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Spiele sind vermutlich so alt, wie die Menschheit selbst. Was relativ einfach begann, wurde immer komplexer. Seit einigen Jahrzehnten gibt es nun Videospiele, die dank dutzender Pixel mittlerweile nur noch wenig Phantasie voraussetzen. Alles wurde bombastischer, filmreifer und immer größer. Offene Spielwelten sind keine Seltenheit mehr, nein, eher die Regel. Alles ist heute vernetzt, man kann zu jeder Tages- und Nachtzeit mit anderen Spielern in Kontakt treten und gemeinsam Stunden verbringen – sei es kooperativ oder im spielerischen Wettstreit darum, wer das Spiel besser beherrscht.

Schöne neue Welt könnte man da sagen, und das ist sicherlich auch nicht verkehrt. Meine frühesten Erinnerungen sind geprägt von Momenten, in denen ich mit meinem Vater am C64 oder dem Super Nintendo saß und einfach gemeinsam mit ihm Spaß hatte. Dann kam das Internet und damit einhergehend der Multiplayer. Mit Kumpels wurde stundenlang Counter Strike gezockt und in späteren Tagen konnte ich dutzende Freundschaften über Xbox Live knüpfen.

Game over?

Am Ende kam jedoch eine gewisse Lethargie auf. Spiele kicken mich einfach nicht mehr, das stellte ich für mich fest. Alles hat man irgendwie schon gesehen, jede Welt wurde schon bereist, jeder Boss schon gelegt. Klar gibt es auch noch kleine Perlen und von Zeit zu Zeit entdecke ich eine neue Serie für mich, etwa Dark Souls, aber im Großen und Ganzen beschränken sich meine Spielsessions nur noch auf Runden im Multiplayer, wenn Freunde Zeit haben. Singleplayer ist, gerade auf Grund des Trends zu großen, offenen aber meiner Meinung nach auch langweiligen Welten, bis auf Ausnahmen uninteressant für mich geworden.

Innerlich hatte ich mit dem Thema abgeschlossen. Vielleicht werde ich zu alt fürs Spielen, eventuell wird es Zeit für ein neues Hobby… doch dann fand ich das Brettspiel Star Wars Imperial Assault. Die Welt der Brettspiele war an mir vorbeigezogen. In meiner Kindheit besaß ich dutzende Brettspiele, oftmals auch die Spiele der Jahre, und war ein begeisterter Brettspieler. Aber mit dem Alter wurde diese Form der Unterhaltung "uncooler", Videospiele waren das Ding!

So könnte eine Schlacht in Imperial Assault aussehen

An einem kalten Wintertag entdeckte ich aber eben jenes Brettspiel im Angebot. Als großer Star Wars-Fans wollte ich einfach nur mal sehen, was es damit auf sich hat – und es war Liebe auf den ersten Blick! Das Traumspiel meiner Kindheit flackerte da über den Bildschirm. Ein Dungeoncrawler mit jeder Menge hochwertiger Miniaturen, Karten und Pappmarkern. Das musste ich einfach haben.

Wo finde ich dieses Real-Life-Matchmaking?

Die Frage war nur: Mit wem soll ich das spielen? Gerade als XBoxUser, der an Matchmaking, Partys und Freundeslisten gewöhnt ist, schien diese Aufgabe zum Scheitern verurteilt. Wo soll man bis zu fünf willige Personen finden, die sich regelmäßig zusammenfinden, um Star Wars Imperial Assault zu spielen, schließlich handelt es sich um ein kampagnenbasiertes Spiel. Mit rund 10 – 15 Missionen fällt diese Kampagne dazu außergewöhnlich lang aus!

Aber das Matchmaking funktionierte, es konnte eine Party von Freunden gefunden werden, die zumindest der Idee offenstand und das Konzept ausprobieren wollte – und sich darin verlor. Rund ein Jahr ist dieses Zusammenfinden nun her, aber seither haben wir, dank Erweiterungen, 3 Kampagnen mit insgesamt rund 30 Missionen gespielt. In Spielzeit ausgedrückt sprechen wir hier von mindestens 60 Stunden, ich würde sagen unsere Gruppe kratzt an den 100!

DLCs bei Brettspielen?

Der Preis, den man dafür zahlen muss, ist jedoch relativ hoch. Mehr als 200 Euro dürften mittlerweile in dem Spiel stecken, denn auch im Brettspielsektor ist man vor "DLCs" nicht mehr sicher. Du willst Han Solo als Plastikfigur für deine zukünftigen Missionen? Klar, aber das macht dann 10 Euro. Das schreckt vielleicht erst einmal ab, aber im Endeffekt war ich immer bereit diese Preise zu zahlen. Zum einen, weil eine Plastikfigur einfach wesentlich schöner aussieht, als ein Pappmarker, zum anderen aber auch, weil man etwas Physisches in der Hand hält. Irgendwann weiß man zwar nicht mehr, wohin mit all den Figuren, aber es ist schon imposant, wenn der Krieg der Sterne im kleinen Format auf dem Tisch ausbricht.

