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Die Xbox One ist da und verspricht ein deutlich besseres Kinect-Erlebnis. Grund genug ein neues Prügelspiel herauszubringen. Mit Fighter Within bekommt man genau das geboten. Kick und Boxing-Moves, gepaart mit verschiedenen Wurf und Blocktechniken. Wir haben die virtuellen Boxhandschuhe angezogen und läuten die erste Runde ein.

Ding! Bereit zum Kampf

Bevor wir loslegen können, müssen wir uns zunächst mal initiieren lassen. Ini was? Bei der "Story" geht es in dem Spiel um ein Jahrhunderte (die Übersetzungen sind sich da nicht so ganz einig, ob es nun 1500 Jahre oder 3500 Jahre sind) altes Buch, welches die Geheimnisse der Kampfkunst in sich trägt. Jährlich findet ein Turnier statt, bei dem der Gewinner die Ehre hat, ein weiteres Kapitel davon zu schreiben. Damit haben wir auch schon die Grundzüge der Story und auch schon die Details zu fast 100% umrissen.

Das sollte ja bei einem Prügelspiel nicht so eine große Rolle spielen. Wichtiger ist ja der Kampf an sich. Also wir springen auf von der Couch und sind bereit um unsere virtuellen Gegner ordentlich zu verdreschen. Wir folgen also den Instruktionen auf dem Bildschirm und den kleinen Dialogen-Panels. Das Spiel konnte sich anscheinend keine großartigen Cut-Scenes leisten, daher wird alles in platten 2D Grafiken der Protagonisten erzählt. Ihr spielt einen jungen Streetfighter, der in einem Dojo von besagtem Buch erfährt und natürlich prompt am Turnier teilnehmen will. Die Präsentation hält sich dabei gelinde gesagt in Grenzen und wird lediglich durch auf Englisch gesprochene Dialoge etwas aufgelockert.

Wir sind inzwischen zwar schon halb im Stehen eingeschlafen aber nun geht es endlich ans Eingemachte und wir nehmen die Grundstellung ein.

Die Qualen des jungen Schülers

Wir lernen als Erstes eine kurze direkte Gerade, gefolgt von einem Schwinger. Wir stehen in dem Dojo unserem Kontrahenten gegenüber und müssen auf diese Weise mit ihm kämpfen. Also Arme hoch und die links-rechts-Kombo fleißig geübt. Hier fällt schon etwas die Schwerfälligkeit des Systems auf. Input-Lag soll angeblich der Vergangenheit angehören? Falsch gedacht. Schon bei der einfachen Übung fällt der Lag auf, der sich fast wie eine Sekunde anfühlt. Technisch soll der Lag (also die zeitliche Verzögerung) von Kinect bei 60 Millisekunden liegen. Das mag ja sein aber bis der Kamera-Input vom Xbox-OS und dann vom Spiel verarbeitet wurde, vergeht immer noch gefühlt die gleiche Ewigkeit wie bei Kinect 1.0. Ernüchternd.

Das wird dann vor allem bei den späteren Übungen zum echten Problem. Die Grundidee ist bei dem Spiel eigentlich nicht so schlecht. Man kann mit Hilfe von verschiedenen Gesten Würfe, Kicks und auch Konter umsetzen. Letztere sind besonders cool wenn sie klappen, da sie dem Gegner ein Maximum an Energie abziehen.

Leider wird der Kampf gegen den Gegner aber durch den Input-Lag und durch fehlende Genauigkeit aber recht bald zum Kampf gegen die innere Ungeduld. Danach folgt hin und wieder ein kleiner Wutausbruch, weil Kinect zum x-ten Mal statt zu werfen dem Gegner in den Bauch boxt und man sich prompt einen Konter abholt. Oder man möchte selber einen Konter ansetzen und Kinect versagt abermals und es wird wieder etwas völlig Anderes ausgeführt.

