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Ein Third-Person-Shooter findet seinen Weg auf Xbox Live Arcade. Scourge: Outbreak spielt in eine dystopischen Zukunft, enthält Laserwaffen, spezielle Kampfanzüge und einen 4er-Coop. Klingt alles sehr interessant und deshalb haben wir das Spiel mal etwas genauer unter die Lupe genommen und einem Test unterzogen. Wie sich der Shooter spielt, erfahrt ihr in unserem Review.

Für 1,87 GB erwartet man eigentlich mehr... Denn die Grafik ist für einen Shooter recht schwach, bewegt sich auf Original Xbox Niveau. Kantige Charaktere, Umgebungen mit wenigen Polygonen, kein Anti-Aliasing und relativ generische Levels. Alles nicht wirklich überzeugend. Sicherlich ist es ein Arcadespiel - aber bereits Spiele auf dem Nintendo 64 sahen ähnlich aus (Vergleich: GoldenEye). Da kann man von einem Spiel aus dem Jahre 2013 etwas mehr erwarten. Nett sind einige Animationen und Auflockerungen, die zeigen, dass wenigstens ein bisschen versucht wurde, für Abwechslungen zu sorgen.

Die Gesamtgestaltung der Grafik, bzw. die Gesamtgestaltung des Spiels erinnert aber viel zu sehr an alle möglichen anderen Spiele und bietet nichts Eigenes. So haben eure vier Darsteller etwas Archaisches an sich, das an Gears of War erinnert, Crysis-ähnliche ,,Ambrosia"-Anzüge (die heißen echt so!) und wirken mit ihren ,,Verbesserungen" manchmal etwas Adam-Jensen-ähnlich. Eigene Merkmale die Scourge einzigartig machen? Fehlanzeige. Es sei übrigens auch gesagt, dass die vorgerenderten Zwischensequenzen in einer schäbigen Qualität daherkommen und die MPEG-Komprimierung auf einem 42-Zoller-HD-Fernseher so widerlich aussieht (überall Kastenbildung, verschwimmende Farben, Pixelfehler, usw.), dass man sie gerne schnell überspringt. Die sind wohl im 20. Jahrhundert stehen geblieben...

Gott sei Dank hat man es gar nicht erst versucht, das Spiel zu übersetzen. Denn eine deutsche Synchronisation wäre aufgrund des geringen Budgets wohl noch schlechter als die englische ausgefallen. Man muss zugeben: Die Sprecher tun ihr Bestes, aus den kargen Sprüchen und dem lächerlichen Script etwas herauszuholen. Doch sind auch sie etwas zu schlecht bezahlt geworden, denn manchmal meint man die Lustlosigkeit aus einem ,,Schnell. Wir müssen zurückschlagen." fast rauszuhören...

Abgesehen davon bietet auch der Sound wenig Erfreuliches. Ein Bonus: Keine nervige Musik! Hey! Super... Dafür wirkt das Spiel, sowohl grafisch, gameplay-mäßig als auch beim Sound wie eine Drehtür. Es kommt alles irgendwie wieder, nichts ändert sich groß. Der Ton plätschert mit seinen nicht wirklich beeindruckenden Laserwaffen so dahin, es gibt keine großen Explosionen, keine Dynamik. Es gibt einfach keine Atmosphäre, die einen ins Spiel hineinzieht.

Was? Es gibt eine Story? Eine Geschichte. Stimmt, irgendwie habe ich etwas in den Zwischensequenzen erkennen können. Da man aber gelangweilt schnell weiterklickt und auch die Aufgaben an sich nicht wirklich aufschlussreich bezüglich des verfolgte Ziels sind, geht die Story schnell unter. Trotzdem ein kleiner Überblick: Ihr spielt die ,,Echo Squad" (erinnert an Fuse), die sich gegen eine böse Firma (die wahrscheinlich die Weltherrschaft an sich reißen will) durchsetzen muss. Zum einen müsst ihr einen gewissen Dr. Reisbeck retten (eine Doppelagent in den Händen der Gegner) und nebenbei auch ein Meteorfragment erbeuten, aus dem die Ambrosia-Anzüge gemacht wurden. So richtig tiefdringend ist die Geschichte nie. Keine Hintergrundinfos zu euren Charakteren und deren Schicksal, keine wirkliche Rahmenhandlung, immer nur Ballerei! Mal ganz davon abgesehen, dass jeder Aspekt der Story bereits einmal in einem anderen Videospiel gefunden wurde...

Wofür zu Hölle hat das Spiel 1,87 GB?? Spiele, die damals auf dem Nintendo 64 maximal 64 MB (!!) groß waren, hatten mehr Umfang, längere Spielzeit und vergleichbare Grafik (siehe Resident Evil 2). Unverständlich. Wer die Story durchgespielt hat (drei verschiedene Schwierigkeitsgrade) hat alles gesehen. Der Multiplayer-Aspekt beschränkt sich ebenfalls auf die Story und bietet keine eigenen Modi, so dass sich alles relativ schnell abspielt. Der Storymodus an sich dauert aber eine kleine Weile, wir schätzen auf grob 6-7 Stunden, abhängig vom Schwierigkeitsgrad und abhängig davon, ob ihr es alleine durchspielt (die Team-KI ist nicht sonderlich prickelnd). Alles in allem zu wenig für 800 MS Points, sprich ca. 9,6 EUR.

