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Rockstar lädt die Revolverhelden unter den Gamern zum zweiten Mal ein, sich in den Wilden Westen zu begeben. Damals zu Xbox-Zeiten konnte der Ausritt nicht gänzlich überzeugen, nun auf der Xbox 360 soll alles besser sein. Ob dies gelungen ist und ihr den Westen von der wilden Seite erleben könnt, erfahrt ihr in unserem Review.

Böser Cowboy - Guter Cowboy

John Marston war ein böser Bub, kann er doch auf eine lange Banditenkarriere zurückblicken. Heute sieht sein Leben eigentlich ganz anders aus, denn den Revolver hat er schon lange an den Nagel hängen wollen und sich lieber einer eigenen Ranch samt Familie gewidmet. Wie so oft im brutalen Outlawleben, holt die dunkle Vergangenheit den angehenden Farmer wieder ein und will er seine Zukunftspläne am Leben halten, muss er den Partnern von einst das Handwerk legen. John Marston macht sich auf die lange Reise ins mexikanische Grenzgebiet, wo sein damaliger Weggefährte Bill Williamson sein Unwesen treibt. Wie es sich für einen angehenden "Guten" gehört, versucht sich Marston als Diplomat, indem er seinen "alten Freund" mit guten Worten zum Umdenken bewegen will. Dass ihm dies nicht gelingt, könnt ihr euch sicher vorstellen, denn der Wilde Westen war noch nie ein Ort, der allein durch große Worte von sich Reden machte. So ist es nicht verwunderlich, dass John Marston einige Gramm Blei zu schlucken hat und sein Überleben den ortsansässigen Farmern zu verdanken hat, die ihn den Geiern von der Buffetplatte ziehen und tagelang aufpeppeln. Nun müssen Taten her und ihr schlüpft in die Rolle des Ex-Outlaws John Marston. Der Wilde Westen des gerade beginnenden 20. Jahrhunderts, darf sich also noch mal gehörig "Warm Anziehen", denn die Geschichte von Red Dead Redemption hat gerade eben erst begonnen.

Das Cowboyleben ist (k)ein Ponyhof

"Aller Anfang ist schwer", "Jeder hat mal klein angefangen" und "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" trifft den Nagel eurer beginnenden, heldenhaften Karriere ziemlich auf den Kopf, denn bevor ihr als schießwütiger Revolverheld in die Geschichtsbücher des Wilden Westens eingehen könnt, müsst ihr mitunter fragwürdige Unternehmungen absolvieren. Hier gilt "Augen zu und durch" oder "Ein wahrer Held stellt keine Fragen", wollt ihr einen echten Helden aus John Marston machen.

Auf der Ranch eurer blonden Lebensretterin, Bonnie MacFarlane, wurdet ihr zwar wieder auf die Beine gestellt, aber ohne eine Hand voll Dollars sieht es selbst für einen John Marston ziemlich nüchtern aus. Bonnie kann einen tatkräftigen Burschen gut gebrauchen und so macht ihr euch auf zu ersten harten Männer-Jobs, wie unter anderem Angriffe von Kaninchen, Kojoten und Co. abwehren. Dies ist für einen echten Kerl wie euch keine gewaltige Herausforderung, da ist ein Wettrennen zu Pferde schon eher ein Highlight, gilt es doch der netten Miss McFarlane zu beweisen, dass ihr in Wahrheit kein Bürohengst seid und durchaus Prärietauglichkeit vorweisen könnt.

Die unzähligen Nebenaufgaben, die ihr im Laufe des Spiels lösen könnt und müsst, ziehen in Sachen Anspruch und Komplexität teilweise ordentlich an, aber ein gewisses Laufburschendasein kann euer Held nie gänzlich abstreifen und so bleibt der typische Beigeschmack eines Botenjungen oder Mann für alle Fälle euer ständiger Begleiter.

