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Als relativ einfaches Japano-RPG hat man Trulon vom Handyspiel zur Xbox One portiert. Wir haben das Rollenspiel, das sich um klassische Themen wie Magie, Monster und Bösewichte dreht, getestet und sagen euch in unserem Review, warum es manchmal sehr unterhaltsam, gleichzeitig aber auch langweilig und anstrengend sein kann.

Schlechte Umsetzung des Romans

Wie man nicht müde wird, zu erzählen, beruht Trulons Geschichte und Konzept allem Anschein nach auf einem Roman. Allerdings stellt man nach den ersten Spielstunden schnell fest, dass die Umsetzung wohl nicht so gelungen ist. Denn die Story kommt im Spiel einfach viel zu kurz. Die Charaktere werden nicht groß entwickelt, besitzen keine emotionale Tiefe, und die gesamte Geschichte, um eine mysteriöse Krankheit in einem Königreich, ist bestenfalls als genretypisch, um nicht „einfallslos“ zu sagen, zu bezeichnen. So konnte ich weder am Anfang noch am Schluss mit der Hauptprotagonistin Gladia oder ihren späteren Mitstreitern mitfühlen.

Das Manko an Empathie mit den Charakteren oder der Story liegt wohl auch an der sehr minimalistischen Präsentation. Dialoge und Kämpfe werden stets mit den gleichen Animationen und den gleichen Artworks präsentiert. Das ist nicht unbedingt schlecht, sehr funktional und erinnert einen sofort an alte Rollenspiele, die ähnlich funktioniert haben. Wenn aber das immergleiche, grinsende Artwork eines Charakters gezeigt wird, während sein Text andeutet, dass er traurig, wütend oder sonst emotional berührt ist, dann stört das schön ein wenig die Atmosphäre.

Der Kern: Das Karten-Kampfsystem

Das Hauptelement des Gameplays und das, was am meisten Spaß macht, ist das Kampfsystem. Es ist rundenbasierend und ihr spielt mit „Taktikkarten“. Euer Deck könnt ihr aus Karten zusammenstellen, die ihr im Laufe des Spiels findet. Wie für ein RPG typisch gibt es körperliche Angriffe, defensive Taktiken und Magie. Die richtigen Karten als Ausrüstung zu haben und aufeinander abzustimmen kann sehr wichtig sein.

Während das Spiel anfangs noch einfach ist und die Kämpfe nicht viel Taktik erfordern, steigt der Schwierigkeitsgrad schnell ein und ein Verständnis vom Kampfsystem und den Gegnertypen wird immer wichtiger. Was das Kampfsystem so motivierend macht, ist die Kombination aus Taktik und Glück. Denn von euren Karten im Deck zieht ihr immer einige per Zufall, einige werden zufällig mit Boni versehen usw. Kämpfe sind also teils Glück und teils Strategie – man muss seine eigene Taktik eben derart anpassen, dass man auch schlechte Zufälle kompensieren kann.

Abseits nicht viel zu holen

Außerhalb der Kämpfe bietet Trulon allerdings wenig bis sehr wenig. Städte und Umgebungen können immer erst dann erkundet werden, wenn es die Story erfordert. Innerhalb von Städten kann man keine Gebäude betreten, keine Items finden und auch die Nebenquests sind denkbar einfach (besorgt so und so viele Objekte). Dass die Hintergrundmusik in den Städten noch nicht mal ändert und die paar NPCs meist nichts Spannendes zu erzählen haben, macht das Spiel sehr steril und einfach. Eine richtige Atmosphäre will oft nicht aufkommen, auch wenn die grafische Präsentation allgemein sehr gut ist.

So ist das Kampfsystem leider auch schnell durchblickt und nach 2-3 Stunden sieht man, dass die Variation, die Ausrüstung und die Spezialangriffe allesamt nicht sehr komplex sind. Nach jedem Kampf ist eure Gesundheit wieder regeneriert, solltet ihr einen Kampf verlieren, taucht ihr sofort ohne negative Konsequenzen wieder vor euren Gegnern auf und könnt es erneut versuchen.

Zwischen Spaß, Langweilige und Bugs

Anfangs war ich von der Simplizität von Trulon begeistert. Das Kampfsystem ist motivierend, da brauch man keine riesigen offenen Welten, komplexe Nebenmissionen oder gar eine elaborierte Story. Doch schnell merkt man, dass es dann doch etwas langweilig ist, von A nach B zu reisen, irgendwelche Text-Gespräche zu führen und alles mit wenig Möglichkeiten der Erkundung oder Abwechslung.