Das kostet einen freilich Nerven. Somit macht das Spiel ungewollt seinem Namen alle Ehre. Es hat uns ein starkes Stück Geduld gekostet, die Initiation auszuhalten und der Kinect-Kamera nicht ein Epic-Fail mit dem Lötkolben auf die Linse zu brennen. Es ist wirklich sehr schade, dass die Ungenauigkeit und der quasi gleiche Lag wie bei Kinect 1.0 immer noch so ein riesiges Thema bei der doch so tollen neuen Kinect-Kamera sind. Genau dies hat beim letzten Mal verhindert, dass ein Spiel herauskommt, dass mal etwas mehr bietet als "wir tanzen Kombination x und y nach".

Kommt irgendwie bekannt vor? Der gleiche Entwickler hatte damals bei der Kinect 1.0-Einführung auch Fighter Uncaged verbrochen. Liebe Publisher, wenn die Kamera immer noch so heftig lagt, dann lasst doch bitte die Entwicklung solcher Spiele. Es schont Nerven der Entwickler und der Spieler, die sich damit dann auseinandersetzen.

Und sonst?

Sonst macht das Spiel hin und wieder etwas Spaß. Zumindest in den kurzen Erfolgsmomenten, wo Kinect mal halbwegs erkennt,  was man denn eigentlich will. Bei einem Kampfspiel geht es vor allem um Präzision und Reaktion. Die fehlen hier leider vollkommen. Dadurch wird auch der Multiplayer zur Qual. Sich gegenseitig zu messen macht in der Konstellation einfach keine Laune.

Schafft man es aber sich nicht aufzuregen, (jeder Spieler, der es schafft, ohne halben Tobsuchtanfall durch die Initiation zu kommen, hat eine Zen-mäßige Ruhe und Geduld bewiesen) so erhält man eine durchaus nette Unterhaltung. Zumindest was die Kämpfe angeht.

Durch die Verkettung verschiedener Kombos wie mehrfache Schläge zum Kopf, Low-Kicks und diversen Kontern, kommt man nach einer Weile durchaus ins Schwitzen. Wer sich jedoch davon erhofft, auch nur den Hauch von Selbstverteidigung zu erlernen, sollte lieber schleunigst davon ablassen. Leider wird in keiner Weise darauf geachtet, dass Schläge, Tritte und Ausweichbewegungen sauber umgesetzt werden. Da ist allerdings an dieser Stelle das Entwicklerstudio schuld. Wie man das besser macht, zeigt eindeutig die Umsetzung diverser Tanzspiele, die präzise andeuten, welches Körperteil gerade falsch positioniert wurde.

Taugt das Spiel denn dazu ordentlich Sport zu machen? Nein. Es gibt kein Aufwärm- und kein Abwärmprogramm sowie kein grundsätzliches Fitness-Konzept. Gerade durch unsaubere Haltung und durch einseitige Belastung kann man sich sogar eher was verziehen, als die Muskulatur sinnvoll zu kräftigen.

Fazit

Der Xbox One Kinect-Titel Fighter Within hat ein paar gute Ideen, die aber leider komplett auf dem Konzeptisch liegen bleiben. Die schicke Verkettung von Ausweichmanövern, Kontern und Schlägen verkommt leider zur kompletten Geduldsprobe, die sogar eingefleischten Kampfsportlern Einiges abverlangt und das nicht im guten Sinne.

Die Präsentation ist sehr langweilig gehalten und die deutsche Synchro beschränkt sich auf Untertitel. Die Kampfanimationen sind allerdings in Ordnung. Sie können sich zwar nicht mit Tekken oder DOA messen aber sie sind erträglich.

Wir können Fighter Within nur als Casual-Party-Titel empfehlen. Auf keinen Fall aber für ambitionierte Gamer, die sich eine gute Kampfumsetzung mit Kinect erhoffen.


Bewertung

Pro

  • Das erste Prügelspiel für Kinect 2.0

Contra

  • Bewegungserkennung ist Glückssache
  • Langweilige Umgebungen
  • Taugt nicht, um effektiv zu trainieren
  • Präsentation ist miserabel

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 5 von 10
5/10
Umfang 5 von 10
5/10
Spielspaß 4 von 10
4/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Multiplayer 4 von 10
4/10
5

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