So schreit eine besorgte Mutter um ihr verschwundenes Kind, oder ein lieber Ehemann nach seiner -bei einer wildwest-typischen Pilzsammelei- verschollenen Ehegattin oder ein Sträfling sucht beim Freigang das Weite. Alles kein Problem, solange ihr euch in der Nähe befindet. In Robin Hood ähnlicher Manier, kümmert sich John Marston um das Wohl aller Unterdrückten, fängt in Windeseile flüchtige Häftlinge ein oder glänzt mit dem Zurückbringen von ausgerissenen oder gestohlenen Pferden. Wird die 500 meterlange Verfolgung zu aufwendig, wird der Flüchtige oder Pferdedieb mit zwei bis drei Schüssen zum ins Gras beißen gezwungen. Das lässt den Helden nicht nur stufenweise die Ruhm- und Ehreleiter hinaufklettern, sondern füllt zudem die Taschen mit einigen Dollars. Für die Geldbörse schmackhaft, ist auch ein wiederholtes Erlegen von Wildtieren aller Art, sei es ein Grizzlybären, Wolf, Hase oder ähnliches Getier, welches als Fleisch- und Felllieferant eine gute Figur abgibt. Was in aller Welt einen Cowboy veranlasst, seinen besten Freund -das Pferd- zu häuten, soll an dieser Stelle zwar in Frage gestellt werden, aber dennoch unbeantwortet bleiben. John Wayne wäre sicher mächtig böse geworden, hätte er von der heutigen Sicht der Dinge gewusst.

Steckbrieflich gesuchte Blumenpflücker

Soll es ein paar Dollar mehr und außerdem anspruchsvoller sein, können Steckbriefe eingesammelt werden und ihr euch mit echten Kopfgeldjagden einen Namen machen. Bei diesen Aktionen müsst ihr schon etwas durchdachter vorgehen, denn so einfach einsammeln lassen sich die Banditen nicht, aber dafür gibt es ja genügend Wildkräuter und bunte Blumen, an die ihr als wahrer Westernheld selbstverständlich nur schwer vorbei gehen oder reiten könnt, ohne euren ausgeprägten Blumenpflückdrang an den Tag zu legen. Immerhin kommen fleißige Blumenkinder im Wilden Westen nicht zu kurz und erhalten für ausgiebige Sammelkunst nette Kleinigkeiten für die Ausstattung sowie Ausrüstung eines knallharten Desperados.

Es gibt aber auch echte Hingucker als Nebenaufgabe, wie beispielsweise eine kurzeitige Zusammenarbeit mit einem fahrenden Händler, der seine Wunderheilwasser an den Mann bringen will. Hier kommt echtes Westernfeeling zu Tage und die Stimmung steigt dabei gewaltig. Etwas fade schmeckt die Tatsache, dass ihr ein gutes dutzend Missionen erfolgreich abschließen müsst, ohne dass ihr auch nur einen einzigen Schritt in der Story vollzogen habt und selbst auf erste Informationen diesbezüglich lange, lange ausharren müsst. Dies kurbelt den Spielspaß weniger an, eher den persönlichen Verbrauch an Kautabak, denn das Spiel geht mehr als extrem schleppend voran. Hier wird anscheinend in Kauf genommen, dass sich viele Genre-Neulinge langweilen könnten und die Lust auf staub- und bleihaltige Luft verlieren. Denn packende Abwechslung sieht für so manchen Gamer sicher anders aus, als reite 10 Minuten von A nach B schieße fünf Minuten wild um dich, reite dann von B nach A und kassiere fünf ganze Dollar. Unterhaltsam reich werden, sieht irgendwie anders aus.

Wer sich mit sammeln von Mutterkraut partout nicht anfreunden kann und den Job als Laufbursche nicht wirklich reizvoll findet, der wirft halt alle Regeln in den Staub und macht es auf die harte Tour. Ihr könnt jederzeit euren Trieben freien Lauf lassen und schießwütig in den Saloon rennen, Leichen ausrauben und alles, was nicht schnell genug auf die Bäume kommt abknallen, wenn ihr euer eigenes Kopfgeld erhöhen wollt. Dann werdet ihr solange um euer Leben kämpfen müssen, bis ihr genügend Zeugen bestochen habt oder euer Kopfgeld tatkräftig wieder wett gemacht habt. Alles was ihr macht, verändert euren Ruhm und eure Ehre sowie das Verhalten anderer euch gegenüber. Ihr habt den Finger am Abzug und steht jederzeit vor der Wahl, ob ihr als guter Cowboy oder böser Cowboy durchs Leben wandelt. Eines solltet ihr zu Beginn aber bedenken, eine Flucht nach Mexiko könnt ihr euch abschminken, denn dorthin gelangt ihr erst im zweiten Abschnitt dieses riesigen Open World Abenteuers.

