Review zu Lips: Deutsche Partyknaller

Kurz nach dem Start vom weltweiten Lips-Nachfolger & Add-on Lips: Number One Hits kam exklusiv für den deutschsprachigen Markt auch das Spiel Lips: Deutsche Partyknaller auf den Markt. Somit wurde nun hierzulande dafür gesorgt, dass es viel neues Singfutter für die Superstar-Gemeinde gibt. Wir haben uns auch diese Version einmal angesehen.

Der Partyschreck

So könnte sicherlich auch ein billig produzierter Teenie-College-Film aus den USA heißen, aber so könnte man auch ein billig produziertes Spiel aus dem Hause Microsoft nennen. Um es direkt vorweg zu nehmen: Lips: Deutsche Partyknaller ist nichts anderes, als Lips: Number One Hits, nur eben mit anderen Songs. Das heißt, alle Punkte, die wir zum eine Woche vorher erschienenen, internationalen Pendant veröffentlicht haben, gelten auch für das Exklusivwerk im deutschsprachigen Raum.

Die Entwicklungskosten für dieses Spiel beschränken sich somit auf die Einbindung der neuen Songs mit ihren Videos, Lyrics und Tonspuren. Alle anderen Veränderungen -eine Mehrzahl ist eigentlich schon fehl am Platze- beschränken sich auf das Logo. Es ist exakt gleich bis auf den Schriftzug, dort steht statt "Number One Hits" eben "Deutsche Partyknaller", d.h. die Arbeit dürfte ein Azubi in seiner Mittagspause beim Surfen im Internet mal eben mit erledigt haben.

Ansonsten von Veränderung oder Anpassung keine Spur! Natürlich habe ich keine andere Engine erwartet und keine andere Struktur, aber ich hätte mir zumindest zwei Dinge gewünscht: Erstens, eigene Erfolge für diesen Lips-Teil, wenigstens mit 250 Punkten wie für ein Add-on, aber leider nutzt man die gleichen 1250 Punkte wie für Lips + Number One Hits. Zweitens, einen eigenen Look der zum Titel "Deutsche Partyknaller" passt. Aber von "Deutsch" und "Party" fehlt jede Spur, stattdessen sieht man auch hier das gleiche rote Sofa oder die gleichen amerikanischen Oldtimer... nicht wirklich passend für ein Spiel, welches von der Namensgebung her eine eindeutige Marschrichtung vorgibt.

Ernüchterung auch am Mischpult

Hat man es versäumt, dem Spiel den zum Titel passenden Look zu verpassen, so ist auch in Sachen Musik noch längst nicht alles in Ordnung. Ein genauer Blick auf die Setlist lässt die Frage aufkommen, ob der Erfinder des Spieletitels "Deutsche Partyknaller" überhaupt wusste, welche Lieder hier eingebunden werden. Sollte man bei Festlegung auf den Titel tatsächlich gewusst haben, welche Lieder am Ende im Spiel sein werden, dann hat dieser Entscheidungsträger noch nie eine richtige Party gemacht.

Es geht dabei gar nicht um die Frage, ob die Lieder gut sind oder schlecht, denn es sind wahrlich schöne deutschsprachige oder hierzulande produzierte Songs dabei, aber bitte auf welcher Party spielt man denn "Wind of Change" von den Scorpions, "Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)" von RZA feat. Xavier Naidoo oder "Und wenn ein Lied" von den Söhnen Mannheims. Das sind doch Songs, die man sich eher alleine zu hause bei einer Flasche Hochprozentigem anhört, wenn man gerade von seinem Lebensabschnittsgefährten verlassen worden ist. Aber zu einer Party? Wenn der Titel kein Versehen ist, wird Microsoft wohl die langweiligsten Betriebsfeste Deutschlands feiern.

Auf einen Titel "Deutsche Partyknaller" passen sicherlich Lieder wie "Viva Colonia" von den Höhnern oder "54, 74, 90, 2010" von den Sportfreunden Stiller, aber davon gibt es viel zu wenig auf der Spieledisk. Wo sind Songs wie zum Beispiel "Zu spät" oder "Westerland" von den Ärzten, wo sind Partyklassiker wie der "Bommerlunder-Song" oder "Hier kommt Alex" von den Toten Hosen. Warum gibt es kein Klaus Lage mit "1001 Nacht" oder wieso gibt es nahezu nichts aus der obligatorischen "Ballermann"-Ecke mit Songs wie "Das rote Pferd" oder "Reiß die Hütte ab".

Sicher, über Geschmack lässt sich bekanntlich ja nicht streiten, denn der ist immer verschieden, aber der Großteil der Songs dieser Version "Deutsche Partyknaller" hat mit einer richtigen Party in meinen Augen nichts zu tun und ist daher auch ganz klar eine Enttäuschung für mich. Man hätte den Party-Sektor mit dem Austausch von 50% der Songs durch andere zwanzig echte Party-Hits deutlich besser bedienen können.

Alle weiteren Bewertungen zu den Funktionen und zur Grafik findet ihr im Review zu Lips: Number One Hits, welches sich mit diesem Spiel (bis auf die Songs) komplett deckt.