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Gerade bei Sportspielen sind die jährlichen Neuauflagen ein beliebtes Mittel, um Kader und Spielelemente auf den aktuellen Stand zu bringen. Da bleibt Wrestling nicht aus, völlig gleich, ob es nun Sport oder Entertainment ist. Mit WWE 2K16 für die Xbox One haben wir uns erneut in den Ring begeben und ordentlich Bodyslams verteilt.

Was sich über die Jahre ändert

Bei anderen Sportarten, wie z.B. Fußball, ist jährlich deutlich mehr Rotation im Spiel. Hier wechseln Spieler die Vereine und ganz neue Athleten tauchen in den obersten Ligen auf. Beim Wrestling sind die Veränderungen oft nicht so leicht zu erkennen. Klar ist 2015 ein anderer Wrestler Champion als es 2014 war, doch die bekannten Gesichter bleiben in der Regel auch die gleichen Gesichter, wie im Vorjahr. Es gibt immer mal neue Figuren auf der Bühne der WWE und möglicherweise ändert sich zwischen zwei Jahren auch die Ausrichtung eines Charakters, jedoch ist auf der Fernsehleinwand so deutlich kein Wandel zu sehen. Wieso also jährliche Updates der Spiele?

Das liegt zum einen daran, dass Wrestling als Videospiel zwar mittlerweile eine feste Institution ist, sich  jedoch noch immer nicht so etabliert hat wie z.B. ein NBA Spiel. Es ändert sich jährlich immer noch merkbar etwas am Spielkonzept und an den Mechaniken, man hat einfach noch nicht das Ziel erreicht. Da es natürlich im Roster nicht immer so viel Neues gibt, beschäftigt man sich auch nahezu jedes Jahr im Bereich Story mit einer vergangenen Ära der WWE, somit ist doch jedes Jahr etwas anderes los, als noch im Vorgängerjahr. Es macht also auch für ein WWE Spiel durchaus Sinn, jährlich eine neue Version spendiert zu bekommen.

Story I: Steve Austin


Bereits in den letzten Jahren hat man immer wieder bestimmte Momente und Zeitfenster der US-Wrestlingliga genommen und diese zum Zentrum des Storymodus erklärt. Spieler durften die Geschichte von Shawn Micheals oder die Reise zur Wrestlemania nacherleben, dieses Jahr geht es um eine der moderneren Wrestlinglegenden; Stone Cold Steve Austin. Die Präsentation orientiert sich hier sehr an der TV-Vorlage, es wird mit haufenweise Aufnahmen aus den Archiven der WWE gearbeitet. Mit Videos und Berichten wird die Geschichte voran getrieben und vor jedem Kampf gibt es eine Zusammenfassung der jüngsten Vergangenheit, wie wir es auch von einem WWE PPV Event kennen. Ausgangspunkt ist der kometenhafte Aufstieg eines da noch recht unbeliebten Steve Austin. Die Geschichte erzählt, wie die Figur mit seiner Anti-Haltung zu Stone Cold wurde, eine Wrestling Figur für die Arbeiter und Unterdrückten.

Es handelt sich bei allen Kämpfen und allen Ausgängen um eine Nacherzählung der Geschichte, so wie sie damals ausgestrahlt wurde. Wie schon in anderen WWE Titeln wird hier besonderen Wert darauf gelegt, kritische Momente der einzelnen Matches auch genau so darzustellen, wie sie in der Erinnerung der Wrestling Fans gespeichert sind. Wurde Stone Cold z.B. mit einem Stuhl angegriffen, konnte aber Ausweichen und dadurch seinen Gegner schlussendlich durch einen Tisch werfen, dann müsst ihr dies auch genauso tun. Hierzu gibt es extra Ziele im Kampf, es reicht also nicht, den Fight auf irgendeine Weise zu gewinnen. Meist läuft es so ab, dass es eure erste Aufgabe ist, dem Gegner Schaden zuzufügen. Dann erscheint ein Ziel wie ,,Führe eine Stun Gun aus", hier wird schon klar, man sollte die Begriffe des Wrestlingsports schon kennen, um hier zurecht zu kommen. Im Pausenmenü wird für alle Unwissenden aber auch oft erklärt, wie ihr dieses Kommando ausführt, so könnt ihr das Ziel erreichen, auch wenn ihr den Begriff vorerst nicht zuordnen könnt.