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Fazit

Raus aus dem Ami-Schlitten, rein in den Sattel: Red Dead Redemption ist ein GTA in Westernstiefeln. Keine 1:1 Kopie, aber im Grunde wurde der Asphalt zu Staub verwandelt, eine westerntaugliche Story hineingepackt und jede Menge Wilder Westen reingesteckt. Aber diese Mixtur kann sich durchaus sehen lassen, denn das Endprodukt protzt nur so vor Westernfeeling im Bleimantel. Obwohl viele Sammel- wie Ausrüstungsobjekte überflüssig sind, macht es immer wieder Spaß, sich mit der guten Story, den facettenreichen Charakteren und der vor allem fantastischen Landschaft auseinander zu setzen.

Nach bis zu 50 Stunden Spielzeit -tagelange Spazierausritte nach Lust und Laune nicht mitgerechnet- habt ihr den Singleplayer abgearbeitet und könnt euch gänzlich dem Multiplayer widmen, der für viele Spieler eine ideale Spielwiese sein dürfte.

Richtig nervig und spielspaßtötend sind die vielen technischen Macken, die zwar hoffentlich bald mittels Patch behoben werden, aber dennoch ziemlich unappetitlich aufstoßen. Sollte hier nicht schnellstens alles behoben sein, wird man viele Interessenten bald vergrault haben.

Red Dead Redemption ist ein typischer Rockstar-Titel, der Open-World-Freunde sowie GTA Fans mehrheitlich begeistern und fesseln wird.


Bewertung

Pro

  • Lebendige Spielewelt
  • Solider, interessanter Mehrspielermodus
  • Interessante Charaktere
  • Viele Nebenaufgaben und Herausforderungen
  • Teilweise packende Missionen
  • Fantastische Animationen von Pferd und Reiter
  • Grandiose Landschaften

Contra

  • Große technische Macken
  • Ausgesprochen dümmliche KI
  • Handel und Ausrüstung größtenteils überflüssig
  • Keine deutsche Sprachausgabe
  • Erhöhte Leerlauf-Gefahr
  • Ungenaue, fummelige Steuerung

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9

18 Kommentare

XBU Philippe Sa, 03.09.2011, 13:29 Uhr

Die Nebenmissionen hätten trotzdem mehr sein können :) Da gibt's nie genügend von, finde ich. Dadurch werden die NPCs zu wichtigen Charakteren und es laufen nicht nur Puppen durch die Stadt. Diese "Herausforderungen" (genau wie diese blöden Bandenverstecke - die haben mich für die 100% echt genervt) sind ja im Prinzip immer das Gleiche. Sammelmissionen, die Spaß machen können, aber in sich selbst nicht abwechslungsreich sind und auch keine Geschichte erzählen (fange diesen und jenen Räuber. Punkt. Sammel dieses und jenes Kraut. Punkt. Wiesooooo?? Sagt keiner ;))

Und wie gesagt - das Spiel ist klasse. Ich fand besonders, das langgezogene Ende cool.

Apropos: Ich fand, dass sich in der Mitte des Spiels zu viel auf Schießereien und so aufgebaut hat. Und ich hätte einfach gerne mehr Interaktionen mit Charakteren. Sprich: Du fängst bei Bonnie an, machst harmlose Aufgaben (wie Cowboy) und dann geht's schon weiter in die nächste Stadt zum Räuberfangen. Die hätten diese "friedlichen" Missionen meiner Meinung nach noch etwas ausbauen sollen und die Interaktionsmöglichkeiten mit den auftraggebenden Charakteren (und anderen) erhalten sollen. Ich fands blöd, dass ich nicht wieder hin zu Bonnie gehen konnte und mit ihr interagieren.

