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Manchmal leben wir in einer verrückten Welt. Konsolen verkaufen 150 Euro teure Eingabegeräte, riesige Firmen setzen öfters aufs falsche Pferd, Tintenfische verkleiden sich als Familienväter... Moment?! Genau Letzteres ist der Ausgangspunkt für eines der merkwürdigsten und am schwierigsten zu kategorisierenden Spiele der letzten Jahre. Wir sind in die Haut des braven Kraken geschlüpft und erzählen euch in unserem Xbox One Test, was man von der schrägen Idee halten soll.

Grafisch ist das Spiel gar nicht mal so übel. Das Charakterdesign erinnert ein wenig an Disney (mich persönlich haben gerade die Gesichter teilweise stark an die Unglaublichen erinnert) und ist mit kleinen Details geschmückt. Auch die Umgebung passt sich dem Stil an und alles wirkt unglaublich freundlich, unbekümmert, wie aus einem Zeichentrickfilm. Ab und an wirkt die Umgebung zwar etwas klobig, allerdings liegt das am speziellen Gameplaydesign. Abwechslung hätte dem Ganzen aber auch nicht geschadet, denn so ähneln sich sowohl Umgebung als auch Personen im späteren Spielverlauf schnell.

Die Synchro ist eine rein Englische, die aber durch sehr authentische Sprecher positiv auffällt. Süß ist vor allem unser Hauptcharakter, dessen Geblubber lustig untertitelt wird. So kann man schon mal so was wie ,,aufmunterndes Blubbern" oder ,,ausweichendes Blubbern" lesen, bzw. hören.  Ja, das wirkt schon alles etwas skurril. Was die musikalische Vertonung angeht, so ist Octodad nicht schlecht, kann sich aber nicht großartig aus der Menge heben. Ab und an kann die Hintergrundmusik einen aufgrund der Wiederholung sogar etwas nerven.

Ihr steuert Octodad, einen eleganten, als Mensch verkleideten Oktopus, wie er seinem Leben nachgeht. Octodads Existenz ist ein ständiger Kampf mit der Tücke des Objekts, wenn er ganz alltägliche Dinge mit seinen schwerfälligen, knochenlosen Tentakeln erledigen, aber gleichzeitig seine Kopffüßler-Natur vor seiner menschlichen Familie geheimhalten muss. So bewegt sich das Spiel ständig zwischen Slapstick und Geschicklichkeit, zwischen abstrusem Storyplot und Alltagsaufgaben.

Die einfachste Aufgabe, wie z.B. Rasenmähen, Burger braten oder Kaffee vorbereiten wird für einen als Mensch verkleideten Tintenfisch zur Herausforderung. Die Story ist das, was Octodad so sympathisch, und so lustig macht. Einzig und allein die Tatsache, dass ab der Hälfte des Spiels die Aufgaben vom Alltag hin zu einem verschwörerischen Plot und der Hintergrundgeschichte schweifen, sorgt dafür, dass die Comedy etwas zurückgeht und das Ganze sich mehr Richtung Action bewegt. Das ist schade, denn der lustige Teil des Spiels ist der, wo es am meisten Spaß macht.

Am Anfang dachte ich: Hey, cooles Spiel! Und nach ein paar Stunden dachte ich: War's das jetzt wirklich schon? Der Anfang suggeriert ein unglaublich süßes Spiel, mit Alltagsaufgaben, die kein Ende nehmen wollen. Schnell wird aber die Story vorangetrieben und die Geschichte wird plötzlich spannend und gefährlich. Aber da ist das Spiel auch schon fast vorbei. Das Gameplay nimmt etwas ab und das gesamte Spiel ist in weniger als 4 Stunden durchgespielt.

Für satte 14 EUR ist das leider etwas zu kurz. Gerade auch deswegen, weil der Wiederspielwert eher gering ist. Als Sammler kann sich noch auf die Suche nach allen versteckten Krawatten machen und GS-Hunter versuchen auch den letzten Trick, um den einen Erfolg freizuschalten - insgesamt ist das aber eine eher trägere Aufgabe, als begeisternd. Hier hätte man definitiv mehr Inhalt bieten müssen!

Das Gameplay und der Comedy-Aspekt sind das, was das Spiel so unterhaltsam machen. Aber wie bereits erwähnt, nimmt der Charakter des Spiels ab der Hälfte eine andere Richtung. Gleichzeitig ist das Spiel nie wirklich schwer, sodass man lieber noch etwas mehr und kompliziertere Aufgaben bewältigt hätte. Insgesamt ist es aber stets unglaublich unterhaltsam, allein wegen der abstrusen Idee und der Schwierigkeit, allein alltägliche Dinge zu machen. Wenn man die verschiedenen Gliedmaßen koordinieren muss und dabei ein riesiges Chaos entsteht: Das ist die Stärke des Spiels.

Das interessiert wohl die meisten: Wie funktioniert das Spiel eigentlich? Man muss es im Prinzip selbst austesten, um es wirklich zu verstehen. Man kontrolliert mit dem linken und rechten Stick die horizontale und vertikale Bewegung von Octodads Arm. Mit dem rechten und linken Schalter bewegt man die Füße nach oben oder unten. Die Koordinierung hierbei und das Dehnen, das Hin und Her sorgen für eine verwirrende Steuerung, für Chaos in der Umgebung und ist DER Slapstickfaktor schlechthin. Es ist so befriedigend, wenn man endlich durch diese blöde Tür hindurch ist... Wobei das nur die kleinste der Aufgaben ist. Burger braten wird zur richtigen Herausforderung! Das Gameplay ist so abstrus wie das gesamte Spielprinzip und die Story und alles zusammen macht eben das Spiel aus: Verrückt, einzigartig, lustig.

Ja, ihr könnt das Spiel kooperativ mit bis zu drei Freunden spielen. Insgesamt zu viert wird das Chaos aber noch größer. Warum? Nicht, dass jeder seinen eigenen Charakter bekommt, nein, das wäre zu einfach. Jeder steuert nun ein Gliedmaß von Octodad. Die Kooperation wird nun noch viel mehr zu Koordination und das Ganze wird noch weitaus lustiger, weil das Chaos größer wird. Ist man aber über die ersten zwei Level hinaus, wird es etwas langweiliger und der Witz ist auch schnell ausgebrannt. Die Idee ist allerdings genial.

Fazit

Selten haben wir ein so neues, frisches Spielprinzip gesehen, das gleichzeitig so absurd und witzig ist. Die Bewältigung von Alltagsaufgaben wird für den als Menschen verkleideten Kraken zur größten Herausforderung. Ihr müsst Kaffee kochen, Burger braten, das Blumenbeet jähten, das Aquarium besuchen und und und... Alles keine leichte Aufgabe, wenn man die verschiedenen Gliedmaßen seines Charakters unabhängig voneinander steuert und die auch noch so durch die Gegend schwirren, dass eine wirkliche Kontrolle unmöglich wird.

Das Spiel macht Spaß, ist abstrus und kann sogar zeitweilig im kooperativen Multiplayer unterhalten - ist aber insgesamt für den Preis viel zu kurz. Nach knappen vier Stunden hat man alles gesehen und die letzten Passagen sind deutlich zu einfach. Vielleicht wird die Fortsetzung besser oder länger, vielleicht gibt's das Spiel mal billiger. So reicht es aber nur für ein gesundes Lachen und einen kurzen Schabernack zwischendurch.

Wir vergeben den XBoxUser.de Special Award für die absolut abstruse Idee und das fantastisch urkomische Gameplay!


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 5 von 10
5/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award