Scourge: Outbreak regt nicht auf, macht einen nicht wütend oder frustriert. Nein, das Spiel ist schlicht und einfach stinklangweilig. Die ,,Action" ist nicht vorhanden, Spannung sucht man vergeblich. Das viel zu repetitive und basale Gameplay macht auf keinen Fall Lust auf mehr, der Spielablauf langweilt einfach nur. Keine Blutspritzer, keine speziellen Ingamebelohnungen, keine zu findenden Goodies, keine speziellen Waffen. Auch die Ambrosia-Features (Schockwelle und Schild) sind recht unspektakulär und können die Hälfte der Spielzeit gar nicht genutzt werden, da eure Anzeige nicht aufgeladen ist. Bereits nach dem ersten Level muss man gähnen und legt wieder Gears of War ein... Ernüchternd.

Laaaangweilig. Der Deckungsshooter spielt sich wie jeder x-beliebige Konkurrent und genau das ist wahrscheinlich das Problem. Da es bereits viele, gute Spiele in dem Genre gibt, möchte einfach keine Spannung aufkommen. Es gibt ein paar unspektakuläre Waffen (Dreierschuss, Sturmgewehr, Pistole, Schrotflinte usw.), die aber ALLESAMT streuen wie verrückt! Das macht viel Gameplay kaputt (warum bitte muss meine Schrotflinte so sehr nach oben verziehen, dass ich auch auf einen Meter Distanz keinen Gegner aus der Hüfte treffe?!). Außerdem hatten wir das Gefühl, dass es auch keine wirklichen Trefferzonen bei Gegnern gibt. Kopfschuss? Brustschuss? Zehentreffer? Egal, jeder Feind braucht eine gewisse Anzahl an Salven, bis er das Weite segnet. Ein platzierte Kopfschuss ist mit den vorhandenen Waffen sowieso nicht möglich.

Granaten haben keine Wurfanzeige (was sie oftmals sinnlos macht, das es schwer einzuschätzen ist, wohin sie fliegen oder ob sie einfach nur am Vorsprung hängen bleiben), gefallene Spieler (die dann - oh, Revolution! - wiederbelebt werden können) können sich nicht bewegen, es gibt irgendwie keinen intuitiven Nahkampf, die Waffen sind langweilig und lassen sich furchtbar schlecht kontrollieren. Es gibt eigentlich, abgesehen vom Standard ,,ich schieß gerne rum und kann nachladen"-Gameplay nicht ein einziges Element, das irgendwie begeistern könnte.

Ihr wollt eure Freunde quälen? Na auf! Einfach zu einer Runde Scourge: Outbreak einladen. Grob geschätzt hat jeder Xbox-Spieler ein besseres Spiel auf Lager, das man im Ko-Op spielen kann. Der Mehrspielermodus beschränkt sich auch auf die Kampagnenmissionen, die es auch im Singleplayer mit drei CPU-Mitspielern gibt. D.h. es gibt keine neuen Areale zu entdecken, es gibt keine wirklichen kooperativen Fähigkeiten à la Fuse (jeder ballert rum wie er will), es gibt eigentlich nur den gleichen generativen Mist, wie eh und je. Wobei man natürlich sagen muss, dass der Multiplayer insofern mehr Spaß macht, als dass man halt mit einem mehr oder minder gescheiten menschlichen Wesen spielt und die wenigstens erkennen, dass man gerade geheilt werden muss, oder auch mal auf ein paar Gegner schießen.

Fazit

Finger weg von diesem 08/15-Shooter! Das Schlimme ist: Scourge: Outbreak ist noch nicht einmal 08/15. Es ist einfach nur stinklangweilig. Grafik aus dem letzten Jahrhundert, unspektakulärer Sound und allgemein langweilige Atmosphäre. Story, Gameplay, ja, das komplette Spiel, haben nicht ein einziges ,,eigenes" Element; alles wirkt aus anderen Spielen inspiriert.

Das wäre noch nicht so schlimm, wenn die Features wenigstens Spaß machen würden. Aber das Gameplay ist so furchtbar (schlechte KI, viel zu sehr streuende, generische Waffen), dass man gleich nach dem ersten Level die Lust verspürt, jetzt mal wieder ein ordentliches Spiel einzulegen.

Nur Spieler, die sich absolut verpflichtet fühlen, alle möglichen Third-Person-Shooter mal gespielt zu haben, können sich Scourge: Outbreak mal anschauen. Jeder, der auf ein vernünftiges Spiel hofft, greift besser zu den x Konkurrenten, die es gibt und die deutlich mehr Spaß machen.


Bewertung


Grafik 6 von 10
6/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 4 von 10
4/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
5