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Telltale Games sind aktuell in aller Munde. Nach dem Erfolg der ersten beiden The Walking Dead-Staffeln kommt aktuell ein Titel nach dem anderen auf den Markt. Auch mit Tales from the Borderlands beruft man sich auf ein bereits bestehendes Universum und präsentiert dies von ein anderen Seite, genau diese Seite haben wir uns für euch auf der Xbox One angeschaut.

Typisch für Telltale Games kommt dieser Titel in einem Comic Look mit Cell-Shading-Anleihen. Ich behaupte zu keinem anderem Universum passt dieser Look so gut wie zu Borderlands. Bereits die drei erschienen Borderlands-Teile wurden in einem sehr ähnlichem Look präsentiert, daher passt der Stil wie die bekannte Faust auf das Gamerauge.

Alle bekannten Figuren erkennt man problemlos wieder, die Psychos, die Skags und auch die bekannten Vault Hunter wie in dieser Folge Zero sehen einfach aus, wie in den Shooter-RPG-Hybriden von der Xbox 360.

Es sind wie immer Kleinigkeiten, welche begeistern, da sind z.B. die detaillierten Falten der Kleidung, welche alle schön gezeichnet sind, oder wie jede Figur unterschiedlich geht. Klar kann man jetzt argumentieren, dass der Look irgendwann ausgelutscht ist, da er - besonders - bei The Walking Dead schon oft so dargestellt wurde. Dies ist auch so, jedoch passt der Stil wie bereits erwähnt hier einfach und die Farbpalette wurde deutlich angepasst. Telltale Games greifen sonst auf schlichte dunkle Töne zurück, hier bei Tales from the Borderlands ist alles viel bunter und abgefahrener, eben genau wie in Borderlands.

Man ist es von Telltale Games schon fast gewöhnt, dass die Sprecher liebevoll ausgesucht werden und daher waren die Erwartungen auch hoch, bevor ich den Titel gestartet habe. Doch auch in diesem Titel hat man mal wieder ein Händchen für die richtigen Stimmen bewiesen. Hier scheut man auch nicht davor, bekannte Synchronsprecher zu engagieren so schlüpft Patrick Warburton in die Rolle von Hugo Vasquez. Warburton dürfte den meisten als Joe Swanson aus Family Guy bekannt sein, jedoch kann er auf eine lange Liste an Rollen zurückblicken. Hier wird auch der Grundton klar, Tales from the Borderlands legt wert auf Komik, daher sind auch Sprecher aus diesem Bereich engagiert worden, hier sollen witzige Stimmen und Wortakrobaten zum Einsatz kommen, die großen emotionalen Reden bleiben erstmal zurück.

Auch sonst macht der Soundtrack eine gute Figur, Sounds der Umgebung und Nebencharaktere erinnert direkt an die Borderlands-Reihe und musikalisch, ja da wird es euch umhauen. Hier wurde auf Dramatik verzichtet, stattdessen solltet ihr vorher euren Subwoofer ein oder zwei Stufen runter stellen. Claptrap selbst wäre begeistert und würde den Soundtrack wohl passend mit ,,Woob Woob" bezeichnen, hier dominieren Dubstep Songs mit ordentlich Bass. Das ist natürlich Geschmackssache, ich selber würde auch lieber die neue Machine Head-Platte einlegen als Skillrex, jedoch geht es hier um das Konzept und in dieses passt diese Art von Musik perfekt.

Bei diesem Titel ist es mal wieder herrlich kompliziert, die Story zu erklären ohne zu spoilern. Es gibt zwei Hauptfiguren; Rhys und Fiona. Wir lernen Rhys zuerst kennen, ein Angestellter von Hyperion, der durch einen gemeinen Kollegen seinen Job verliert und zum Hausmeister degradiert wird. Nun bekommt Rhys mit, dass dieser Kollege einen Vault Key kaufen möchte und fortan ist euer Ziel den Schlüssel selbst in die Hände zu bekommen, kurzum ihr wollt Rache. In diese Story ist auch Fiona verwickelt, ich möchte nicht näher darauf eingehen, wie und warum die junge Dame mit in den Deal einsteigt, jedoch gefällt mir das System sehr gut, die Story aus zwei Blickwinkeln zu erzählen. So habt ihr immer wieder die Möglichkeit, eure Figuren gegenseitig in die Pfanne zu hauen oder sie eben doch zu guten Freunden werden zu lassen.

In kürzester Zeit habt ihr euch mit den Figuren angefreundet und wollt wissen, wie die Story weiter geht. Ich gebe zu, ich war zu Beginn wirklich skeptisch, aber die Figuren sind so gut geworden, das ich ihre Reise sofort verfolgen wollte und am Ende nach dem Cliffhanger von Folge eins klar war, dass der Season Pass her muss.

Wer Borderlands eins zwei oder das Prequel gespielt hat, der wird einige Insider-Gags finden und merken, wie Truhen und Items einfach aussehen wie in den Vorbildern. Wer die anderen Spiele nicht gespielt hat, für den ist das alles kein Problem, es ist keinerlei Vorkenntnis nötig. Ich behaupte, so gute Figuren wie in Tales from the Borderlands hatte bisher kaum ein Telltale Games Titel, ich bin schlichtweg begeistert.