Und all die Stunden, die man zudem mit engen Freunden gemeinsam verbringt, sich ärgert oder gemeinsam den Sieg feiert, sind mit Gold nicht aufzuwiegen. Es ist einfach ein riesen Unterschied, ob ich jemanden übers Mikro fluchen höre, oder diese Person mir gegenübersitzt.

In Star Wars Rebellion geht es um die Herrschaft der Galaxie

Game on!

Das schönste jedoch ist, dass dieses Spiel uns alle zusammengeschweißt hat. Regelmäßige Treffen sind, wenn man sich erst einmal eingespielt hat, kein Problem und mittlerweile kommt nicht mehr nur Star Wars Imperial Assault auf den Tisch. Es entwickelte sich eben ein neues Hobby bei uns, das nun mit Spielen wie Arkham Horror, Winter der Toten oder Star Wars Rebellion weitergeführt wird.

Diesen Monat kommt dann auch ein Titel, auf den ich mich persönlich ganz besonders freue: Dark Souls – Das Brettspiel. Ich bin mir sicher, dass ich auch da wieder dutzende Tode sterben werde, aber es wird mir hoffentlich genau so viel Spaß machen, wie dessen Vorbild auf der Xbox One. Das ist im Übrigen auch ein Titel, den ich im Solospiel ausprobieren möchte – ja, das gibt es auch bei Brettspielen.

Ich habe jedenfalls mit Brettspielen einen wahnsinnig ergiebigen Ersatz zum Thema Videospielen gefunden. Denn eines ist klar: Ich kann und will nicht aufhören mit dem Spielen. Wenn sich der Fokus dann aber immer mehr Richtung analoger Unterhaltung verschiebt, ist das in Ordnung. Und wenn dann irgendwann wieder die richtigen Krachertitel auf den Konsolen kommen, bin ich da wieder am Start. Fakt ist jedoch: Game on!

Quelle: XBoxUser.de

7 Kommentare

XBU MrHyde Mo, 10.04.2017, 14:02 Uhr

Ein schöner Blog - den ich übrigens auch gerne direkt auf die XBU Startseite gesetzt hätte, habe ich aber zum Start leider verpasst.

Mir gefällt das analoge Matchmaking ;) - und ich denke, dass ist vermutlich das größte Problem. Wir spielen 1-2 Mal im Jahr Poker... aber da merke ich schon, wie schwierig es ist, mal 5-6 Leute unter einen Terminhut zu bekommen. Das ist online mit einem größeren Spektrum an Gamern natürlich einfacher.

Ansonsten bin ich (viel) früher auch immer ein Typ gewesen, der gerne Gesellschaftsspiele gezockt hat. Halt Sachen wie Risiko oder halt auch Skat oder Doppelkopf. Im vergangenen Jahrzehnt sind es dann eher Spiele mit den Kids gewesen ;)

XBU Buttercup Mi, 05.04.2017, 10:32 Uhr

XBU TNT2808 schrieb:

Ich mag einfach das Design, dass viele Spiele heutzutage haben. Da sind richtig geniale Artworks dabei. Die Idee zu Scythe zum Beispiel basiert auf Gemälden eines Künstlers, der dann für das Brettspiel auch gleich mit an Bord geholt wurde, um die Karten etc. zu designen. Einfach genial!

Definitiv. Es gibt wirklich sehr, sehr schöne Spiele. Und ich glaube, die Hälfte meiner Spiele habe ich auch nur wegen des guten Designs gekauft.

XBU TNT2808 schrieb:

Besonders gefallen mir aber auch Spiele, die eine Story erzählen - sei es durch Texte oder durch die Handlungen der Spieler. In Winter der Toten muss man beispielsweise eine Zombieapokalypse überleben. Durch ein System können aber durch Handlungen Textkarten ausgelöst werden, die die Spieler vor Entscheidungen stellen. Da hat man nach einer Partie teilweise coole Geschichten zu erzählen.

Stimmt. Und es fühlt sich irgendwie deutlich realer an, als ein Videospiel. Ich hab meine physische Figur/Karte etc. die ich anfassen und rumschieben muss. Bei so einem Brettspiel geht's tatsächlich um *dich*. Sowas schafft ein Videospiel nur selten.

Vularz Di, 04.04.2017, 23:42 Uhr

Meine Freundin und Ich Spielen auch öfters wenn sich genug finden. Risiko,Catan, Seven Wonders uvm. Problem ist leider das wenige Zeit haben und sich nur wenige bereit Erklären ein paar stunden zu verbringen aber wenn es geklappt hat dann waren das die besten Spielstunden. Intensiver ist kein Multiplayer. Toller Artikel der einem zum Nachdenken bringt.

