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Mit einer neuen Konsolengeneration kommen auch neue Ideen und Techniken, welche genutzt werden wollen und sollen. Das einst als Kinect-Titel geplante Crimson Dragon macht dabei allerdings nicht alles neu. Eigentlich macht es sogar genau das Gegenteil. Unter der Flagge der Grounding Inc. belebt Yukio Futatsugi den Geist eines knapp 20 Jahre alten Spiels mit Crimson Dragon wieder. Die Rede ist von Panzer Dragoon. Nun stellt sich die Frage, kann der geistige Nachfolger, der doch eher traditionell als innovativ daherkommt dennoch begeistern? Oder handelt es sich hier um einen alten, eingestaubten Hut? Diese Frage klären wir in unserem Review.

Crimson Dragon ist ein altmodischer Rail Shooter. Solche Titel haben den Vorteil, dass Sie bzw. ihre Entwickler genau wissen was sie dem Spieler zeigen wollen. Durch den Release ausschließlich auf der Xbox One stellt sich Crimson Dragon dabei aber selbst ein Bein. Die Erwartungen sind im ersten Moment einfach deutlich höher als das optische Niveau des Spiels. Die Drachen sind zwar alle samt hübsch designt, die Welten abwechslungsreich und die Licht- und Partikeleffekte sorgen für den Rest des stimmigen Gesamtbildes. Trotzdem kommt hier kein Next-Gen Gefühl auf. Dafür fehlt dem Spiel einfach der Detailgrad in den Texturen und die Abwechslung bei den Gegnern. Und das obwohl die Entwickler genau wussten, was der Spieler zu sehen bekommt.

Dem Sound von Crimson Dragon fehlt, wie auch der Optik, der letzte Wille mehr zu sein. Die Schüsse, die Einschläge und Explosionen, alles klingt irgendwie zu nett. Es fehlt einfach die Wucht in der Sound-Kulisse, die einem vermittelt, das man einen riesigen Drachen fliegt und gegen andere riesige Kreaturen kämpft während um einen herum regelmäßig etwas zerbricht oder explodiert. Die musikalische Untermalung hingegen ist angenehm und die englischen Sprecher in der Story hinterlassen alle eine soliden bis guten Eindruck. Dennoch, auch hier wäre mehr möglich, wenn nicht gar nötig gewesen um die richtige Atmosphäre zu erzeugen.

Crimson Dragon ist ein Xbox Live Spiel, welches wirklich versucht eine Geschichte zu erzählen. Untermalt durch nette, aber auch starre Comic Bilder wird euch erzählt wie ihr von Anfänger zum erfahrenen Drachen Piloten reift und dabei das Rätsel um eine mysteriöse Seuche zu entwirren versucht.

Leider verpasst es das Spiel aber immer wieder Nebencharaktere ordentlich einzuführen. Das führt das ein ums andere Mal zu der Frage "Hä? Wer ist das denn jetzt?". Auch stimmt die Geschwindigkeit mit der die Geschichte verläuft nicht. Während am Anfang alles sehr zäh vor sich hinabtröpfelt ist die Geschichte ganz plötzlich vorbei. Der Plot selbst hat dabei Potential, das für deutlich mehr als nur ein gut gemeintes Rahmenprogramm gereicht hätte. In der Umsetzung bleibt es aber leider bei einem netten Versuch.

Quantitativ bieten Crimson Dragon einiges. 26 Missionen in sechs Arealen mit zahlreichen Aufgaben und sechs freischaltbaren, fliegenden Schuppentieren. Außerdem haben die Drachen mehre Entwicklungsstufen und können mit diversen Items gefüttert und aufgeputscht werden. Wie gesagt, quantitativ sicher alles keine schlechten Zahlen, dass man aber nach knapp 5 Stunden bereits mit der Geschichte durch ist, verraten diese Zahlen nicht. Klar ist das Ziel des Spiels nicht das einfache durchspielen, sondern vielmehr das sammeln und weiterentwickeln der Drachen, dennoch wird eine Missionen nach dem 10ten Anlauf, etwas eintönig. Auch wenn die Missionen mit ihren 2-5 Unteraufgaben schon einen gewissen Wiederspielwert bieten. Dennoch sollte man für 19,99EUR bei einem Download-Titel etwas mehr Inhalt erwarten als 26 Missionen, die meistens nicht länger als 10 Minuten laufen und sechs Drachen, die sich größtenteils gleich spielen.

