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Auf Xbox Live gibt es nun einen Portal-Klon, der mit viel Liebe für Details in einem Weltraum-Setting spielt. Wir haben uns das neue Logikrätselspiel angeschaut, haben die grauen Gehirnzellen angestrengt und berichten euch in unserem Review, was wir vom Turing Test halten und warum jeder Genrefan reinschauen sollte!

Es war einmal… eine verlassene Raumstation

Die Geschichte, die rund um die einzelnen Rätsel erzählt wird, ist durchaus spannend und für ein Indiespiel eindrucksvoll präsentiert. Ohne zu viel zu verraten: Als Astronautin seid ihr auf der Suche nach euren Kollegen auf einer einsamen Raumstation. Doch bereits beim Betreten werdet ihr erstmal von einer merkwürdigen KI-Stimme und einem Logikrätsel begrüßt. Nach und nach entdeckt ihr immer mehr von euren vermissten Kollegen, erfahrt mehr über die KI und über das Schicksal der Raumstation. Der Sinn hinter den Logikrätseln scheint allerdings fragwürdig. Die KI begründet es mit „nur ein Mensch schafft diese Barriere“ (eine KI nicht), was ich für seltsam halte. Im Übrigen: Der „Turing Test“ prüft bei einem menschlichen Subjekt, ob eine KI als solche wahrgenommen wird, oder ob sie gut genug ist, um für einen echten Menschen gehalten zu werden.

Allerdings erinnert alles von Anfang an sehr, SEHR stark an Portal von Valve. Die KI, die einen stets begleitet, der Aufbau des Gameplays in einzelne zu passierende Räume, die Tatsache, dass ihr eine Art Energiewaffe habt, das Hantieren mit Schaltern und Würfeln, die Entwicklung der Geschichte, in welcher die KI wohl doch nicht so nett und wohlwollend ist, wie es anfangs den Anschein hat…

Das ist schade, denn eigentlich ist The Turing Test ein sehr durchdachtes und atmosphärisches Spiel. Es wirkt leider aber zu oft so, als hätte man sich etwas zu stark von Portal inspirieren lassen. Andere „Portal-Klone“ mit ähnlichem Spielprinzip (z.B. Q.U.B.E. oder Pneuma: Breath of Life) schaffen es deutlich besser, sich von Portal abzuheben und einen eigenen Stil und eigene Rätselmechaniken aufzubauen.

Ruhiges Rätselraten

Turing Test spielt sich sehr entspannt, ruhig und angenehm flüssig. Mit eurer Energiekanone könnt ihr Energien von Schaltern abziehen und sie anderswo platzieren. Es gibt ebenefalls Würfel, die auf Schalter platziert werden können, Laserbrücken die mittels Energie betrieben werden, etc. pp. Die Spielmechaniken sind allesamt nicht revolutionär, aber gut umgesetzt und werden auch Stück für Stück erweitert. Im späteren Spielverlauf übernehmt ihr auch die Kontrolle über Überwachungskameras oder kleine Roboter, um Rätsel zu lösen.

Das Gameplay spielt sich insofern auch ähnlich wie in Portal, als dass ihr stets von einer Kammer zur nächsten kommt und das Rätsel lösen müsst, um durch den Ausgang zu kommen. Und nervigerweise kommt ein weiteres Portal-Merkmal hinzu: Viel zu viele, lange Ladezeiten. Für ein derart simples Spiel ohne große Erkundungswelt hat Turing Test deutlich zu viele Ladezeiten. Jedes Mal, wenn ihr eine Kammer gelöst habt, lauft ihr durch den Ausgang, durch einen schmalen Gang und schon lädt das Spiel wieder während zehn Sekunden, um die nächste Kammer zu laden. Zwischen Kapiteln gibt’s dann sogar minutenlange Wartezeiten. Das stört den Spielfluss und wirkt wie ein Relikt aus den 90er Jahren. Die Xbox One hat genug Power, das ist einfach nur schlecht programmiert. Schade.

Einmal durch und fertig?

Ja, was bietet Turing Test? Einige Stunden an Spielspaß (man kann mit circa 10 Stunden rechnen), aber das war’s dann auch. Das Problem ist, dass das Spiel einige gute Gameplaymechaniken einführt, sie aber nicht ausreizt. Die Rätsel sind oft einfach zu leicht und man fühlt sich nie wirklich überfordert. Das mag gut klingen, aber ich persönlich mag es, wenn die Lösung eines Rätsels nicht gleich nach zwei Minuten evident ist. Es gibt noch ein paar Bonuslevel, die sind aber auch im regulären Spielverlauf zu finden und nicht versteckt. Sie sind ebenfalls nicht sonderlich schwierig (außer das allererste Bonuslevel, was scheinbar unmöglich zu lösen scheint…) und folgen dem gleichen Spielprinzip wie die regulären Rätsel. Allerdings beherbergen sie so manche interessante Hintergrundgeschichte und einige Anspielungen (so gibt es ein Bonuslevel was eine komplette Passage aus Pneuma: Breath of Life nachahmt).

Doch ist man einmal durch, ist es wie bei so manchem Rätselspiel: Der Wiederspielwert ist gering. Es macht sicherlich Spaß, sich durch die vielen Kammern durchzukämpfen, aber einmal am Ende ist die Lust auf ein erneutes Durchspielen gering. Außerdem sind die Rätsel dann zu leicht, weil man die Spielmechanik dermaßen verinnerlicht hat. Es ist ein Spiel, das man so nehmen muss, wie es ist: Ein kleines Erlebnis, ein wenig Rätseln, ein wenig Hintergrundgeschichte und gut ist. Mehr darf man nicht erwarten.

Fazit

Zwar ist The Turing Test unserem allseits geliebten Portal in etwas zu vielen Facetten zu ähnlich, aber schlussendlich haben wir dennoch ein sehr gutes Knobelspiel mit einer durchaus interessanten Hintergrundstory und einer sehr soliden Präsentation.

Als Astronautin auf der Suche nach vermissten Kollegen begibt man sich Schritt für Schritt durch Testkammern und entdeckt immer mehr von der Story. Das Gameplay mittels Energiekanone, platzierbaren Würfeln, Schaltern, Lasern usw. ist keine Revolution, funktioniert aber sehr gut.

Wer bereit ist, das nötige Kleingeld auf den Tisch zu legen, wird circa 10 Stunden spannende Rätsel bekommen, aber der Wiederspielwert ist gering. Wir können das Spiel aber allen Portalfans uneingeschränkt empfehlen!


Bewertung

Pro

  • Interessante Hintergrundgeschichte
  • Schöne Präsentation und Atmosphäre
  • Fordernde, aber machbare Rätsel
  • Flüssiges, gutes Gameplay
  • Genügend Umfang für den Preis
  • Abwechslungsreiche Spielmechaniken

Contra

  • Erinnert etwas zu stark an "Portal"
  • Level immer in Testkammern, dadurch etwas steril
  • Gameplay nicht wirklich neu
  • Kein Wiederspielwert
  • Viele Rätsel sind zu leicht
  • Zu viele Ladezeiten

Grafik und Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Umfang 7 von 10
7/10
Wiederspielwert 4 von 10
4/10
Story 7 von 10
7/10
Schwierigkeitsgrad 5 von 10
5/10
7

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