XBU Philippe Di, 04.04.2017, 19:44 Uhr

Ich hab mich grad mal so ein wenig in Legacy-Spiele reingelesen. Naja, das ist glaub ich nicht so mein Fall. Wäre mir zu schade, ein Spiel, das ich nie wieder spielen kann :D Ist echt einfach abgeschlossen nachher. Da brauch man Freunde, die investieren wollen ^^

Ich habe übrigens eine Kickstarter-Kampagne unterstützt (neudeutsch "gefundet"). Das kommt demnächst und da suche ich dann auch Freunde, die Bock haben, das mitzuspielen :D Bears vs Babies - A card game from the creators of Exploding Kittens

XBU TNT2808 Di, 04.04.2017, 18:49 Uhr

XBU Buttercup schrieb:
Schöner Beitrag, Thorben!

Kann mich dir in vielen Punkten nur anschließen. Ich habe auch Regale voller Brettspiele zu Hause und nutze die sehr gerne, leider nicht so regelmäßig wie ich gerne würde.

Finde ich aber eine sehr, sehr tolle Beschäftigung und auch eine gute Alternative, wenn man mal keine Lust hat, die Konsole einzuschalten.

Wir spielen zu Hause aber wohl eher "einfachere Kost", sowas wie Yomi, Ubongo, Siedler etc.

Kann ich aber jedem mal ans Herz legen, der sonst keine bis wenig Brettspiele spielt.

Danke :smt023

Einfachere Kost ist ja nicht gleich schlechter ;) Wir spielen auch gerne mal ne Runde Bohnanza oder wenn ich mal bei meiner Oma zu Besuch bin wird immer Canasta gezockt - das ist dann immer ein Heidenspaß! Manchmal spielen wir simplere Spiele auch eine ganzen Abend oder als Ein- oder Ausklang.

Ich mag einfach das Design, dass viele Spiele heutzutage haben. Da sind richtig geniale Artworks dabei. Die Idee zu Scythe zum Beispiel basiert auf Gemälden eines Künstlers, der dann für das Brettspiel auch gleich mit an Bord geholt wurde, um die Karten etc. zu designen. Einfach genial!

Besonders gefallen mir aber auch Spiele, die eine Story erzählen - sei es durch Texte oder durch die Handlungen der Spieler. In Winter der Toten muss man beispielsweise eine Zombieapokalypse überleben. Durch ein System können aber durch Handlungen Textkarten ausgelöst werden, die die Spieler vor Entscheidungen stellen. Da hat man nach einer Partie teilweise coole Geschichten zu erzählen.

Sowas passiert bei Videospielen meiner Meinung nach seltener. Spielt man Kampagnen im Koop, interessiert sich in der Regel keiner für die Story und die Sequenzen werden übersprungen oder mit Gelaber in der Party überdeckt ;)

XBU Philippe schrieb:
Ist ja so oder so immer noch sozialer, als über Headset allein in der Unterhose vorm Fernseher ;) Auch wenn es Multiplayer ist. Ich kann die Faszination Brettspiel absolut verstehen. Catan habe ich in meiner Unizeit auch lange mit Freunden gespielt - auch mit den Erweiterungen, "DLCs" :D Und dabei ist Catan noch simpel. Habe mich noch nie an ein komplexes Brettspiel gewagt... Ich überlege noch. :)

Wenn du ein paar Leute findest, die Bock auf sowas haben, dann wage dich auf jeden Fall mal ran. In unserem Fall war es Star Wars Imperial Assault und man wird erstmal mit Regeln erschlagen, vor allem, wenn man vorher halt nicht in dem Sektor unterwegs war. Und ich glaube bis zum Ende der ersten Kampagne, also nach locker 20 Stunden Spielzeit, haben wir Fehler gemacht. Aber das ist egal, Hauptsache es macht Spaß. Und mit der Zeit kommt dann auch das Regelverständnis.

Ist aber ein extremer Fall, andere Spiele sind da schneller erlernt und bieten dennoch viel Handlungsspielraum. Vielleicht lohnt sich bei dir auch ein Blick Richtung Legacy-Spielen, also Spiele, die sich mit jedem Durchgang verändern.

Ich habe das selbst noch nicht gespielt, steht aber definitiv auf dem Plan. Beispielsweise ist es bei Risiko Legacy so, dass man ganze Kontinente zerstören kann. Diese werden dann mit Aufklebern überklebt und spielen den Rest der rund 10 Partien nicht mehr mit. Auch Karten werden zerrissen und ähnliches. Das ist zwar ungewohnt, aber so ist das Spielerlebnis am Ende ganz individuell und man hat sicher einige Geschichten am Ende zu erzählen.

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