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Im Vorfeld bereits in heißer Erwartung mit vielen Awards ausgezeichnet erschien Omerta: City of Gangsters nun in den Verkaufsregalen. Das Strategie-Spiel will einen in Atlantic City in den 20er Jahren eintauchen lassen und man soll tief in die Machenschaften der Mafia verwickelt werden. Wir haben uns das Spiel angeschaut und für die Xbox 360 getestet.

Pssst... Omertà

Die Schweigepflicht der Mitglieder der Mafia wird anfänglich nicht so groß geschrieben. Bereitwillig werdet ihr Schritt für Schritt in das Spielprinzip und die Machenschaften eingeführt. Doch alles wirkt sehr einfach gestaltet. So könnt ihr am Anfang ein fertig generiertes Spielerporträt wählen und anhand einer kleinen Reihe von Fragen euren Typus bestimmen. Im Endeffekt ersetzt dies jegliche Einführungsstory (was schade ist und wo etwas Atmosphäre und Begeisterung am Anfang verloren geht) und es bestimmt nur grob eure Fähigkeiten (seid ihr schlauer, stärker, feinfühliger usw.).

Zwischensequenzen sind rar gesät und nur als Standbilder mit Vertonung mit von der Partie. D.h. so ein richtiges Gefühl für die Bedeutung der Story kommt nie auf. Das ist schade und erstickt viel Spielspaß bereits im Keim - so freut man sich doch bei dem Titel eigentlich auf eine spannende Mafia-Geschichte um hinterhältige Familiengeschäfte und dreckige Nebenjobs.

Doch vorneweg: Omerta hat auch seine Glanzmomente. Besonders am Anfang kann das Spiel begeistern. Denn die Einführung in die vielen coolen Features geht einfach von der Hand und lässt auf mehr hoffen (Betonung auf ,,hoffen"). Ihr beginnt als Mafia-Boss recht klein und fangt damit an, dass ihr Informanten bestecht um die Stadt erkunden zu können. Durch diese schalten sich Brauereien, Flüsterkneipen, Waffenlager und mehr frei. Nun ist das Spielprinzip recht einfach: Geld sammeln! Wir könnt ihr euer Geld am einfachsten vervielfältigen? Durch ausrauben, plündern, weiterverkaufen, aufkaufen, einschüchtern und durch das Abwickeln schmutziger Geschäfte. Doch klingt das alles viel glamouröser, als es eigentlich ist.

Klaustrophobie lässt zur Flasche greifen

Die Entwickler, welche auch hinter der Tropico-Serie stecken, schaffen es irgendwie nicht ganz, das Tropico-Gefühl der unendlichen Weite und unendlichen Spielmöglichkeiten auf eine moderate Größe runter zu skalieren. So fühlt sich Tropico wie die unendliche Weite, und Omerta klaustrophobisch an. Was kann man darunter verstehen?

Omerta ist sehr begrenzt in seinen Möglichkeiten und seinen Levels. Zum einen fühlen sich letztere sowieso alle gleich an (kein Level unterscheidet sich merklich vom andern) und zum andern sind sie sehr klein und beschränkend. Die verschiedenen Gebäudearten lassen euch zwar Immobilien kaufen und Suppenküchen, Pizzerias, Spiellokale oder sonstiges errichten, doch wirklich Action gibt's hier nicht. Ein großen Einfluss auf das Spielgeschehen merkt man eh nie sofort - allerhöchstens am Bier- oder Geldgehalt der mal steigt, mal fällt. Schnell hat man seine Möglichkeiten erschöpft und wartet wir in Browsergames darauf, dass die Zeit abgelaufen ist und die Mission erledigt. Somit kann man sich dem nächsten recht sinnfreien Auftrag widmen.

Schade ist besonders, dass die Interaktionen mit den andern Bewohnern der Stadt so karg ausfallen. Es gibt meistens keine direkten Ansprechpartner (kein Gesicht, kein Name, keine Dialoge), sondern nur den ,,Ladenbesitzer". Zu jenem könnt ihr lediglich eine kalte, neutrale oder warme Beziehung pflegen, abhängig davon, ob ihr ihn ausplündert oder beliefert. Doch fühlt sich das Ganz eher wie ein Text-Adventure als ein Spiel aus dem Jahre 2013 an. Die Interaktionen selbst sind so kalt, dass man recht froh ist, wenn wieder einmal ein Auftrag kommt und die guten Synchronsprecher durch das Vorlesen eines Textes wieder Leben in die Bude einhauchen. Oder eben die Actionsequenzen, die durch Kampfszenen versuchen, die Härte der Mafiosi zu zeigen...

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Fazit

Das einzige, was mir bei Omerta: City of Gangsters einfällt, ist: Verschenktes Potential. Nicht umsonst, hatte es im Vorfeld auf der Gamescom und der E3 so viele Preise gewonnen - bestechende Grafik, toller Vertonung und die Andeutung auf viele geniale, strategische Spielelemente ließen hoffen. Doch leider konnte man nicht viel von diesen Versprechungen einhalten. Strategisch begeistert das Spiel nur anfänglich - schnell wiederholen sich die eigentlich sinnlosen Spielmomente, das Bauen von Flüsterkneipen, das Bestechen von Politikern, das Pflegen guter Relationen mit Informanten verkommt insgesamt zum Text-Adventure. Die klaustrophobisch machenden kleinen Level ohne Sinn tun ihr Übriges dazu bei, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.

Schlimmer sind die Kampfszenen, die rundenbasiert im krassen Kontrast zum Mafia-Gedanken von Vergeltung, Rache und Kaltblütigkeit stehen. Ungenauigkeit führt zu Langeweile und Frust und das Potential, was bestenfalls im Multiplayer gesteckt hätte, wird ebenfalls im Keim erstickt. Denn zu zweit könnt ihr nur Kampfszenen spielen: Strategie ade.

Spaß kann zwar immer noch haben, da nicht alles schlecht ist. Besonders die ersten Spielstunden überzeugen, allein durch den tollen Soundtrack, und lassen einen hoffen, dass es doch da Geld wert war. Doch ein Dauerspaßgarant kann Omerta nie werden - dafür fehlt einfach zu viel an der Substanz. Schade - Potential war da.


Bewertung

Pro

  • Strategiespiel in Mafia-Atmosphäre
  • Anfänglich viele verschiedene Spielmöglichkeiten
  • Ansehnliche Grafik und toller Soundtrack

Contra

  • Zu viel verschenktes Potential
  • Schnell eintöniges und eingeschränktes Gameplay
  • Kampfszenen sowas von "Anti-Gangster" (rundenbasiert)
  • Multiplayer: Keine Strategie, nur Kampfszenen (absolut unnötig)

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
7

1 Kommentar

Hanniball Mi, 27.02.2013, 12:40 Uhr

Also ich habe vorher noch nie vom Spiel gehört. Der Titel klingt schon komisch.