
Ein kleines, feines Spiel, das man zwischendurch mal spielen kann? Davon hat die Xbox mittlerweile viele und Replay: VHS is not dead reiht sich dort ein. Das Jump’n Run beinhaltet ein paar richtig knackige Zeiträtsel und Köpfchen und Geduld sind gefragt, wenn ihr weiterkommen möchtet. Wir haben das Spiel für die Xbox One getestet.
Zurückspulen ist Pflicht!
Die Storyprämisse ist lustig, wenn auch nicht wirklich tiefgehend. Euer Charakter wurde auf magische Weise in seinen Fernseher teleportiert und muss sich nun durch die verschiedenen Filme durchkämpfen. Alles spielt in den 80ern, weswegen das Zurückspulen (von VHS-Kassetten) ein wichtiges Thema ist. So ist denn auch das Gameplay: Alles basiert auf Zurückspulen.
Das Gameplay zu beschreiben ist unglaublich schwierig. Man muss es eigentlich einmal selbst gespielt haben, denn sogar Videos können das Spielprinzip nur auf eine kleine Art und Weise einfangen. Einen Versuch, das Ganze zu beschreiben, werde ich aber nicht auslassen:
Ihr steuert gleichzeitig zwei bis fünf Charaktere. Um das jeweilige Level abzuschließen, müssen alle Bewegungen und Abläufe von allen Charakteren so synchronisiert werden, dass sie die nötigen Hindernisse überwinden und ihr persönliches Zielfenster erreichen. Das Problem: Ihr kontrolliert immer nur einen Charakter, während die anderen „aufgenommenen“ Routen der anderen Charaktere automatisch ablaufen. D.h.: Einmal eine Route für einen Charakter gespeichert, müsst ihr „zurückspulen“, einen anderen Charakter auswählen und seinen Weg definieren (während der erste Charakter weiterläuft). Aus dieser Spielmechanik ergeben sich sehr komplexe… und teilweise nervig lange Rätsel. So muss man immer wieder und immer wieder aufnehmen, zurückspulen, viel Nachdenken und lange Laufwege hinter sich bringen, dafür, dass ein Level i.d.R. in „Echtzeit“ dann (also dann, wenn alle Läufe von allen Charakteren perfekt synchronisiert wurden) normalerweise weniger als 30 Sekunden dauert…
Vorankommen wird zur Herausforderung
Ihr seid noch nicht verwirrt vom Gameplay? Gut. Es könnte allerdings passieren, dass das selbst während des Spielens mehrere Male vorkommt. Das Gameplay ist in dieser Hinsicht relativ einzigartig, weil man schnell merkt, wie kompliziert das Ganze doch sein kann und wie präzise man manchmal sein muss. Oft hilft es, sich Zeit zu lassen, wirklich einmal nachzudenken und vorzudenken: „Was passiert, wenn ich mit diesem Charakter dahin laufe und dann der andere mir den Weg freimacht, ich dann auf diesen Schalter springe…“ Mein Kopf raucht jetzt schon.
Das Spieldesign ist somit einzigartig, simpel und komplex zugleich – und doch hat es mich schnell genervt. Es ist gerade eben dieses „Zurückspulen“, das einem dann irgendwie ein wenig auf den Keks gehen kann. Gerade dann, wenn man das Level kapiert hat und es nur an einer genauen Ausführung scheitert (weil man z.B. nicht präzise genug gestanden hat, oder einen letzten Sprung vermasselte). Dann heißt es: Zurückspulen und nochmal versuchen. Und nochmal. Und nochmal.
Außerdem ist es so, dass man mehrere „Takes“ braucht, um das Level überhaupt erst einmal zu schaffen. Man kann nicht von Anfang an alles sofort so aufnehmen, dass man alles sofort schafft. Der allmähliche Aufbau, den jedes Level stets fordert, hat mich persönlich öfters genervt. „Ich weiß wie es geht! Jaaaaha… Nun mach schon hin!“
Weiteres Problem: Weitere Level schalten sich erst durch Abschließen der alten frei. Überspringen oder in ein anderes Setting reinschnuppern ist nicht möglich (und es gibt eine Vielzahl an Levels zu entdecken!!). Allerdings ist man fair: Man bietet euch ein paar Joker an, mit denen ihr Level überspringen könnt. Wenn ihr wieder welche braucht, reicht es das Level zu spielen, das ihr übersprungen habt, um den Joker wiederzubekommen.
Pixelstyle für Retrofans
Um noch ein kurzes Wort zum Setting zu verlieren: 80er-Jahre heißt ebenfalls Pixel-Grafik. Der 2D-Style erinnert an alte RPG-Grafiken (z.B. Chrono Trigger), wirkt aber stets sehr ansprechend. Die Grafik ist simpel, aber das Design der Umgebungen wirkt nett. Die Pixel stören gar nicht und unterstützen die Atmosphäre auf eine angenehme Art und Weise. Nur der Sound hätte etwas besser sein können. Es gibt natürlich keine Sprachausgabe (Infos über Text), aber der Soundtrack wiederholt sich etwas zu schnell für meinen Geschmack. Zwar ist er stets der Level und der Atmosphäre angepasst, aber gerade wenn man eine längere Zeit spielt, kann das Gedudel ein wenig nervig werden.
Fazit
Das Gameplay ist unglaublich schwierig zu beschreiben, die Rätsel sind faszinierend, aber gleichzeitig auch manchmal etwas frustrierend. Man muss es einfach einmal selbst spielen: Laufen, springen, zurückspulen, anderen Charakter auswählen, laufen, springen, zurückspulen und hoffen, dass in diesem Lauf alles geklappt hat!
In Replay: VHS is not dead geht alles darum, die Abläufe aller Spielfiguren richtig zu synchronisieren. Ob das Spaß macht oder nicht, hängt ganz von eurem Geduldsfaden aus. Wer sich gerne mit etwas komplizierteren Rätsel (ohne sonderlichen Zeitdruck) beschäftigt, wer den pixeligen Retrostil mag, der wird aber sicherlich ein großes Spiel mit vielen interessanten (wenn auch nicht immer ganz so abwechslungsreichen) Leveln vor sich haben.
Es ist etwas Neues, Kompliziertes, so viel ist klar. Allerdings bleibt es ein Spiel für Zwischendurch, das aufgrund seines komplexen Gameplays doch manchmal etwas verwirrend und nervig sein kann (muss ich etwa SCHON WIEDER zurückspulen?? Ohje…). Reinschnuppern bleibt bei diesem Spiel aber Pflicht!
Bewertung
Pro
- ansprechendes Setting
- komplexe Rätsel
- großer Umfang
- Retrografik
Contra
- Gameplaymechanik manchmal nervig
- Rätsel werden schnell anstrengend
- keine große Abwechslung
- dürftiger Soundtrack
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