Review zu King's Quest

Um Sierras King's Quest war es lange Zeit ruhig. Zu ruhig, werden jetzt viele von euch sagen. Der letzte Ableger erblickte im Jahr 1998 das Licht der Welt. Seitdem sind 17 lange Jahre vergangen. Für Fans des Märchenspiels eine viel zu lange Zeit und so haben sie in den vergangenen Jahren sogar ein paar Remakes der älteren Spiele auf die Beine gestellt. Auch Sierra ist sich dem unbändigen Durst nach einem neuen Fantasyabenteuer bewusst und schlägt nun endlich ein neues Kapitel im Märchenbuch um das Königreich Daventry auf. Wir haben uns das Reboot einmal genauer angeschaut und verraten euch in unserem Testbericht, wie sich die Wiedergeburt von King's Quest anfühlt.

King's Quest im Episodenformat

Mit der Wiederauferstehung von King's Quest nimmt sich Sierra ein Beispiel bei der Konkurrenz von Telltale Games, die ihre Adventurespiele gern in Episoden aufteilen. So wird euch die Geschichte von King's Quest ebenfalls etappenweise erzählt. Das erste Kapitel heißt "Der seinen Ritter stand" und ist entweder einzeln für 9,99 Euro oder gleich im Komplettpaket mit den restlichen von insgesamt fünf Episoden und einem kleinen Epilog für 39,99 Euro erhältlich.

"Wie bitte, 40 Euro? Das ist ja ganz schön happig für fünf kleine Kapitel!" Ja, dieser Gedanke wird jetzt bestimmt dem einen oder anderen durch den Kopf schießen, der jetzt einen direkten Vergleich mit den Episoden von Telltale Games zieht, die knapp die Hälfte kosten. Doch die Sorgen sind unbegründet, denn bereits das erste Kapitel weiß rund 6 bis 8 Stunden für gute Unterhaltung zu sorgen. Ob denn auch die knapp 40 Euro für die komplette Kollektion in Ordnung gehen, können wir allerdings noch nicht beurteilen. Aber eines sei schon jetzt gewiss, die erste Episode "Der seinen Ritter stand" ist sein Geld allemal wert. Wenn sich die folgenden Kapitel an dem ersten orientieren, dann sollte auch einem Kauf der kompletten Sammlung nichts mehr im Wege stehen. Doch, was erwartet den Spieler eigentlich in der Neuauflage von King's Quest?

Graham, erzähl uns von Deinen Abenteuern!

Einige von euch werden sicherlich mit King's Quest noch nie in Berührung gekommen sein. Kein Wunder, denn die letzte Reise in das geheimnisvolle Königreich Daventry liegt verdammt lange zurück. Doch das ist überhaupt nicht schlimm, denn das Kostüm des Reboots passt auch kompletten Neulingen wie maßgeschneidert. Dafür gibt es auch einen einfachen Grund, denn das Gameplay von King`s Quest ist äußerst schlicht gehalten. So müsst ihr nur wenige Knöpfe am Gamepad bedienen und behaltet immer den Überblick. Übersichtlich ist übrigens auch das Inventar, da die meisten Gegenstände gleich wieder verwertet werden. Einzig die starre Kameraführung kann hin und wieder für Verwirrung sorgen. Aber da sich die Areale immer in Grenzen halten, kann sich unser kleiner Held kaum verlaufen.

Hinter diesem Helden verbirgt sich der in die Jahre gekommene König Graham, den vielleicht noch einige aus den älteren Spielen von King's Quest kennen. Und was können meistens so alte Haudegen wie unser Graham besonders gut? Richtig, sie können unterhaltsame Geschichten erzählen. Und genau das macht King's Quest. So werdet ihr im Laufe des Spiels in die Rolle des jungen Grahams schlüpfen und das spannende Abenteuer vom Knappen bis zum König erleben. Dabei werdet ihr von den Erzählungen des alten Königs begleitet, der seine Enkelin Gwendolyn damit bestens unterhält.

Doch nicht nur die junge Dame hat ihren Spaß dabei und ist ganz gespannt, welche Drachen als nächstes besiegt  werden und wo Graham die kommende Schlacht schlagen wird, auch wir sind von der Geschichte sehr angetan, was letzten Endes aber auch an der fantastischen Synchronisierung liegt. Sierra und Activision haben sich sogar die Mühe gemacht und eigens deutsche Sprecher angeheuert und die machen über weite Strecken einen verdammt guten Job, auch wenn Tonspur nicht immer ganz synchron mit dem Bild ist. Das lässt sich aber leicht verschmerzen, denn vor allem Graham blüht mit seinem Sprecher regelrecht auf, egal ob in Englisch oder Deutsch, und verleiht dem Spiel eine liebevolle Note.

Haben wir da etwa Drachen gehört? Ja, natürlich wird es in der Erzählung Drachen geben. Das gehört doch zu einem richtig guten Fantasyspiel dazu, oder etwa nicht? Mehr wollen wir allerdings an dieser Stelle nicht verraten, sonst würden wir euch jeglichen Spielwert schon vorweg rauben.

Märchenhaftes Königreich

Neben der überzeugenden Synchronisation, macht King's Quest auch grafisch etwas her. Dabei bedienen sich die Entwickler am Comic-Stil, welche dem Spiel einen malerischen Anstrich verleiht. Zwar sind nicht immer alle Texturen fein gezeichnet und wirken teilweise sogar etwas matschig, aber dafür bekommen wir eine liebevolle Spielwelt zu Gesicht, in der sich viele lustige Bewohner tummeln.

Diese Charakteristik ist ebenfalls eine der Stärken des Spiels. So begegnen wir im Laufe des Spiels eine Menge chaotischer Charaktere und führen die aberwitzigsten Dialoge. Vor allem die tollpatschige Art und Weise des jungen Grahams sorgt immer wieder für Lacher. Und genau das möchte das Spiel. Es möchte unterhalten. Zwar sind einige Gags stark übertrieben, doch über mangelnden Humor wird sich kaum einer beklagen können.

Doch so schön die Dialoge und der Stil des Spiels auch sind, eine wirklich tiefgreifende Geschichte, die ihr selber wie bei den Episoden von Telltale Games bestimmen könnt, gibt es in King's Quest nicht. So werdet ihr stur einem vorgegebenen Pfad folgen. Schade eigentlich, hier hat Sierra einiges Potential liegen lassen.

Gleiches gilt für die Rätsel im Spiel, die alles andere als fordernd sind. Und wer doch einmal an einer Stelle hängen bleibt, der probiert eben alle Möglichkeiten aus, bis jegliche Varianten ausgeschöpft sind und die Rätsels Lösung förmlich ins Auge springt. Wenigstens kommt der einfache Schwierigkeitsgrad besonders jungen Helden zugute, die sonst schnell die Lust am Spiel verlieren würden, wenn sie an einer Stelle nicht weiterkommen.