Tales from the Borderlands hat mir fast 150 Minuten Spaß bereitet, das sind über zwei Stunden, das ist eine Spielzeit die z.B. die Laufzeit des dritten Films der Hobbit-Reihe knapp überbietet. Jetzt klingt das für ein Spiel wieder herzlich wenig, wenn es genauso lange dauert, wie ein Film. Bedenken wir aber, dass dieses Spiel näher an einem Film ist als an einem Game und in Episodenform erscheint, so relativiert sich das wieder.

Ziehen wir den Preis von 5 Euro mit in die Bewertung ein, so wird deutlich, Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Kein Kinobesuch kostet  euch nur 5 Euro und selbst ein Video on Demand Service kommt kaum günstiger daher. Man muss den Inhalt von Tales from the Borderlands auf Preis vs. Spielzeit herunterbrechen, da es keine anderen Faktoren wie Nebenquests oder andere Modi gibt, für mich ist das ein interaktiver Film, da bewerte ich wie lange dieser geht und da ist der Titel wirklich nicht zu teuer.

Macht Tales from the Borderlands Spaß? Ja! Warum? Weil es hier um fast nichts anderes geht als Spaß! Der Titel nimmt sich selbst zu keiner Sekunde ernst und tut dies stellenweise auch mit euren Entscheidungen nicht. Dennoch wird eine relativ ernste Story erzählt und es gibt echte Konflikte und Story-Twists. Mehr als eine handvoll Mal musste ich lachen, als ich Episode eins gespielt habe und trotz der neuen Gameplay-Elemente, die sich etwas fremd anfühlen, macht jede Sekunde der Folge Spaß. Klar, man muss Spaß an dieser Art Spiel haben, wer Freiheit und Action möchte, der ist hier natürlich frei, wer aber Story und gute Lacher an oberster Stelle sieht, der wird hier eindeutig seinen Spaß haben. Woran liegt das? Neben der einfachen Steuerung sicherlich an den selben Dingen, die eine gute TV-Serie ausmachen. Gute Figuren, gute Story und eine gute Inszenierung.

Wer einfach mal eine gute Zeit haben möchte und sich in Figuren verlieben und in deren Story verlieren mag, der wird hier wahrlichen Spielspaß erleben.

Wer ein Telltale Games Titel gespielt hat, der wird sofort wissen, was er wie zu drücken hat und dennoch gibt es die ein oder andere Anpassung, was jedoch nicht immer so perfekt funktioniert. Grundsätzlich handelt es sich hier wieder im ein Grafik-Adventure, also eine Art interaktiven Film wenn man so möchte. Ihr bewegt euch durch die Welt, habt jedoch kaum Rätsel oder anderes vor euch, der Ausgang wird nur über eure Wahl in den Dialogen beeinflusst. Damit dies nicht zu einfach ist, habt ihr für die Wahl immer nur begrenzte Zeit. Seid euch sicher, jede Entscheidung kommt irgendwann auf euch zurück, ich habe mich mehr als nur einmal geärgert, vorher eine Wahl getroffen zu haben, als ich am Ende die Konsequenz erlebte.

In Tales from the Borderlands spielt ihr zumindest in der ersten Episode zwei Figuren abwechselnd, deren Wege sich zwangsläufig kreuzen werden. Jede dieser Figuren hat besondere Fähigkeiten, zum einen ein Roboter-Auge mit dem ihr Gegenstände und Personen scannen könnt. Dies funktioniert ganz gut auch wenn es meist eher für zusätzliche Informationen sorgt und kaum notwendig ist. Die Fähigkeit der zweiten Person ist quasi Geld. Ihr könnt euch entscheiden, Leichen oder Truhen zu plündern, und habt somit Geld. Dieses soll euch in bestimmten Situationen mehr Entscheidungsfreiheit bieten. Tatsächlich sind es wohl zwei solcher Situationen und die Entscheidungen haben quasi keinen Einfluss (so könnt ihr euer Outfit modifizieren), das Ganze wirkt leider eher befremdlich.

Insgesamt geht der Titel wieder flüssig von der Hand, auch wenn der Showdown ein wenig zu sehr an einen Quicktime-Marathon erinnert, das Gameplay ist schlicht und dient dem voranschreiten der Story, somit hat man hier fast alles richtig gemacht.

Fazit

Tales from the Borderlands funktioniert für Fans der Reihe aber auch für Fans von Telltale-Titeln. Sowohl das geschickte Storywriting und die guten Figuren von Telltale als auch das abgefahrene Borderlands-Universum und der infantile Humor kommen gut zur Geltung.

Mit über zwei Stunden hat die erste Folge eine ordentliche Dauer und kostet mit 4,99 keinen Cent zuviel.

Die neuen Gameplay-Elemente wirken etwas fehl am Platz, werden aber so selten genutzt, dass sie das Gesamtpaket kaum stören können.

Wer in der Weihnachtszeit Lust hat, in eine Märchenwelt zu entfliehen, die ganz ohne Knusperhäuschen auskommt, der sollte hier zugreifen. Ich empfehle direkt den Kauf eines Season Pass, da ihr nach Folge eins ohnehin wissen wollt, wie das Spiel weitergeht.


Bewertung


Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9