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Kein Genre wird so häufig von Indie-Entwicklern bedient, wie Puzzle- und Rätselspiele. In Octahedron wird das Ganze in ein Jump and Run gepackt und es geht um euer Geschick. Wir haben uns das Techno Abenteuer angesehen.

Wenig Worte

Das Spiel startet mit einem Intro in gezeichnetem Stil. Das künstliche Bildrauschen, was dem Intro einen alten Look verpassen soll, ist etwas zu stark, sonst sieht der Look aber ganz gut aus. Doch es handelt sich hierbei nicht um den eigentlichen Look des Spieles. Wir sehen im kurzen Einspieler einen Mann, der scheinbar in der Wildnis nach Ressourcen sucht, damit er Feuer machen kann. Unter einem Stock scheint es eine Öffnung zu geben, diese saugt die Spielfigur hinein und wir werden mit einem heftigen Stilbruch konfrontiert.

Plötzlich dominieren gröbere Pixel und vor allem Neonfarben wie aus einer 80er Jahre Disco das Bild. Das ist der finale Look des Spieles. Ebenso wie die Story ein Rätsel bleibt, ist auch der Einstieg in das Abenteuer. Die Spielfigur fällt und fällt, wer hier wartet, dass die Sequenz endet, der wird selber vorher enden. Der Spieler befindet sich bereits im Spiel. Nach links und rechts kann die Figur im Fallen bereits bewegt werden, aber was soll das? Nach einigen Momenten werden alle Tasten ausprobiert und plötzlich erscheint nach dem Druck auf RT oder X eine Plattform unter dem Protagonisten, dessen Kopf übrigens geometrischer Namensgeber für das Spiel ist. Mit diesen ersten Minuten wird auch direkt der Weg vorgegeben, welchen Octahedron für den Spieler bereithält, nahezu alles muss selbst ergründet werde, äußerst oldschool.

Unts unts unts

Zugegeben, als Metal-Fan und Befürworter der düsteren Farben ist Octahedron auf den ersten Blick nicht gerade das passende Produkt. Die Farben sind äußerst grell, quasi ein Tron auf (noch mehr) LSD und der Soundtrack ist Elektro pur. Es handelt sich hier keinesfalls um Krawall Techno oder Gabba, hier sind hauptsächlich entspanntere Elektro-Stücke zu hören. Es handelt sich um die Art Musik, die auch gerne in Cocktail-Bars gespielt wird. Auch als Nicht-Fan dieser Musik muss man eingestehen, dass es zum Konzept passt und der Bass hat wirklich Power, da macht es trotz fremdem Genre Spaß die Anlage aufzudrehen. Das Ziel ist es, in linearen Leveln von der untersten Plattform nach ganz oben zu gelangen, um dort durch ein Portal zu flüchten. Hierbei kann der Held springen und eine eigene Plattform beschwören. Je nach Level kann eine unterschiedliche Anzahl dieser Untergründe beschworen werden.

Je weiter das Spiel fortgeschritten ist, desto mehr Varianz gibt es dabei. Während anfänglich nur die Möglichkeit besteht, über Abgründe zu kommen, können später auch Gegner mit der einzigen Fähigkeit des Spielers verrichtet werden. Denn neben Abgründen und verletzenden Hindernissen gibt es auch kleine Gegner, bei Berührung verliert man als Spieler direkt eines der drei Herzen. Die Gegneranzahl wird höher und die Viecher werden immer gemeiner. Der Verlust eines Herzens ist noch kein Beinbruch, es geht direkt zurück zur letzten sicheren Ebene. Sind alle drei Herzen verloren, geht es zum Levelbeginn oder zu einem Checkpoint zurück. Doch der Spieler hat mehrere Leben, irgendwann sind auch die aufgebraucht und dieser Moment wird zwangsläufig kommen, dann muss die Stage komplett von Beginn gestartet werden. Dies wird euch öfter passieren, als ihr denkt.

Automaten Feeling

Die Präsentation und die wenigen Informationen sind schon oldschool. Was auch an alte Zeiten erinnert ist der Schwierigkeitsgrad, der an die Games erinnert, welche dafür gemacht sind, den Kids die Taler aus den Taschen zu ziehen. In Octahedron erwarten den Gamer rund 50 Stages. Diese dauert zwischen zwei und zehn Minuten, das hängt eben davon ab, wie gut man sich schlägt. Die ersten Level dienen dazu, die eigenen Fähigkeiten zu testen und um herauszufinden, was noch so kommen mag. Erklärt wird nichts, es ist aber alles Selbsterklärend, learning by doing eben.

