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Mittendrin statt nur dabei

Wenn ihr mit Faith über die Häuserdächer lauft, unter Absperrungen hindurchrutscht oder über Zäune springt, dann spielt ihr in erster Linie nicht nur Faith, ihr seit Faith. Die Spielperpektive präsentiert sich aus der Ego-Sicht, aber anstatt die Kamera auf Höhe des Bauchnabels oder in Kniehöhe zu fixieren, scheint diese in den Kopf von Faith integriert worden zu sein. Wenn ihr lauft, springt, euch duckt oder abrollt bekommt ihr auf dem Bildschirm genau das zu sehen, was auch in etwa das menschliche Auge erfasst.

Hangelt ihr euch an einer Stange entlang, seht ihr von euch selbst lediglich die Hände und einen Teil der Arme, rutscht ihr einen Abhang hinunter, so bekommt ihr eure Beine und Füße präsentiert und auch bei einer stoßdämpfenden Rolle vorwärst dreht sich die Kamera im Kreis. Teilweise gewohnheitsbedürftig, aber in der Tat wirkt das Ganze sehr real. Mehr als Gliedmaßen und einen freien Blick auf die Umgebung erhält Faith nicht.

Keinerlei HUD-Anzeigen trüben eure Sicht auf das eigentliche Spielgeschehen. Auch wenn Mirror´s Edge kein Spiel ist, welches zeitlich in der Gegenwart angesiedelt ist, ich habe jedenfalls keine Lebensenergieanzeige oder die Karte meiner Umgebung vor Augen, wenn ich mich bewege. Diese Art der Kameraführung ist einzigartig und vermittelt ein bislang unerreichtes Mittendrin statt Nur-Dabei Gefühl.

Mein HUD, kein HUD

Ebenso minimalistisch wie die Bildschirmanzeigen erweist sich auch die Steuerung von Faith. Zur Fortbewegung und zur Ortung eurer Umgebung benötigt ihr klassischerweise die beiden Analogsticks. Wollt ihr euch an einem Mauervorsprung, Lüftungsschaft oder anderen Objekten hochziehen oder über diese hinwegspringen, genügt ein kurzes Antippen des linken Schulterbuttons. Zwingt euch euer Weg unweigerlich in die Knie, weil ihr unter einer Absperrung hindurch müsst, geht Faith nicht in die Hocke. Vielmehr rutscht sie bei einem kurzen Druck auf den linken Trigger aus dem Lauf heraus unter der Absperrung hindurch.

Selbst an Wänden entlanglaufen stellt für Faith keine größere Herausforderung dar. Lauft ihr auf eine Wand zu und betätigt LB, so lauft ihr für ein kurzes Stück horizontal an einer Wand entlang. Richtungswechsel gefällig? Kein Problem, einfach kurz den rechten Schulterbutton drücken und schon wird Faith Ausschau halten, was hinter ihr liegt. Professionelle Runner sind schnell, flink und sehr akrobatisch. Wollt ihr erfolgreich sein, gilt es mit gekonnt getimeten Steuerungskombinationen akrobatische Meisterleistungen auf die Häuserdächer zu legen. Lauft auf eine Wand zu, betätigt LB für einen Wall Run, drückt RB, um euch umzudrehen, und erneut LB, um abzuspringen...so einfach erreicht ihr einen hinter euch liegenden Vorsprung.

Hängt ihr dort einmal, genügt ein kurzer Tipp auf LB und Faith zieht sich hoch und hat wieder festen Boden unter den Füßen. Tiefe Sprünge sollte Faith mit einer perfekten Rolle abdämpfen und beim Sprung über Stacheldrahtzäune die Füße einziehen. Beides erreicht ihr ebenfalls über den linken Trigger. Die Tasten sind also je nach Interaktionsmöglichkeit mehrfach bzw. unterschiedlich belegt. Trotz allem funktioniert die Steuerung hervorragend präzise und man benötigt lediglich ein wenig Übung, bis selbst die kompliziertesten Sprungkombinationen sitzen. Wer aber hat auch schon derartig akrobatisches Talent in die Wiege gelegt bekommen?...Übung macht halt bekanntlich noch immer den Meister.

Das Massengrab, die Häuserschluchten

Das nicht jeder Sprung von Anfang an richtig sitzt ist verständlich, führt aber unweigerlich dazu, dass Faith schon einmal hinter der nächsten Ecke unsanft in einer Häuserschlucht verschwindet. Ihr müsst in solchen Fällen aber nicht unendlich lange Levelabschnitte erneut wiederholen, denn dank eines recht fairen Checkpoint-Systems findet sich Faith meist nur ein paar Meter vor der Unfallstelle auf festem Boden wieder. Ganz nach dem Prinzip Trial & Error macht ihr euren Weg durch die verschiedenen Missionen und Levelabschnitte. Dabei trefft ihr gelgentlich nicht nur auf harte Häuserfassaden, sondern auch auf den ein oder anderen harten Hund.

Im Fall von Mirror´s Edge sind dies die Polizisten, welche im Vergleich zu Faith, durchaus bewaffnet sind. Hier heißt es also vorbeischleichen oder gekonnt attackieren. Der beste Weg wäre eine Entwaffnung des Gegners. Zwar könnt ihr Faith mittels Y-Taste dazu überreden, einen solchen Versuch zu starten, es bleibt euch aber nur ein sehr kurzer Zeitpunkt, um den richtigen Moment des Zugriffs abzupassen. Wer nicht so schnell bei der Sache ist, kann diese Situation auch in Slow-Motion zocken. Ein kurzer Druck auf die Taste X und Faith kann ihre Gegner im Stil á la Matrix entwaffnen. Ob ihr nun selbst Hand an die Waffe legt oder nicht, bleibt euch überlassen. Die Slow-Mo funktioniert allerdings nur, wenn Faiths Momentum stimmt.

