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Der Herr der Ringe hat schon immer als Buch eine große Fangemeinde gehabt, als Peter Jackson jedoch die Filmversion dazu lieferte, wurde die Geschichte um die magischen Ringe noch einmal einem wesentlich größerem Publikum zugänglich gemacht. Kein Wunder, dass es mittlerweile auch unzählige Videospieladaptionen der Geschichten gibt. Die aktuellste hierzu ist wohl Mittelerde: Mordors Schatten. Wir sind für euch durch Mordor geritten und haben uns den Titel angesehen.

Zurück nach Mordor

Mordors Schatten richtet sich nach den Filmen und nicht nach den Büchern, das aber auch nur lose. Müsste man diesen Titel zeitlich einordnen, würde er zwischen den Geschehnissen aus Der Hobbit und denen aus Der Herr der Ringe stehen. Hauptfigur ist Talion, ein Waldläufer des schwarzen Tors. Seit Ewigkeiten ist er als Hauptmann dafür verantwortlich, über den Frieden in Mordor zu wachen, dies gelingt ihm auch, bis zu einer Nacht. Der dunkle Lord kehrt zurück und in einer hinterlistigen Aktion richtet er Frau und Kind vor den Augen des Waldläufers hin, nur um diesem im Anschluss ebenso das Leben zu nehmen.

Doch etwas ist in dieser Nacht anders als bei sonstigen Hinrichtungen in Mordor, Talion steht wieder auf. Der Geist eines ebenso Verstorbenen, jedoch Unbekannten, übernimmt den Körper von Talion und bringt ihn so wieder zurück ins Leben. Die Identität des Geistes ist ihm selbst nicht bekannt, er weiß nur, dass beide der Wunsch nach Rache verbindet.

Talions Aufgabe und damit auch die des Spielers ist also, die Dunkle Hand zu finden und zu töten. Doch auf dem Weg dahin muss der Waldläufer vorerst mehr über den Geist herausfinden, der ihn leitet und sich mit dessen Hilfe durch die untersten Ränge der Handlanger der schwarzen Hand bis zu ihr selbst durchkämpfen. Die Story ist zwar in das Universum rund um Mordor verstrickt, doch sie ist so gehalten, dass man die Filme nicht unbedingt gesehen haben muss. Die wichtigste Figur des Storytellings Sméagol bzw. Gollum kennt wohl ohnehin jeder, der sich nur etwas mit Popkultur auseinandergesetzt hat. Zwar ist der Einstieg so für Neulinge gut, jedoch fehlt es der Story dadurch etwas an Tiefe und vor allen an der Epicness, wie sie Fans der Filme wohl erwünscht hätten. Unter dem Schnitt bleibt so eine recht einseitige Rachestory im Herr der Ringe Kosmos, die ein oder zwei Hintergrundinformationen liefert.

Es ist Krieg in Mordor

Das größte und wichtigste Feature in Mordors Schatten dürfte wohl das Nemesis System sein. Es ist Krieg in Mordor und das Land ist im Chaos versunken, jedoch haben die Gegner dennoch bestimmte militärische Hierarchien. Ihr könnt also nicht einfach zur schwarzen Hand marschieren und dieser den Kopf vom Halse schlagen. Ihr fangt beim Fußvolk an, arbeitetet euch dann weiter bis ihr die Hauptmänner tötet. Hierbei fungieren unterstellte Ränge z.B. auch als Bodyguards für ihre Meister.

Der Spieler hat immer einen Blick auf die aktuelle Aufstellung der Gegner, zu Beginn jedoch nur schemenhaft. Ihr könnt aber kleinere Gegner besiegen und so Informationen von ihnen erhalten. Ihr könnt dann quasi eine der schemenhaften Figuren wählen und diese wird enthüllt. Erst erfährt der Spieler so z.B. den Aufenthaltsort und später sogar Stärken, Schwächen und Ängste. Hierbei müssen nicht alle Gegner getötet werden, prinzipiell sind die Hauptmänner Talions das Ziel. Doch um genügend Informationen über diese zu erhalten, sollte man vorher erstmal Gegner eines niedrigeren Ranges töten und besonders die Bodyguards ausfindig machen. Tut ihr dies nicht, so wird es z.B. bei einem Zusammentreffen ein vier-gegen-eins Kampf und dieser ist deutlich schwieriger zu gewinnen.

Das Nemesis System ist dynamisch, das bedeutet, eure Aktionen erzeugen immer Reaktionen. Gewinnt ihr gegen einen Gegner, so wird dieser mit der Zeit (meist sobald ihr mal wieder sterbt) durch einen anderen ersetzt. Verliert ihr auf der anderen Seite gegen Gegner, so steigen diese im Rang auf. Dies ist insofern interessant, da diese dann anfangen, anderen Gegnern Konkurrenz zu machen, so schalten sich Gegner auch gegenseitig aus oder es kommt zu Machtkämpfen. In Machtkämpfen könnt ihr dann intervenieren und so das Gleichgewicht verlagern, dies gibt dem Spieler die Chance, auch schwierigere Gegner auszuschalten und dafür lieber einen schwachen Hauptmann als Gegner zu haben.

Story relevante Gegner sind an fixen Punkten als Missionen zu finden, alle anderen findet man entweder als Machtkampf oder trifft sie zufällig, da diese über die Karte marschieren. Schön gelöst ist hier auch, das einige Gegner nach dem Tode zurückkommen oder flüchten, bei jedem Zusammentreffen sehen diese dann leicht verändert aus und haben einen persönlichen Spruch für euch parat.

