelt, erfahrt ihr in unserem Review.

Optisch lockt das Spiel sicher keine anspruchsvollen Hobbit aus der Höhle. Zwar ist die Präsentation von vorne bis hinten solide und die abgebildeten Charaktere sind auch zu erkennen und dennoch wiederholen sich einige Animationen zu oft, die Charaktere haben grundsätzliche ein paar Polygone zu wenig um zu beeindrucken, und den lediglich zwei Schlachtfeldern fehlt es ganz einfach an Leben. Es wirkt abseits der zweckmäßigen begehbaren Pfade etwas trostlos. Die hübschen Effekte bei Spezialaktionen und Zaubern und die sehr soliden Texturen heben das ganze auf ein ordentliches, in erster Linie aber doch nicht viel mehr als zweckmäßiges Level.

Atmosphärische, musikalische Untermalung der Menüs ergänzt um eine durchwachsene deutsche Sprachausgabe bei Charakteren und Arena Ansagen hinterlassen einen ebenso gemischten Eindruck wie die grafischen Qualitäten des Spiels. Auch die Gefechtsgeräusche wirken alle sehr ähnlich und häufig nicht wuchtig genug. Technisch ist Wächter von Mittelerde in erster Linie zweckmäßig und reißt keinen Ent aus dem Boden.

Wie jedes MOBA-Spiel hat auch Wächter von Mittelerde keine Gesichte, es geht einzig und alleine darum, den Turm in der gegnerischen Basis zu zerstören. In Monoliths Ablegen wählt Ihr dafür einen aus 22 Charakteren, welche aus dem Mittelerde Universum bekannt seinen sollten. Das sorgt dafür, dass Ihr in der Haut eures Lieblingshelden Horden von gegnerischen Einheiten, legendären Kreaturen und andere Helden verkloppt. Auch wenn jeden Figur mit einem kleinen Text zu Ihr Person daher kommt, kann dies wohl kaum als Story bezeichnet werden. Die braucht Wächter von Mittelerde aber gar nicht, denn das Spielprinzip an sich ist so faszinierend und eingängig, das die Motivation, die daraus entsteht bei weiten ausreicht.

Mit 22 Charakteren, 2 Schlachtfeldern und nur einem Spielmodus kommen die Wächter von Mittelerde mit leichtem Gepäck auf eure Xbox. Natürlich gibt es im Menü mehr als nur einen Spielmodus auszuwählen, aber unterm Strich spielen sich ,,Gefecht", ,,Schlachtfelder", ,,Elite-Schlachtfelder" und ,,Benutzerdefiniertes Spiel" alle gleich. Für Abwechslungen sorgen dabei nur die 22 Charaktere aus ihren fünf verschiedenen Klassen. Erfreulich merkt man dabei sofort, das sich jede Klasse vom Spielgefühl her, deutlich von den anderen Klasse abhebt. Hinzu kommt das Ausrüstungssystem, in dem Ihr eurem Charakter bis zu vier Tränke und vier Kommandofähigkeiten zuweisen könnt. Außerdem verfügt jede Ausrüstung über einen Juwelengürtel, der mit bis zu sieben Juwelen besetzt werden kann, die unterschiedliche Boni auf den Basisschade, die Bewegungsgeschwindigkeit und vieles mehr gewähren. Untersetzt werden die Juwelen noch von den Relikten. Setzt man die von den Relikten geforderten Juwelen an die entsprechenden Stellen des Gürtels, so erhält man bis zu drei der mannigfaltigen Relikten-Boni. Das zusammen sorgt, trotz des zu erst ernüchternden Umfangs für jeden Menge Spieltiefe und Abwechslung.

Wir zuvor schon angedeutet macht Wächter von Mittelerde unheimlich viel Spass. Das fängt beim unkaputtbar, motivierenden Spielprinzip an und hört bei den Stufe für Stufe freigeschalteten Juwelen, Relikten, Kommandos und Tränken auf. Zusätzlich kommt noch jeder Charakter mit zehn spezifischen Herausforderungen daher, mit denen sich ein wenig Gold extra verdienen lässt. Mit diesen Gold kauft könnt Ihr zwischen den Kämpfen - auch während der Spielsuche - euren Tränke-Schrank füllen, euren Gürtel mit stärkeren Juwelen ausstatten oder einen weiteren der 22 Charaktere freischalten. Diese Prinzip ist ungemein motivierend und macht gerade in der Gruppe sehr viel Spass.