Insgesamt ist das Spielfeld wie ein Turm aufgebaut, nach je zehn Leveln geht es auf die nächste Ebene und der Weg an die Spitze ist steinig. Bereits zwischen Stage fünf und zehn werden die Hände das erste Mal feucht, irgendwie geht es aber weiter. Nach der zehnten Runde und der ersten Etage gibt es das erste Upgrade für die beschwörbare Plattform. 

In jedem Level gibt es Glühbirnen, werden diese zerstört, wachsen an anderer Stelle Blumen und es gibt geometrische Formen, welche gesammelt werden wollen. Diese Items in Kombination mit der Anzahl der Tode und der Anzahl an benutzter Plattformen führt zu einer Bewertung nach jeder Runde. Je besser ihr seid, desto mehr Punkte bekommt ihr, diese Punkte sind nötig, um das Ende einer Ebene im Turm freizuschalten. Darüber hinaus gibt es optionale Stages, die freigeschaltet werden können. Hier ist es zum Beispiel möglich, die maximale Anzahl an Leben zu erhöhen.

Das Spiel bietet also allerhand Ziele, aber eben auch viele Hindernisse. Zum einen ist Geschicklichkeit gefordert, um über Abgründe zu kommen. Da eure Plattform aber auch eine Cooldown-Zeit hat, ist ebenso Planung und Taktik gefragt. Darüber hinaus sollte Geschwindigkeit euch liegen, denn spätestens ab Stage 30 bevölkern viele Todesfallen den Screen, hier braucht der Spieler zusätzlich eine hohe Frustrationstoleranz. Trial-and-Error steht an der Tagesordnung, das Spiel wird nicht unfair, denn die Lösung ist immer erkennbar, es braucht aber viel Übung und dazu gehört eben auch das regelhafte Scheitern. Wer dieses Spiel bis zum Ende schafft, der ist gut. Das zeigt sich bereits daran, dass der Erfolg für die geschaffte Stage 20 aktuell bereits ein seltener Erfolg ist.

Reicht mir aus

An vielen Stellen ist Octahedron minimalistisch. Die Musik ist kräftig, aber eben nicht zu aufwendig, während die Grafik nicht an Farbintensität geizt, doch sonst sehr einfach ist. Als Konzept funktioniert das aber gut, das Zusammenspiel von Sound und Grafik schafft eine eigene Atmosphäre und sorgt dafür, dass der Frust über den Schwierigkeitsgrad gerne runtergeschluckt wird. 

Was dem Frust leider nicht entgegen wirkt, ist die Steuerung. Diese ist gut genug, damit sie ohne Tutorials funktioniert, könnte aber ein wenig Finetuning vertragen. Besonders in den späteren Abschnitten des Spiels gelingt der Wechsel zwischen den Plattformen nicht so flüssig, wie es manchmal nötig wäre.

Octahedron ist ein typisches Indie-Spiel und kann theoretisch sehr schnell durchgespielt werden. Da aber viele Niederlagen und auch einige erneute Runden in bereits geschafften Leveln anstehen werden, kann schon die ein oder andere Stunde ins Land ziehen, bis die oberste Ebene des Turms erklommen ist, wenn es denn je passiert. Denn wenn man eines kritisieren muss, dann ist es einfach der zu schnell, zu stark steigende Schwierigkeitsgrad. Hätte man dem Titel zehn Stages mehr gegönnt und damit einen fließenderen Übergang vom einfachen Gameplay zur absoluten Vernichtung durchgesetzt, hätte es dem Spiel sehr geholfen. Viele Spieler werden das Ende des Titels jedoch nicht sehen, da Octahedron plötzlich überfordernd wird.

Fazit

Octahedron zeigt, wie ein Platformer durch einige neue Ideen zu einem ganz eigenen Konzept werden kann. Der Stil, welcher sich aus elektronischer Musik und Neonfarben zusammensetzt, endet in einem interessanten Trip für den Spieler.

Leider werden viele der Spieler das Ende dieses Trips nicht erleben, da Octahedron plötzlich sehr schwer wird und trotz der anfänglichen guten Einführung einfach einen zu steilen Anstieg des Schwierigkeitsgrades bietet. Nimmt man dann die kleinen Ungenauigkeiten der Steuerung dazu, lassen sich Frustmomente nicht komplett umgehen.

Wer Geschicklichkeit und Tempo auf eine harte Probe stellen möchte, sollte sich den Titel anschauen. Wer schnell frustriert ist, sollte ihn jedoch meiden.


Bewertung

Pro

  • Grafik und Sound sehr gut abgestimmt
  • Kommt ohne Tutorials aus

Contra

  • Wird zu schnell zu schwierig
  • Steuerung stellenweise zu ungenau

Story 7 von 10
7/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Schwierigkeitsgrad / Frustgrenze 6 von 10
6/10
7

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