Das Nemesis System macht durchaus Spaß, richtig Dynamik bringt es aber nur in Nebenquests, bei der Story habt ihr dort etwas weniger Freiraum, jedoch kann man schon Stunden damit verbringen, Feindschaften mit bestimmten Feinden aufzubauen und ist froh, wenn man diesen dann doch auflauern konnte und ihr Kopf am Ende über den Screen fliegt.

Umfang Umfang Umfang


Die Entwickler des Titels gaben im Vorfeld bekannt, dass für einen 100% Durchlauf gut und gerne 30 Stunden veranschlagt werden können. Ich habe die Hauptstory und einige Nebenmissionen gespielt und bin am Ende mit 65 Prozent bei knapp 20 Stunden gelandet. Daher ist die Einschätzung der Entwickler nicht ganz falsch, denn später im Spiel geht der Fortschritt schneller. Gerade zu Beginn fehlen dem Spieler wichtige Skills und er hat weniger Energie. Daher muss erstmal ordentlich Erfahrung gesammelt werden, wozu sich das Nemesis System und auch einige Nebenmissionen eignen. Ihr könnt z.B. Sklaven befreien  und erhaltet von diesen neue Aufträge, es gibt Herausforderungen für die Waffen Schwert (Nahkampf), Dolch (Stealth) und Bogen (Fernkampf), welche euch Erfahrung geben und die Waffe aufbessern. Darüber hinaus gilt es diverse Pflanzen zu finden und Tiere zu jagen. All dieses ist optional, genauso wie die Machtkämpfe, die immer wieder auftauchen (auch nach Beendigung der Story). Es gibt genug zu tun, zwar ähneln sich Aufgaben in einem Themengebiet oft, jedoch gibt es durch die diversen Gebiete (Sammeln, Jagen, Kämpfen, Schleichen etc.) genug Abwechslung.

Man muss sagen, die ersten drei bis fünf Stunden sind etwas zäh, man muss doch viele niedrigere Gegner erledigen, bis man  endlich gute Angriffe freischaltet und hat daher das Gefühl nicht voran zu kommen, da bei fast jedem Ableben die unteren Ränge wieder neu besetzt werden. Jedoch ist dies auch genau richtig so, denn so bleiben immer schwache Gegner über, an denen trainiert werden kann. Spätestens ab Stunde fünf kann der Talion es auch mit großen Gruppen aufnehmen und Hauptmännern mit gezielten Finishing-Moves locker den Schädel abschlagen, dann macht das Spiel noch mehr Spaß und es kommt erst zu einem richtigen Spielfluss, man fühlt sich tatsächlich wie ein Jäger auf einem Rachefeldzug.

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Fazit

Als Open-World Action Adventure kann man nicht viel an diesem Titel aussetzen. Klar ist die Welt etwas klein und bietet weniger Tiefe als man es erhofft hatte, ebenso ist die Story qualitativ unter dem Herr der Ringe Standard, jedoch macht der Titel besonders auf spielerischer Ebene nahezu alles richtig.

Das Nemesis-System, was in der Theorie einfach klingt, kann ganze Abende mit zufälligen Feindschaften füllen und bietet so eine angenehme Dynamik. Die Kämpfe zeigen ein bereits bekanntes Kampfsystem, welches nahezu perfektioniert wurde, wodurch es keine Frustmomente gibt.

Abschließend wird das Erlebnis durch eine solide Präsentation untermauert. Für Fans der Filme und Neulinge ist dieser Titel gleichermaßen eine Empfehlung, lange machten Orc-Enthauptungen nicht so viel Spaß.

Wir vergeben einen XBoxUser Special Award für das dynamische Nemesis System!


Bewertung

Pro

  • Bis zu 30 Stunden Spielzeit
  • Flüssige Steuerung in den Kämpfen
  • Nemesis System bringt Dynamik in Sidequests

Contra

  • Open World ist eintönig ausgefallen
  • Story für das Herr der Ringe Universum etwas dünn

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

11 Kommentare

c0rtez So, 01.02.2015, 22:51 Uhr

Ah ok. Gut zu wissen. Dann is meine Motivation auf jeden Fall schon mal größer weiter zu machen

XBU Zwobby So, 01.02.2015, 22:37 Uhr

Es gibt in der Tat ein zweites Areals später, wenn du da bist, wirst du auch nicht mehr so viele Probleme mit den Häuptlinge haben. Nur am Anfang ist es schwer, ich habe lange kleine Brötchen gebacken bis es los ging.

c0rtez So, 01.02.2015, 22:31 Uhr

Ich bin irgendwie immer noch nicht richtig warm geworden. Habe zu Anfang schon arge Probleme beim zweiten Häuptling und dadurch das ich drauf gehe werden alle anderen auch wieder stärker. Vielleicht mache ich auch nur was falsch

Ansonsten gefällt mir das Spiel gut. Einzig die Landschaft is sehr eintönig und für open World recht klein. Oder kommt man aus dem Areal irgendwann noch raus?

XBU Dirty So, 01.02.2015, 22:16 Uhr

Habe das Game nun zum Neupreis von 45 Euro gekauft und bin positiv überrascht. Tolle Präsentation, Gameplay top und es macht ordentlich Spaß auszuteilen :smt023

K3M0H Mo, 03.11.2014, 12:44 Uhr

Ajkster schrieb:
Kann dem Test so zustimmen. Das Spiel ist, ähnlich wie auch schon Wolfenstein, eine der positiven Überraschungen des Jahres.

Meiner Meinung nach ist es auch, abgesehen von dem Setting, der AC-Reihe in allen Bereichen haushoch überlegen. Aber Mordor ist halt auch keine Karibikinsel;)

Ich denke das hat auch niemand erwartet :D

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