Okay - das was ich gerne hätte wäre ein "Sims" gepaart mit "Red Dead Redemption", "GTA" und mehr. Aber ich finde der Sims-Aspekt wird manchmal zu viel vernachlässigt. :) (persönliche Meinung) Genau so wie der "Erkunder-Aspekt". Abgesehen von wilden Tieren, die man jagen kann, reizt es nicht unbedingt, alles zu erkunden. Ich hätte, ich möchte es nochmal betonen, cool gefunden, in jedes Haus gehen zu können, mit jeder Person iregndwas labern zu können. So irgendwie halt. :)

Testave Sa, 03.09.2011, 11:52 Uhr

XBU Philippe schrieb:
. Die Minispiele waren nett, aber mehr begehbare Häuser mit mehr Nebenmissionen wären echt gut gewesen.
die 30 filmreife nebenmissionen (schätzungsweise), pferde zureiten, waffen herausforderungen, schatzsuche, bandenverstecke übernehmen, pflanzen herausforderungen, städte verteidigen, jäger herausforderungen, die vielen casino games und die unglaublich vielseitigen erfolge waren dir zu wenig? ich würde sagen, man kann über viele sachen in diesem game streiten, aber doch bitte nicht um den umfang. ;) obwohl du hast einerseits recht, man hätte auf 1-2 dieser sachen verzichten können und dafür mehr nebenmissionen reinpacken, andererseits würde dem spiel dann aber auch wieder was abgehen.

hoffentlich ist hier keiner sauer, dass ich so alte themen ausgrabe.

XBU Philippe Sa, 03.09.2011, 10:12 Uhr

Naja, es ist schon gut, das stimmt. Aber ich persönlich fand auch einiges nicht "perfekt". Ich habe es enorm schade gefunden, dass man innerhalb der Städte so wenig machen konnte. Die Minispiele waren nett, aber mehr begehbare Häuser mit mehr Nebenmissionen wären echt gut gewesen. Mehr Interaktionen mit anderen Menschen. Besonders Blackwater hätten die mehr ausschlachten müssen.

Und die fehlende deutsche Synchronisation ist sehr wohl ein Contra. Ich selber bin zwar auch ein Englisch affiner, aber nicht alle sind das. Und nicht allen wollen das. Wenn man nur die Hälfte versteht, was der Typ aus der Mundwinkel nuschelt und man immer Untertitel lesen muss, ist das schon nervig - das kann ich nachvollziehen. Dann muss man eben das Geld zusammenkratzen und auch eine deutsche Schauspieler-Crew organisieren. Und für Betterknower (Achtung Wortwitz...) kann man die englische Sprachausgabe immer noch drauflassen und optional verfügbar lassen.

Ich hatte übrigens nach über einem halben Jahr nach Release immer noch ein paar Technik-Bugs. Besondere Probleme hatte ich mit aktivierten-verfehlten Missionen u.Ä.....

Nicht, dass ich auf dem Spiel rumhauen will - es hat mir unglaublich Spaß gemacht. Aber die Kritikpunkte sind gerechtfertigt ^^

Testave Sa, 03.09.2011, 03:40 Uhr

obwohl die wertung (für xboxuser verhältnisse) eigentlich hammer ist, muss ich doch sagen, dass ich sie für stark unterbewertet halte. rdr ist ein absoluter meilenstein der videospielgeschichte und für mich das beste xbox360 game, welches bis dato erschienen ist. ich hab es erst nach ein paar monaten bekommen, da waren die bugs nicht mehr vorhanden, daher kann ich dazu nicht viel sagen.
jedoch die fehlende deutsche sprachausgabe zu kritisieren finde ich schon komisch (speziell in einem rockstargames-game). nebenbei weiß ich nicht, was man soundtechnisch in einem spiel noch besser machen soll (die akteure sind perfekt, die musik ist grandios und auch die effekte wirken echt - warum nicht mal ne 10 raushauen?).
mit der steuerung gibts eigentlich auch keine großen probleme. das würde ich sogar noch eher als +punkt werten.

und noch eine sache: als "typischen" rockstartitel würde ich rdr auch nicht unbedingt bezeichnen, mir hat (leider) der für rockstar games so typische schwarze humor gefehlt - der für mich einzige hacken.

ansonsten ist die review natürlich sehr gut und ich stimme auch bei fast allen punkten zu, aber man meckert halt einfach lieber als probs zu geben. nix für ungut. :D

TubaBastian So, 18.07.2010, 20:30 Uhr

Habe mir das Spiel vorbestellt, natürlich sofort in der Special edition (muhahahaha), war mir eigentlich klar das das ein Burnerspiel wird, aber es toppte alles, was ich mir ausmalte, fette Story (bisschen kurz), fette, fette offene Welt, sehr gutes Zielsystem, das Spiel macht einfach nur Laune und was ich auch noch gut finde ist, das es Avatar-Archievments gibt, das sollte es öffters geben

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