Hinzu kommen einige Glitches (Clippingfehler z.B. bei denen man durch Kisten durchgehen kann) und viel zu viele unsichtbare Wände, welche die Atmosphäre stören. Technisch unsauber ist die Menüsteuerung, die nicht erklärt wird und auf der Konsole überhaupt nicht intuitiv ist. Hier hätte man das Ganze besser an eine Controllersteuerung anpassen müssen – ich selbst habe mehrere Stunden gebraucht, um die Steuerung im Menü vollends zu verstehen. Ebenfalls völlig daneben: Die interne „Hilfe“ im Menü ist ein Link auf eine FAQ der offiziellen Homepage… Das bisschen Text hätte man genauso gut ins Spiel integrieren können. Dass bei dem Klick auf „Hilfe“ Microsoft Edge aufspringt, halte ich für völlig unnötig.

Als ganz schlimm empfand ich zwei Bugs, denen ich begegnet bin und es mir bis jetzt unmöglich machen, zwei Nebenquests zu erfüllen. Ich will sie hier erwähnen, um zu zeigen, wie wenig technische Kontrolle hinter Trulon steckt. In Maelon konnte ich das Haus im Nordosten mit dem Schlüssel zwar betreten, der Bildschirm blieb aber schwarz, ich konnte das Menü nicht mehr öffnen oder zurückgehen. Im Anschluss muss ich über die Xbox One das Spiel schließen und meinen letzten Speicherstand laden. Ähnliches Problem in Maelon in der Unterstadt: Hier gibt es eine Nebenquest, bei der man schwarze Schattenfüxe besiegen muss, um anschließend den Schattenboss zu besiegen. Will ich den Kampf starten, so erscheint nur die erste Animation, anschließend bin ich in einem Loop gefangen und die Karten für den Kampf erscheinen nie. Auch hier muss ich das Spiel über das Xbox-Menü schließen. Beide Bugs ermöglichen es mir bis jetzt nicht, diese Nebenquests abzuschließen. Sowas ist unglaublich gravierend und darf in einem finalen Release nicht vorkommen.

Fazit

Ein kleines, simples Rollenspiel, nicht mehr und nicht weniger… Trulon bietet ein spannendes, gutes Kampfsystem, das erstaunlich gut zwischen Zufall, Glück und Taktik balanciert. Das gesamte Gameplay ist insgesamt aber sehr minimalistisch, man hat praktisch keine Erkundungsmöglichkeiten und nur lineare, Standard-Nebenquests.

Neben recht hübschen Präsentation mit dem viel zu kleinen (und deswegen schnell nervenden) Soundtrack gibt es aber einige technische Probleme, wie eine schlechte Menüsteuerung, einige Glitches und ein paar verheerenden Bugs. Da die Story ebenfalls nur Standardkost ist und das gesamte Spiel immer wie auf Sparflamme läuft, ist es nur für zwischendurch mal interessant.

Aus diesem Grund kann man, obwohl die Kämpfe Spaß machen und das Spiel kurzweilig unterhaltsam ist, leider keine wirkliche Kaufempfehlung aussprechen. Es sind noch zu viele Dinge, die gerade gebügelt werden müssten.


Bewertung

Pro

  • Nette Retro-Grafik
  • Kurzweilige Quests
  • Unterhaltsames Kampfsystem
  • Coole Charaktere

Contra

  • Zu kleiner Soundtrack (nervt schnell)
  • Uninteressante Standard-Story
  • Praktisch Null Erkundungsmöglichkeiten
  • Schlechte Menüsteuerung
  • Einige Glitches und verheerende Bugs
  • Auf Dauer aufgrund mangelnder Abwechslung langweilig

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 4 von 10
4/10
Gameplay: Kampfsystem 8 von 10
8/10
Gameplay: Erkundung 3 von 10
3/10
Umfang 5 von 10
5/10
Technik 3 von 10
3/10
6

1 Kommentar

XBU Philippe Mi, 22.02.2017, 14:29 Uhr

Nachtrag: Aufgrund eines ähnlichen Bugs wie im Review beschrieben, konnte ich den letzten Bosskampf nicht bestreiten und das Spiel nicht abschließen... Aufgrund solcher technischer Mängel müsste man dem Spiel noch deutlich Punkte abziehen. Man kann nur hoffen, dass zu Release ein Patch veröffentlicht wird, der die Fehler behebt...