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Zocker eines gewissen Jahrgangs können sich mehr oder weniger gut an die 8-Bit Ära erinnern. Hin und wieder gibt es Versuche, genau diese Spieler in die gute alte Zeit, in der das NES seine großen Erfolge feierte, zurückzuversetzen. Shovel versucht dies auf der Xbox One erneut und kann diese Zeit ganz passend einfangen, mehr dazu im Testbericht.

8-Bit! Muss ich mehr sagen? Auch wenn dieser Ausdruck fast alles sagt, was das Spiel ausmacht, so gehe ich doch ein wenig ins Detail. Das Spiel orientiert sich an den großen Titeln der 8-Bit Zeit, am ähnlichsten ist der Titel dabei technisch Mega Man, was ja auch bereits eine Xbox Live Auflage spendiert bekam. Klar kann man die 8-Bit Grafik als Klötzchenoptik betiteln, in Zeiten in denen Minecraft ein Hit ist, dürfte dies aber nicht gleich negativ aufgefasst werden. Denn selbst auf einem 55 Zoll TV stört die Optik keineswegs.

Die Farben sind, wie es üblich war für solche Titel, eher gediegen, doch in der Figurenauswahl hebt sich der Titel ein wenig von den Klassikern ab. Während Spiele wie Zelda II auf dem NES nur bedingt abwechslungsreiche Figuren hatten, sind die NPCs in Shovel Knight alle optisch so unterschiedlich gestaltet, dass man tatsächlich in Erinnerung behält, wer welche Person ist und das nicht nur auf Grund des Standorts.

Während die Standard Gegner sich noch relativ ähnlich sehen, ist am Ende jeder Stage ein Endgegner, der jedes Mal sehr detailliert gestaltet ist und an die guten Bosse aus der Mega Man Reihe erinnert.

Man muss hier den Hut ziehen, der komplette Stil der großen NES Tage ist nahezu perfekt kopiert worden, es fehlt nur noch das Sprite-Flackern und man könnte mir glaubhaft vermitteln, das Spiel sei gerade in einer Zeitkapsel gefunden worden.

Auch hier ist natürlich alles wieder auf 8-Bit Charme ausgelegt. Es gibt keine Sprachausgabe, es gibt keine epischen Streicher im Soundtrack, nein alles knackt und wummst. Dies kann schnell nervig werden, es kann aber auch zu Ohrwürmern führen, die man sich direkt als Handy-Klingelton nehmen möchte. Glücklicherweise ist bei Shovel Knight der zweite Fall eingetreten. Nicht in einer Stage hat mir die Musik schlecht gefallen. Dies ist besonders wichtig, weil es natürlich Stellen gibt, die ihr oft durchlaufen müsst, bis ihr sie schafft. Wenn dann dabei der Soundtrack nervt, ist es für den Spieler kaum noch erträglich.

Der Sound gefällt mir noch besser als die Optik, hier wurde wirklich an alles gedacht. Das Geräusch, wenn ihr durch ein Menü scrollt, der Sound wenn Texttafeln durchlaufen werden oder eben der extrem coole Soundtrack mit fast 50 verschiedenen Tracks bis hin zu den Credits.

Für mich war bisher - auch weil ich damit aufgewachsen bin - die Mega Man Serie das Nonplusultra der 8-Bit Ohrwürmer, doch der erste Platz in meinem Herzen ist durch Shovel Knight schwer ins Wanken geraten.

Wer wie ich vom Lande kommt und den guten Brauch des Maibaum-Klaus kennt, der wird die Schaufel huldigen können. In der Nacht zum 1. Mai stellt jeder Haushalt einen großen und geschmückten Baum auf. Die gesamte Nacht gilt es, den eigenen Baum zu schützen und den der anderen Familien zu klauen. Ein Diebstahl ist mit drei Spatenstichen besiegelt.

Auf Grund dieser Kindheitserinnerung bin ich sehr froh, dass endlich ein Held mit Schaufel das Licht der Welt erblickt. Shovel Knight hat seine Schaufel jedoch nicht um Bäume zu klauen, sondern um Gegner zu verprügeln, das ist im Grunde auch schon die Story hinter dem Titel. Früher hat Shovel Knight dies mit seiner Freundin Shield Knight zusammen gemacht, doch diese ist nun in den Fängen der gemeinen Verzauberin, daher prügelt Shovel Knight sich vorerst alleine durch die Welt, um seine Freundin zu befreien.

Wie in den ursprünglichen Zeiten der 8-Bit Games braucht es nicht viel Story, um euch einen Grund zu geben, der Weg ist quasi das Ziel. Sonst lege ich viel Wert auf Story, aber hier passt es einfach, eine große dramatische Geschichte in 8-Bit Textboxen zu erzählen wäre einfach fehl am Platz gewesen.

Shovel Knight ist für einen Preis von 14,99 Euro erhältlich, was erst viel wirkt, doch diesen Preis ist der Titel auch wert. Für die Story habe ich etwas mehr als fünf Stunden gebraucht. Als Vergleich: Für meinen letzten Kinobesuch von 141 Minuten habe ich 17,50 Euro gezahlt. Abseits der Story gibt es aber einige Geheimnisse zu entdecken und eine handvoll Nebenaufgaben zu erledigen.