Erfüllt ihr ein bestimmtes Ziel, kommt eine Sequenz oder ein Quick Time Event, was dem Highlight des echten Matches nachempfunden wurde, danach gibt es gleich ein neues Ziel. So dauern die Kämpfe in der Regel etwas länger, das Problem ist, dass durch diesen Zwang etwas vom Spielfluss verloren geht. Als Spieler versucht man krampfhaft ein bestimmtes Manöver zu machen oder den Gegner in eine bestimmte Position zu bringen. Bei einigen kniffligeren Aufgaben funktioniert dies nicht so recht, wie man sich das Ganze vorstellt, weil der Gegner z.B. genau so liegen muss wie vorgeschrieben und nicht nur ungefähr so. Auf diese Weise habe ich in einigen Matches viel Zeit verbracht, da ich nach 20 Minuten plötzlich gekontert wurde und verlor, nur weil ich versuchte den Gegner an einen bestimmten Punkt im Ring zu bringen. Da es in den Kämpfen keine Checkpoints gibt, wird das Ganze so repetitiv und krampfhaft.

Story II: Die eigene Karriere

Dieses Jahr beschäftigt sich der bessere Story Modus mit euch selbst, ihr dürft einen Wrestler kreieren. Aus unzähligen Vorlagen bastelt ihr einen Kämpfer, das geht von Aussehen über Einlauf bis hin zur Musik und zum Move Set. Für die Attribute habt ihr natürlich vorerst nur begrenzt Punkte zum verteilen. In der Liga für Neulinge und zukünftige Stars der NXT startet ihr als ein Niemand. So müsst ihr erst mal einige Trainingsrunden absolvieren, bevor ihr bei den Shows auftreten dürft. In den TV-Shows angekommen ist es erst mal nicht entscheidend, ob ihr siegreich seid oder nicht, wichtig ist vor allem wie ihr dies tut. Authentisch werden eure Matches bewertet, Abwechslungsreichtum, Dramen und eigener Flair gehören zu einem großartigen Match dazu. Je unterhaltsamer ihr seid, desto mehr Punkte gibt es, desto eher könnt ihr Attribute eures Wrestlers verbessern.

Wie in der echten Liga kommt es hier und da zu Zwischenfällen, diese richten sich besonders nach eurer Beziehung zu anderen Kämpfern. In Interviews nach den Kämpfen formt ihr durch eure Aussagen den Charakter eures Fighters. Ihr habt mehrere Auswahlmöglichkeiten, diese stehen für einen bescheidenen Typen oder eben für einen aggressiven, arroganten Wrestler. Hierdurch setzt ihr eure Rolle in der Liga fest, könnt so immer wieder zwischen gut und böse wechseln, provoziert durch eure Aussagen aber auch Fehden und schließt Bündnisse. Je nachdem, wie ihr euch verhaltet, werdet ihr in Matches angegriffen oder erhaltet Unterstützung.

In einer Rangliste arbeitet ihr euch langsam nach oben und bekommt so irgendwann die Chance auf einen NXT Titel, habt ihr diesen, bleibt es euch überlassen, ob ihr diesen weiterhin verteidigen möchtet oder ob ihr in die große WWE wechseln wollt, um dort ordentlich aufzuräumen. Dieser Karrieremodus ist eindeutig der Bessere der beiden gelieferten Geschichten in WWE 2K16. Besonders Fans wird es freuen, einen Wrestler genau so dastehen zu lassen, wie sie es gerne hätten. Nur der Anfang ist etwas schwierig, denn ihr seid doch im Vergleich zu anderen Wrestlern noch sehr schwach. Spielt ihr auf Schwierigkeitsgraden ab ,,Normal" und höher, so werdet ihr erst mal einige Kämpfe verlieren, bis ihr nur in die Nähe des Titels Superstar kommt. Auf einfach hingegen wird es sehr schnell öde, da die Gegner sich hier kaum zur Wehr setzen. Dies ist ein Problem, was WWE 2K16 in allen Modi hat, der Schwierigkeitsgrad bräuchte besonders für Anfänger noch eine Stufe mehr.

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Fazit

WWE 2K16 ist mit Sicherheit die bisher beste Wrestlingsimulation auf der Xbox One Konsole. Das neue Spiel ist ganz klar für echte Wrestling-Freaks gedacht, das merkt man an der Performance und besonders am Gameplay.

Dieses lässt jedoch sonstige Videospieler ein wenig außen vor, denn der Einstieg ist wegen des unausgewogenen Schwierigkeitsgrads alles andere als einfach. Leider gibt besonders bei der Grafik eine große Kluft, vieles sieht sehr gut aus, reichlich aber auch irgendwie wirklich faul animiert.

Der gute Karriere-Modus, die vielen Matchtypen und rund spielbare Wrestler können den Titel aber letztlich retten, denn so bleibt unterm Strich noch immer ein wirklich gutes Wrestlingspiel übrig.


Bewertung

Pro

  • Großes Roster mit über 100 Wrestlern
  • Story für Wrestling-Fans ein Muss

Contra

  • Für Anfänger zu kompliziert
  • Grafisch gibt es große Unterschiede

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9

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