Die Kombination mit der Crimson Dragon daherkommt ist nicht neu, aber grade durch ihr Alter irgendwie erfrischend. Es ist ein nettes Action Spiel für zwischendurch, welches durch den Drachen-Zoo auch auf längere Sicht hin Spass machen kann. Zumindest im unteren der zwei Schwierigkeitsgrade. So levelt ihr durch das Abschließen der Missionen eure Drachen und könnt sie anschließend mit gesammelten Items weiter verbessern. Ihr füttert sie mit Samen, die ihnen entweder Erfahrungspunkte, oder neue Sekundärfähigkeiten verleihen. Erreicht der Drache Stufe 10 kann man ihn, in die Nächste Evolutionsstufe aufsteigen lassen. Vorausgesetzt man hat die entsprechenden Samen dafür und hier kommen wir zu einen Problem des Spiels, welches den Spielspass extrem drückt und im letzten Absatz des Gameplay Abschnittes ausführlich beleuchtet wird.

In seinen Grundzügen ist Crimson Dragon ein unterhaltsames Spiel für Kinder und Leute mit wenig Zeit.

Crimson Dragon ist ein Rail Shooter und fühlt sich auch von der ersten Minute so an. Das ist aber gar nichts Schlimmes. Das Spiel macht in den ersten Stunden sogar richtig Spass. Diese Mischung aus leicht verdaulicher Action und dem Züchten des eigenen Drachen weiß zu motivieren. Nach ca. 2 Stunden bekommt dieser Eindruck seine ersten Kratzer. So wird versucht dem Spieler in so genannten "Freiflugzonen" die volle Kontrolle über den Drachen zu geben. Hier könnt ihr selbst bestimmen wohin ihr fliegt und wie schnell. Zumindest theoretisch, denn praktisch seid ihr permanent damit beschäftigt mit der zickigen Kamerasteuerung mittels des rechten Analogsticks, die Gegner überhaupt zu sichten.  Die Kamera ist schon während der Schienen-Flüge häufig etwas gewöhnungsbedürftig und hat ihre Macken, aber im Freiflugmodus gleicht Sie einem Totalausfall.

Schade ist auch, dass ihr mehr oder weniger dazu gezwungen werden auch die frühen Missionen mehrfach zu spielen, da euer Drache sonst irgendwann den Ansprüchen einfach hinterherhinkt. Kompensieren könnt ihr das durch das Anheuern eines Wingmens. Dabei handelt es sich um einen computergesteuerten Drachen mit Reiter, den Ihr für Credits (die Ingame Währung) für X Missionen anheuern könnt. Jeder dieser CPU-Drachreiter repräsentiert das digitale Abbild eines anderen Spielers. Teilweise ist die Zufallsauswahl mit so starken Drachen bestückt, dass ihr einfach nur noch hinterher fliegen müsst, was dem Spiel jeglichen Anspruch nimmt.

Das alles sind Fehler, welche man noch hinnehmen könnte. Der folgende Absatz widmend sich aber einer Designentscheidung, welche aus einem ganz passablen Spiel eine Frechheit macht. So habt ihr die Möglichkeit mit den Credits nicht nur Wingmen's anzuheuern und Items zum Pushen eures Drachen zu kaufen. Ihr könnt damit auch Regenerations-Pakete kaufen, wenn ihr während der Mission eure komplette Energie verliert. Gehen euch die Credits aus könnt ihr mit Juwelen bezahlen und diese bekommt ihr ... richtig mit Echtgeld. Im Schwierigkeitsgrad "Einfach" fällt das noch nicht so auf, aber auf dem zweiten Schwierigkeitsgrad "Klassisch" versucht euch das Spiel regelrecht zum Bezahlen zu zwingen. Der Schwierigkeitsgrad steigt sehr unvermittelt an, Ihr findet nicht die Items um euren Drachen weiterzuentwickeln und am aller schlimmsten, es ist teilweise nicht ersichtlich von was ihr getroffen wurdet. Dem ganzen die Krone setzt der Endkampf auf, welcher seinen Höhepunkt in einer Freiflugzone findet. Selbst auf "Einfach" kann man hier schon ins Fluchen geraten. Hier wird die ganze Balance eines Spiels durch die Habgier der Verantwortlichen ins wanken gebracht. Sowas muss echt nicht sein und sollten von echten Zockern nicht unterstützt werden.

Fazit

Crimson Dragon macht es einem echt schwer. In seinen Grundzügen liegt hier ein sympathischer, nett aufgemachter Old-School Raid Shooter vor mir, der als Anreizsystem die Drachen in ein Pokemon-Entwicklungs-System steckt. Da würde ich auch kleinere Mankos wie die durchschnittliche Technik und die nervigen Freiflugszonen verschmerzen können und eine vorsichtige Empfehlung aussprechen.

In dem Moment, wo man den Kunden aber durch einen nicht nachvollziehbaren Anstieg des Schwierigkeitsgrad, oder durch das Verwehren eines Items, um den Drachen weiterzuentwickeln, das Geld aus der Tasche zu ziehen versucht, muss ich sagen: Finger weg von Crimson Dragon!


Bewertung


Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Gameplay 4 von 10
4/10
6