Das Spiel kommt einem kürzer vor, weil die Oberkarte sehr aufgeräumt ist und die Zeit während des Spielens einfach verfliegt. Es gibt leider abseits der Story nichts zu erleben auch kein Multiplayer Modus, doch für rund 15 Euro kann man, wenn alles erforscht wird, sicherlich bis zu sieben Stunden Spielspaß erwarten, was wirklich nicht zu wenig ist.

Zusätzlich gibt es einige Erfolge, die Freaks an ihre Grenzen bringen könnten, von Leveln ohne Energieverlust bis hin zu dem gesamten Game ohne ein Leben zu lassen ist alles dabei, was auch die härtesten Spieler beschäftigen dürfte.

Warum haben wir angefangen, Videospiele zu spielen? Nicht, weil sie bombastische Grafiken und wuchtigen Sound hatten, nicht weil die Story mehr Tiefe hatte als so mancher Film, nein wir haben angefangen zu zocken, weil es Spaß gemacht hat.

Genau so ist es auch in Shovel Knight, der Titel macht einfach Spaß. Dies liegt mit Sicherheit am einfachen Gameplay, aber auch am Schwierigkeitsgrad. Die ersten zwei Stages sind noch einfach, dann merkt man aber eine steigende Herausforderung, der man nur Herr wird, wenn man auch richtige Zauber im Gepäck hat. Die Sprungpassagen, welche einen hohen Anteil des Titels ausmachen, sind knackig aber nie unschaffbar und dank der - für solche Titel untypischen - Checkpoints, fangt ihr fast immer direkt vor den schwierigen Stellen wieder an.

Klar haben wir es hier auch mit klassischem Trial and Error zu tun, jedoch ist hier alles im fairen Bereich, so habe ich für meine Verhältnisse sehr wenig geschimpft als ich den Titel gespielt habe. Einzig die letzte Stage und der Endboss sind dann doch eine Schippe zu frustig, das hätte nicht sein müssen.

Der Spaßfaktor ist so hoch, dass ich Shovel Knight am liebsten an einem Stück durchspielen wollte, da man ständig das Gefühl hat, an der Herausforderung zu wachsen.

Shovel Knight ist simpel, es ist ein sehr vereinfachter Metroidvania-Titel, in diesem Fall würde ich fast lieber noch den Begriff Zelda-Man kreieren, da es absolut Mega Man und Zelda II verbindet. Der Mega Man-Gedanke kommt in den einzelnen Stages durch, es gibt teilweise echt knackig harte Sprungpassagen und am Ende immer einen Boss mit besonderen Fähigkeiten. Zelda-Elemente sind vor allem die kleinen Dörfer mit ihren Bewohnern, die euch den Kauf von Items und Magie ermöglichen. Mit neuen Gegenständen könnt ihr in alte Stages zurückkehren und neue Geheimnisse entdecken, welche vorher nicht zugänglich waren.

Der 2 D Sidescroller besteht zu gleichen teilen aus Kämpfen und Sprungpassagen, der Schwierigkeitsgrad ist teilweise gehoben, jedoch kann gerade durch den Kauf von Items nahezu jedes Hindernis überwunden werden.

?Zum Glück hat man es hier bei den simplen Elementen belassen und diese funktionierend in Szene gesetzt, anstatt den Titel mit irgendwelchem Schnick-Schnack zu verwässern. Was mir gut gefallen hat, ist das der Titel so einfach und intuitiv ist, dass es kein Tutorial benötigt wird. Ihr lernt alle Tricks direkt während ihr spielt.

Ein Gameplay-Element, welches immer weniger in Titel vorkommt, sind die Geheimnisse. In Shovel Knight reden wir von richtigen Geheimnissen, nicht solche die euch förmlich anspringen, nein solche, bei denen ihr oftmals nur durch Zufall oder Glück drüber stolpert, wie z.B. die Battletoads als geheime Endgegner.

Fazit

Shovel Knight ist perfekt für alle, welche die 8-Bit Ära miterlebt haben aber eben auch für die unter uns, welche nachvollziehen wollen, was denn alle so toll an dieser Zeit fanden. Es ist ein kleines feines Spiel, was sich perfekt an seinen Vorbildern orientiert.

Einzig das Ende des Spiels drückt den Spaß, da der Endboss zu unfair ist und man so kaum Lust hat, das Game zu beenden. Sonst ist das Paket von Optik über Sound bis hin zum Spielgefühl einfach stimmig. Besonders gut gefällt mir der allgemein gut ausgewogene Schwierigkeitsgrad und die zahlreichen versteckten Geheimnisse.

Ich hoffe, das Shovel Knight es wie Vorbild Mega Man macht und wir Fortsetzungen bis mindestens Shovel Knight 8: Shovel of the Dead geliefert bekommen.


Bewertung


Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9