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Seit Entwickler Traveller's Tales im Jahr 2005 mit Lego Star Wars das erste Mal eine Filmgeschichte im Kinderzimmerformat mit digital animierten Lego Figuren nachstellte, gehören die regelmäßigen ,,Verklotzungen" von bekannten Geschichten beinahe schon zum Alltag von Videospielern. Acht Jahre und elf Spiele später haben wir mit Lego Herr der Ringe die neueste Umsetzung einer bekannten Geschichte getestet. Können die Legomännchen noch genau so begeistern wie in früheren Auftritten, oder geht den Klötzen langsam die Puste aus, sodass man dieses Werk lieber in die Feuer des Schicksalsberges schmeissen sollte?

Alles alt bis auf der Anstrich?

Warner Bros. Interactive steckt euch in Lego Herr der Ringe in die Haut, Verzeihung, in das Plastik von Frodo Beutlin, dem als Nachfahre von Bilbo Beutlin die zweifelhafte Ehre zu teil wird, den einen Ring zu vernichten. Dazu muss er ganz im Stile der 1969 bis 1970 erstmals auf deutsch veröffentlichten Romane von J. R. R. Tolkin in das Herz des Feindeslands eindringen und den Ring dort in die Feuer des Schicksalsberges werfen.

Im Kern ist Lego Herr der Ringe dabei ein typisches Lego-Spiel. Ihr steuert einen beliebigen Charakter eurer derzeitigen Gruppe und müsst mit diesem und seinen speziellen Fähigkeiten das nächste Hindernis überwinden oder Rätsel lösen. So könnt ihr mit Sam und seiner Schaufel Dinge ausgraben und Pflanzen sähen. Außerdem kann Sam Feuer entfachen, Wasser transportieren und Kochen. Merry hingegen kann angeln, Gimli kann brüchige Felswände zertrümmern und Legolas kann mit Pfeil und Bogen alle möglichen, außer Reichweite liegenden Mechanismen betätigen.

Hierbei schafft es das Spiel, Serientypisch möglichst alle Fähigkeiten der einzelnen Protagonisten sinnvoll oder zumindest humorvoll einzubeziehen. So kämpft und rätselt ihr euch in 18 Leveln bis zum Abspann vor. Verbunden werden diese, die Kernereignisse der drei Filme repräsentierenden, Level durch ein liebevolles und sehr stimmig gestaltetes Mittelerde. An jeder Ecke gespickt mit Geheimnissen, Rätseln und kleinen Aufgaben der Bewohner.

Erledigt ihr diese Aufgabe bekommt ihr eine Multiplikator für das Sammeln von Punkten in Form von kleinen, talerförmigen Legosteinchen. Umso mehr ihr von diesen Steinchen sammelt umso besser, denn damit lässt sich ein Teil der bis zu 85 spielbaren Figuren freischalten. Das ist auch bitter nötig, denn die Geheimnisse, Truhen und Baupläne, die es in der Welt und den Leveln zu finden gibt, können nicht von jedem Charakter erlangt werden, da gewisse Fähigkeiten von Nöten sind, um gestellte Rätsel zu lösen oder Hindernisse aus dem Weg zu schaffen.

Genau an dieser Stelle kommen wir zur auffälligsten, spielerischen Neuerung. Jeder Charakter hat nun ein Inventar, in dem Dinge verstaut und kombiniert werde können. Außerdem könnt ihr euch mit Mithril-Klötzen Ausrüstungsteile bei einem Schmied herstellen lassen. Dafür braucht ihr die eben genannten Mithril-Steine und den entsprechenden Bauplan. Sowohl der Werkstoff als auch die Blaupausen der Objekte verstecken sich in Mittelerde. Um die Suche etwas zu erleichtern, gibt es pro Gebiet eine Statue, die euch die ungefähren Aufenthaltsort der Geheimnisse zeigt.

Ein Schatz, an dem die Ringgeister nagen!

Serientypisch spielt sich das Ganze recht simpel und dennoch weiß die Welt zu fesseln. Zum einen weckt das Spiel mit seinen vielen versteckten Extras den Sammelreiz des Spielers, zum anderen schafft die Soundkulisse mit den original Musikstücken der Herr der Ringe Filme eine tolle Atmosphäre, welche durch die liebevolle Optik untermauert wird. Klar brennt Traveller's Tales hier kein Grafikfeuerwerk wie manch ein Ego-Shooter heutzutage ab. Dafür hat die knuddellige Lego-Grafik ihren ganz eigenen Charme. Da verzeiht man auch die hin und wieder eher mäßig besetzten, nicht ihren filmischen Vorbildern entsprechenden Synchronsprecher und die an manchen Stellen zickige Kammerasteuerung. 

Etwas störender stößt da schon das teilweise übertrieben häufige Gewechsel zwischen den verschiedenen Charakteren auf. Außerdem werden manchen Mechanismen etwas überstrapaziert, wodurch einige Level öde und ideenlos wirken.

Wer arbeitet schon gerne alleine?

Abhilfe schafft in solche Situation ein weiterer Spieler. Dieser kann jederzeit einsteigen und die Kontrolle eines weiteren Protagonisten übernehmen, um den Spieler zu unterstützen. Auch wenn Lego Der Herr der Ringe nur noch den Beitritt eines einzelnen Koop-Partners bietet, so sorgt dieses Feature für etwas Abwechslung und hilft dem Spieler über die vereinzelt auftretenden Gameplaylängen hinweg, aber halt auch nicht mehr. Alles andere wäre auch schade, denn im liebevoll designten Mittelerde gibt es viel, das entdeckt und freigeschalten werden möchte.

Fazit

Insgesamt liefert Traveller's Tales mit Lego: Der Herr der Ringe eine gelungene und würdige Umsetzung der Ring-Trilogie. 

Serientypisch sollte einem dabei aber vorher klar sein, dass das Spiel eher simpel gestrickt ist und primär von den witzigen Ideen, sowie den vielen versteckten Gimmicks und Geheimnissen lebt.

Die Inszenierung dagegen ist ohne jeden Zweifel sehr gelungen und für jedermann zu empfehlen. Hier und da hätte man der Geschichte zwar sicher noch etwas mehr Luft geben können, aber schlussendlich weiß jeder, worum es beim Herrn der Ringe geht.

Sowohl Lego-Liebhaber als auch Tolkin-Fans können hier bedenkenlos zuschlagen.

 


Bewertung

Pro

  • Viele spielbare Charaktere
  • Viele versteckte Sammelobjekte
  • Atmosphärische Musikuntermalung

Contra

  • Teils fummelige Kammerasteuerung
  • Hin und wieder öde Abschnitte
  • Teilweise schlechte Synchronsprecher

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

2 Kommentare

idija Mi, 23.01.2013, 15:04 Uhr

Als HdR-Fan werde ich mir das Game bald zulegen, denke ich. :smt023

Gargoyle Mi, 19.12.2012, 11:25 Uhr

Das find ich ja mal richtig cool. Mal ein etwas anderes Adventuregame für Kinder. Das wär ja echt was für die Kinder meiner Schwester...

Zum Test: Ich finde es bei einem Spiel ab 6 eigentlich gut, wenn die Grafik nicht zu komplex ist. Für Kinder ist es ja gerade besser, wenn sie nicht mit zu viel Ablenkungen konfrontiert werden.