Eins vorweg: Monolith Productions hat es geschafft, das vom PC bekannte MOBA-Gefühl auf die Konsolen zu portieren. Dabei wurden überflüssige Schwänze wie das Charakterinventar abgeschafft und durch die Ausrüstung ersetzt. Wobei, nicht direkt ersetzt, aber im Vergleich zu den Runen aus League of Legends haben die Gürtel mit Ihren Relikten einen deutlichen stärkeren Einfluss auf das Spiel. 

Die Steuerung der Wächter ist durchdacht und mit den 4 Fähigkeiten, den Tränken und den Kommandos nicht überladen. Schade ist nur das ab und an etwas fummelige Anvisieren der Gegner. Mit dem linken Stick steuert ihr euren Wächter, welcher auch bei gedrücktem rechten Trigger sofort in seine Blickrichtung schlägt oder feuert. Wollt Ihr aber in eine andere Richtung schlagen, oder schießen so müsst ihr mit dem rechten Stick nachjustieren. In hektischen Situationen kann das schon mal in die Hose gehen und ihr teleportiert euch aus versehen direkt in die Gegnerhorden, anstatt von Ihnen weg. Hinzu kommt, dass der Bildausschnitt in manchen Situationen etwas zu klein gewählt ist und so hin und wieder die Übersicht flöten geht.

Wächter von Mittelerde lässt sich auch alleine gegen, von der CPU gelenkte, Wächter spielen. Richtig Spass macht es aber erst, mit und gegen menschliche Mitspieler. Dafür gibt es zum einen den ,,Gefecht"-Modus in dem Ihr mit bis zu vier Mitstreitern gegen fünf CPU gesteuerte Wächter antretet und zum anderen den ,,(Elite-)Schlachtfelder"-Modus in dem die Teams mit einer gleichen Anzahl menschlicher Spieler gefüllt werden. Sollten es noch keine fünf sein, so werden die restlichen Plätze mit CPU-Wächtern besetzt. Das passiert ärgerlicher weise aber nur bevor das Match beginnt. Sollte ein verbündeter mitten im Kampf das Spiel verlassen, so seid ihr fortan in Unterzahl. Das ist nicht unbedingt ungewöhnlich, aber gerade auf Grund der Tatsache, dass das Matchmaking in den ersten Tagen seine Schwächen offenbarte und ein Großteil der Matches bis heute nicht Ruckel- oder gar Verlustfrei ablaufen, sehr ärgerlich und teilweise frustrierend. Nicht annähernd so störend, aber dennoch ärgerlich sind die teils ewigen Wartezeiten bevor man ein Match findet.

Sollten Monolith und Warner Bros. diese Probleme in der Zukunft noch abschalten können, so darf man ruhig noch einmal zehn bis 15 Prozent auf die Multiplayer Wertung draufrechnen, denn dieser Part ist das Herz des Spiels und dabei genauso motivierend wie abwechslungsreich. 

Fazit

Wächter von Mittelerde macht es dem Tester schwer. Auf der einen Seite hat man dieses grandios motivierende Spielgefühl, dass großartig für die Konsole angepasst wurde, auf der anderen Seite hat man die technisch eher magere Umsetzung gepaart mit dem schlechten Matchmaking.

Trotz der Macken und in guter Hoffnung, das sich die Stabilität der Matches weiter verbessert, sprechen wir hier eine Empfehlung für Freunde des Genres oder Interessierte MOBA-Spieler aus.

Die Herr der Ringe Lizenz hingegen ist nur schmuckes Beiwerk und sollte nicht in die Kaufentscheidung einfließen.

Wer sich jetzt noch unsicher ist, der probiert einfach mal die kostenlose Demo!


Bewertung


Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
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