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Aus dem Hause Turtle Beach, die ja eher für ihre Headsets bekannt sind, kommt ein neuer Controller mit mehr Anpassungsmöglichkeiten und Features, als der Standard-Controller von Microsoft. Wir haben das kabelgebundene Eingabegerät auf der Xbox Series X getestet und berichten euch von unseren Erfahrungen.

Ausgepackt und los geht’s

Der Recon-Controller von Turtle Beach kommt mit nicht sonderlich viel Schnickschnack daher. Nach einem recht unspektakulären Unboxing haben wir den Controller, ein üppiges 3m langes USB-Kabel zum Verbinden (das nicht fest am Controller steckt und somit optional auch ersetzt werden kann), einen Turtle-Beach-Sticker (yuhu?) und ganz wertvoll: Eine kurze Anleitung, die aber wichtige Informationen zu den Funktionalitäten enthält. Ohne diese Anleitung ist es sehr schwer, alle Funktionen des Controllers richtig zu benutzen, dazu aber später mehr… Der erste Eindruck des Controllers: Das Design wirkt ein wenig überladen und altbacken. Die vielen hervorgehobenen Linien, Akzente und Logos, sowie das farbliche Abheben der genoppten Griffe wirkt nicht so harmonisch wie beim Standard von Microsoft, beim Recon fühlt sich alles etwas mehr nach Spielzeug an. Allerdings ist das Meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt ist der Controller vom Design her mehr als akzeptabel, hinzu kommt die echt gute UVP von knapp 60 €, womit der Recon gleich teuer wie der von Microsoft ist.

Ein Controller mit Extra-Features

Was ist der Recon-Controller eigentlich? Mit was wird geworben? Der Turtle Beach Recon Controller will euch mit allerlei Zusatzfunktionen einen Mehrwert zum Microsoft Controller überzeugen. Fangen wir bei dem offensichtlichsten an: Die beiden zusätzlichen Tasten hinten am Controller („Quick-Action-Tasten“ genannt) sind wie bei einigen Premium-Controllern frei programmierbar und können mit jeder Taste oder Button belegt werden. So könnt ihr z.B. den X-Button auf den rechten Button hinten am Controller legen oder Steuerkreuz-Links auf den linken. So, wie es für euch am sinnvollsten ist, dass man beide Finger stets auf den Sticks lassen kann. Das kennt man z.B. vom Elite-Controller und kann durchaus praktisch sein – beim Recon-Controller gibt es aber nur zwei Buttons, keine vier. Sie funktionieren aber tadellos und lassen sich sehr angenehm klicken. Anders als beim Elite-Controller sind die Buttons auch etwas größer, sind keine Paddles und werden selbst von Anfängern nicht versehentlich gedrückt. Hier hat man gute Arbeit geleistet.

Ein weiteres, besonderes Feature, das wir bisher eigentlich bei keinem Xbox-Controller gesehen haben, ist der „Pro-Aim Fokus-Modus“. Diesen einzuschalten… ist kompliziert. Zuerst muss man am oberen Teil des Controllers den Modus konfigurieren und zwischen verschiedenen Stärkegraden auswählen. Anschließend muss man ihn aktivieren und dann ist man bereit. Mithilfe dieser Funktion wird der rechte hintere Button durch einen „Ziel-Modus“ ersetzt (d.h. auch leider, dass gleichzeitig eine andere programmierte Funktion auf dieser Taste nicht mehr verfügbar ist) und wenn ihr ihn gedrückt haltet, funktioniert das Ganze ähnlich wie bei einem DPS-Schalter auf einer PC-Maus und die Sensitivität eures rechten Sticks (zum Zielen) wird stark heruntergefahren, womit ihr dann besser, ruhiger und genauer zielt. Dies funktioniert in der Praxis aber sehr unterschiedlich, abhängig vom Spiel und vom Spielmodus. Bei Battlefield z.B. haben wir zwei Probleme. Das eine ist, dass eine Scharfschützenoptik (bei welchem das Einsetzen dieser Funktion am sinnvollsten ist, da auf lange Distanzen man die Tendenz hat, arg zu wackeln) immer ein wenig unkontrolliert „wackelt“ – deswegen ist das langsame Zielen nicht wirklich von Vorteil. Das andere ist, dass es in einem hektischen Multiplayer-Spiel eher von Vorteil ist, man kann schnell zielen, als langsam. Im Folgenden ist diese „Pro-Aim-Funktion“ also eher bei Singleplayer-Spielen zu empfehlen.

Headset-Funktionen als Gimmick

Wie man sehr schnell merkt, hat der Recon-Controller oben ein eigenes Headset-Modul (klar, ist ja von Turtle Beach!). Hier gibt es verschiedene Funktionen, die allerdings nur mit einem kabelgebundenen Headset funktionieren. Das macht das Ganze schon zu einem sehr… verkabelten Erlebnis. Vorne geht das Kabel vom Controller an die Konsole, unten ein Kabel ans Headset. Man fühlt sich etwas eingeengt, wenn man vorher gewohnt war, alles wireless zu haben.

Die erste Funktion, mit der Turtle Beach wirbt, ist ihr „Superhuman Hearing“. Man verspricht, dass besonders in Shootern gegnerische Schritte und gegnerisches Nachladen besser zu hören ist. Allerdings ist die Funktion eher mau. Zum einen hängt es vom Spiel und erneut: In Battlefield hört man gegnerische wie freundliche Schritte gleich, da kann das Headset nicht helfen, eine Unterscheidung zu treffen. Zum anderen funktioniert das „Superhuman Hearing“ halt primär so, dass bestimmte Frequenzen, auf denen Schritte und Nachlade-Töne sind, einfach verstärkt werden. Das kann aber auch dazu führen, dass diese Sounds schlechter klingen und etwas unangenehm sind. Es kann unter Umständen helfen, wirkt aber eher wie ein Gimmick als eine Funktion, die man regelmäßig benutzen würde.