Momentum,...moment Mal?!

Momentum aufzubauen und aufrechtzuerhalten, ist für einen Runner lebenswichtig. Das Momentum beeinflusst, wie weit deine Sprünge und Wallruns gehen und wie hoch du bei Wallclimbs kommst. Je länger du dein Momentum aufrechterhältst, desto schneller kannst du rennen und desto schwerer ist es, dich aufzuhalten. Manche Hindernisse kannst du mit Vaults überwinden oder bewältigen, indem du unter ihnen hindurchrutscht. Andere helfen dir, auf Kosten deines Momentums Höhe zu gewinnen. Wie du vorgehst, liegt bei dir. Aber es ist entscheidend, dass du einzelne Bewegungen verbindest und eine hohe Geschwindigkeit beibehältst.

Die Bewegungsfreiheiten von Faith sind nahezu uneingeschränkt. Auf eurem Weg zum Ziel könnt ihr sehr experimentierfreudig vorgehen und diverse Wege ausprobieren. Wer die Hilfestellung nicht deaktiviert hat, wird in Mirror´s Edge von einem, im wahrsten Sinne des Wortes, roten Faden begleitet. So sind wichtige Elemente an denen Faith entlanghangeln, abspringen oder klettern kann, rot eingefärbt. Diese rot markierten Gegenständen stellen die Wegweiser und gleichzeitig die moderne Variante einer Übersichtskarte dar. Solltet ihr dennoch mal nicht wissen, wo es lang geht, hilft euch ein Druck auf die B-Taste weiter. Faith wirft dann ihren Blick in die Richtung, in die ihr euch weiter vorarbeiten müsst. Auch wenn sie ihren Blick dabei schon einmal unmittelbar vor eine Wand wirft, ist die grobe Richtungsangabe eine weitere Hilfestellung, die ihr nutzen könnt.

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Fazit

Mirror´s Edge hat die Aufmerksamkeit der vergangenen Wochen zu Recht auf sich gezogen und präsentiert uns ein völlig neues Genre. EGO-Runner dürften ab sofort fester Bestandteil im Videospiel-Regal sein. Statt Jagd auf eure Gegner zu machen, lauft ihr vor diesen davon.

Der Job eines Runners ist es, wichtige Informationen von A nach B zu bringen, und diesen Job hat Faith mit Bravour oder besser... als Parkour gemeistert. Während die Weitsicht über die Dächerlandschaften schier undendlich und detailreich ist, wiederholen sich viele Elemente im Spiel häufig und präsentieren sich mit gelegentlichen, grafischen Patzern.

Der Soundtrack ist hervorragend zur Spielsituation abgemischt, und der hörbare Atem und Herzschlag von Faith dürften den Adrenalinspiegel schnell in die Höhe treiben, wenn mal wieder Hetzjagd auf Faith gemacht wird. Faith ist auf sich alleine gestellt. Auf einen Multiplayer wird bei Mirror´s Edge vollständig verzichtet.

Time-Trial und Speed-Runs bieten aber zusätzliche Singleplayer Herausforderungen. Auch wenn die Trial & Error Methode euch zu der ein oder anderen Wiederholung zwingen wird, die Speicherpunkte sind überwiegend fair gesetzt. Leider ist der Spielspaß nach ca. 6-7 Stunden vorbei. Der grundsätzlich vorhandene Support für Xbox LIVE! macht jedoch Hoffnung auf weitere Missionen via DLC.

Von uns gibt´s für Mirrors Edge einen XBoxUser Special Award für ein innovatives Gameplay!


Bewertung

Pro

  • Schier unendliche Weitsicht
  • Ein einzigartiges Mittendrin-Gefühl
  • Time-Trial und Speed-Rund Modus
  • Hörbarer Atem und Pulsschlag
  • Innovatives Gameplay

Contra

  • Fehlender Multiplayer
  • Recht kurze Spielzeit des Story-Modus
  • Gelegentliche Grafikpatzer
  • Sich häufig sehr ähnelnde Elemente

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

81 Kommentare

msvfreak02 Sa, 23.01.2010, 14:56 Uhr

Ich drückt dabei immer b und y, aber ob das wirklich was bringt und mir nicht nur so vorkommt ist eine andere Frage :D

Fishlike61 Sa, 23.01.2010, 14:53 Uhr

Master Chief 117 schrieb:
Sry, aber ich erkenn das nichts, was man auf der Xbox nicht auch machen kann^^

Und wie macht man dass dann an der xbox`?
Der guckt ja erst nach rechts und dann schnell nach links und nimmt dabei Geschwindigkeit auf.
Wie geht das`?

msvfreak02 Fr, 22.01.2010, 21:10 Uhr

Sry, aber ich erkenn das nichts, was man auf der Xbox nicht auch machen kann^^

Fishlike61 Fr, 22.01.2010, 19:51 Uhr

Nein den Sidestep^^
YouTube - Mirror's Edge Reflex Redux World Record 44:57
Das was der gleich am Anafng macht.
Manche machen dass das ganze Rennen über.
In nem Kommentar hat das jemand Sidestep genannt. So komm ich auf den Namen.

msvfreak02 Fr, 22.01.2010, 17:22 Uhr

Welcher Siedestep? Meinst du den Wallrun?

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