 

Dann gibt es noch das Equalizer-Feature. Mit ein paar umständlichen Klicks kann man hier einstellen, ob man einen Bass-Boost, einen Bass- und Treble-Boost oder eine Verstärkung der Stimmen der Mitspieler einstellen will. Ist sinnvoll und ein cooles Feature.

Zu guter Letzt kann man noch die Standard Headset-Funktionen der Xbox auch direkt am Controller einstellen. So kann man das eigene Mikro auf Stumm schalten, die Ingame-Laustarke oder den Party-Chat lauter oder leiser machen und das Mic-Monitoring (also das Wiedergeben der eigenen Stimme über das Headset, damit man sich selbst auch hört) stärker oder schwächer einstellen. Alle diese Funktionen findet ihr meist auch am Headset selbst oder übers Xbox-Dashboard. Ob es nun praktischer ist, das am Controller einzustellen, oder anderweitig, das sei euch überlassen. Es ist ein nettes Feature, aber an und für sich unnötig.

Ergonomisch, aber etwas leichteres Plastik

Wie fühlt sich der Controller an und wie spielt es sich mit ihm? Nun, da der Controller extrem nah am Design des Microsoft Standard Controller ist, geht alles reibungslos von der Hand. Die Proportionen und die Platzierung von Buttons und Trigger sind genau gleich. Im Vergleich zum Standard Controller wirkt der Recon aber teilweise etwas billiger. Das Plastik wirkt dünner und der Controller ist insgesamt sehr leicht (er hat ja auch keine Batterien…). Die ABXY-Buttons müssen mit einem leicht stärkeren Druck gedrückt werden und quietschen ganz dezent. Die Schulterbuttons hingegen sind sehr gut.

Die Analogsticks sind ebenfalls sehr gut und wirken mindestens so gut wie der Standard Controller. Auch das 8-Wege-Steuerkreuz ist gut und mittlerweile ja auch der Standard bei Microsoft (besser als das alte 4-Wege-Steuerkreuz). Der Recon hat ebenfalls genoppte Oberflächen. So sind die Sticks genoppt, die Trigger und die hinteren Buttons als auch die Griffe, was auch beim Standard von Microsoft mittlerweile zum Repertoire gehört. Mir persönlich gefielen die rauen Oberflächen von Microsoft besser, beim Recon hatte ich recht schnell schwitzige Hände. Das mag aber auch an meiner eigenen biologischen Disposition liegen…

Fazit

Der Recon-Controller von Turtle Beach bietet euch einiges. Neben den vielen Headset-Funktionen, die eine nette, wenn vielleicht auch etwas unnötige Dreingabe, darstellen, bietet der Controller viele zusätzliche Funktionen, welche der Standard-Controller von Microsoft nicht hat – und das zum gleichen Preis. Mit „Pro-Aim“ könnt ihr (vor allem in Singleplayer-Shootern) besser snipern, da ihr auf Knopfdruck die Sensitivität des rechten Sticks runterfahrt. Die zwei zusätzlichen Knöpfe hinten am Controller können ähnlich wie bei anderen, sehr teuren Controllern, mit einem anderen Knopf belegt werden und erlauben euch so mehr Flexibilität beim Spielen. Daneben bietet der Recon alles, was man von einem guten Controller erwartet: Ergonomische Form, genoppte Flächen für mehr Gripp und gute Analogsticks sowie ein 8-Wege-Steuerkreuz.

Für wen ist dieser Controller also gedacht? Nun, er heißt „Recon“ nicht ohne Grund: Zielpublikum sind Shooter-Spieler, die ein paar mehr Funktionen suchen, um ihr Spiel aufzubessern, ohne gleich so viel Geld  auszugeben, um einen Elite oder den Scuf Instinct zu kaufen. Der einzig große Nachteil am Turtle Beach ist die Tatsache, dass er kabelgebunden ist. Wer noch zusätzlich ein Headset anschließt, sitzt sehr festgebunden am Sofa. Wen das nicht stört, der kann beim Recon aber ohne größer zu überlegen zugreifen, denn er bietet viele Funktionen für nicht sehr viel Geld.


Bewertung

Pro

  • Gleich teuer wie der Standard Controller von Microsoft
  • Zusätzlich belegbare Buttons funktionieren gut
  • Headset-Funktionen sind ein nettes Gimmick
  • Ergonomisch und gut in der Hand liegend
  • Beigelegtes USB-Kabel ist 3m lang
  • Pro-Aim für Singleplayer-Sniper sinnvoll

Contra

  • Etwas billiger verarbeitet als der Standard-Controller
  • Ergonomische Griffe schützen nicht vor Schweiß
  • Pro-Aim nur unter "Opferung" des rechten Zusatzbuttons möglich
  • Dobbelt kabelgebunden: An der Xbox und am Headset
  • Nicht gerade sehr hübsch

Ergonomie 8 von 10
8/10
Funktion 7 von 10
7/10
Ausstattung 8 von 10
8/10
Design 6 von 10
6/10
Verarbeitung 7 von 10
7/10
Preius/Leistung 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
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