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Es gibt Spiele, die zählen als Legenden und werden immer & immer wieder neu veröffentlicht und halten somit auf fast jeder Konsolen-Generation Einzug. Ein Titel, der es so auch übergreifend durch die Jahre geschafft hat, ist Dragon's Lair. Der Xbox Live Marktplatz bietet sich also optimal an, neues Heim für diesen Klassiker zu sein. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox 360 angeschaut und berichten euch in diesem Review davon.

Als Dragon's Lair 1983 das erste Mal auf Laserdisc erschien, war die Grafik bahnbrechend. Das lag unter anderem daran, dass man Ex-Disney Zeichner Don Bluth mit im Boot hatte und auch heute ist das Game noch liebevoll gezeichnet. Wir haben hier originelle Figuren und einen Stil, der unterschreibt, dass das Game sich nicht zu ernst nimmt. Die Todesarten beweisen diesen Humor ganz besonders, hier ist alles nett und im Stile eines Disney Films gezeichnet, abgehen von der Freizügigkeit der Dame im Käfig. Schön ist auch, dass wir das Spiel im Vollbild und nicht wie so oft in einem Rahmen geboten bekommen, jedoch muss man sagen, dass hier einiges hätte aufpoliert werden können. Das Spiel wirkt etwas körnig und man sieht es seine Jahre an, auch wenn der Stil an sich zeitlos ist und im Erscheinungsjahr wohl Grund für den folgenden Hype war.

Nette Musik, nette Effekte. Nett will aber ja keiner sein, daher gibt es sogar etwas Voice, was natürlich ein Meilenstein in der Geschichte der Spieleentwicklung ist. Der Humor, den das Game pflegt, kommt auch hier in den Effekten zu tragen, wenn der Protagonist in eine Schlucht fällt oder ähnliches. Wie schon in der Grafikabteilung hat man das Gefühl, einen Disney Film zu spielen, doch mehr als das liefert der Sound nicht, auch wenn damals wohl einige Knie weichgeworden sind, als die zarte, fast nackte Prinzessin kratzig ,,Help" aus den Boxen nuschelte.

Die Geschichte hinter der Drachen-Legende ist schnell erzählt. Hauptfiguren sind ein Drache, ein Ritter, ein Hexer, eine Spinne und eine schöne Prinzessin. Na gut, die Spinne und der Hexer sind nicht mal Hauptfiguren, sie dürfen ja auch nicht reden. Dafür ist die Prinzessin wirklich schön und dazu noch sowohl leicht zu haben als auch leicht bekleidet. Kein Wunder also, dass der Drache sie gefangen nimmt und der Ritter sie befreien will. In einer weniger als 30 Minuten langen Achterbahn der Gefühle verprügelt der Ritter Spinne und Hexer, erledigt den Drachen und macht die Prinzessin klar, wer hätte das gedacht. Das ist die ganze Story von Dragon's Lair. Wenn man bedenkt, aus welcher Zeit das Game kommt, ist das noch OK. Für uns verwöhnte Gamer von heute ist das alles jedoch nichts.

Auch wenn 800 Microsoft Points nicht die Welt sind, muss man sich als Spieler ganz klar überlegen, was man dafür bekommt. Für knapp 10 Euro gibt es weniger als 30 Minuten Disney Animationen, bei denen von euch Tastenabfolgen gelernt werden müssen, die stellenweise sehr frustig sein können. Irgendwo macht das Ganze zwar Spaß, aber in meinen Augen ist das kein Spaß, der so viel Geld wert ist. Wer dafür zahlt, sind sicherlich die Nostalgiker, die das Game von früher kennen. Möglicherweise auch Eltern von Kindern, denn da das Spiel besonders mit Kinect schnell erlernt ist, könnte es Kindern Spaß machen. Wegen der Todesszenen und der nackten Dame würde ich jedoch davon abraten. Also insgesamt kann man für so ein kurzes Vergnügen kaum Geld verlangen, es würde ja auch keiner 10 Euro bezahlen, um einen 30 Minuten langen Cartoon zu schauen.

Die Frage nach dem Spaßfaktor bei solch einem Titel ist schwierig zu beantworten. Klar, besonders für Kinect Anhänger macht es Spaß, wenngleich es hier auch nicht mehr als eine Tech-Demo für den Kinect Sensor sein mag, denn mehr als hin und her zu springen kommt da auch nicht bei rum. Selbst mit Hilfestellung sind die Quick Time Events stellenweise schon schwer, weil sie ein 100% genaues Timing verlangen. Da kommt Frust auf, denn man möchte eigentlich nicht weiterspielen, doch aufhören will man auch nicht, da man ja schon so weit ist. Gut, dass es da einen neuen Modus gibt, der euch beim Scheitern trotzdem in den nächsten Raum lässt, das rettet den Spaß etwas, doch am Ende bietet das Spiel zu wenig, um Spaß zu machen. Wenn ich 26 Minuten Spaß haben möchte, ohne wenig daran beteiligt zu sein, kann ich mir auch eine Folge einer TV-Show ansehen.

Gehört ihr zu der Sorte Spieler, welche Quick Time Events mittlerweile nicht mehr sehen, riechen und hören können? Dann trefft ihr in Dragon's Lair die Mutter aller Quick Time Events. Das Prinzip des Spieles ist es, euch in einen geringfügig interaktiven Disney Film zu versetzen. Der Film geht ca. 26 Minuten lang und besteht aus einzelnen Szenen, diese Szenen sind in verschiedenen Räumen angesiedelt. Zum Beispiel werdet ihr von einem Gegner angegriffen oder es tut sich ein Loch im Boden auf. Ihr müsst schnell im richtigen Moment die angezeigte Taste in eine Richtung oder Angriff drücken. Das ist allerdings auch schon die vereinfachte Fassung. In der Version für echte Männer, die auf halbnackte Königstöchter stehen, gibt es keine Button-Einblendungen mehr. Da müsst ihr schon selber sehen, woher die Gefahr kommt, es heisst hier also Trial and Error. Mehr bietet das Game leider auch am Ende nicht. Wer jedoch einen Kinect Sensor sein Eigen nennt, der kann im Wohnzimmer mit dem Helden durch die Burg hüpfen, dies ist immerhin eine sinnvolle Portierung in die Moderne.

Wer kein Kinect angeschlossen hat, kann sich ewig nach dem Coop Modus umsehen. Diese Option taucht nur auf, sofern das Spiel einen Kinect Sensor bemerkt. Kinect macht das Spiel insgesamt einfacher, da eure Bewegung fast immer so gedeutet werden, als würdet ihr das Richtige gemacht haben, auch wenn ihr es nicht habt. Dadurch bleibt der Frustfaktor für Multiplayer-Runden etwas niedriger als für den Solo-Pfad. Solltet ihr einen Raum schaffen oder mal wieder eine Todesszene zu Gesicht bekommen, muss der zweite Spieler schnell in das Game springen und die nächste Szene machen. Dies macht zwar Spaß, aber solche Sorte Coop kann ich mir auch selber basteln, ohne diesen Modus zur Option zu haben. Weiterhin unverständlich ist es, warum man diese Möglichkeit nur mit Kinect hat, sicher gäbe es hier auch einen Weg, das Ganze über den Controller möglich zu machen.

Fazit

Dragon's Lair hat seinen Charme nicht verloren, der eigene Humor und die schönen Zeichnungen machen Spaß, jedoch hat man dem Spiel aber kaum Neuerungen verpasst.

Klar ist Kinect lustig und der einfache Schwierigkeitsgrad hilft, doch am Ende ist die Grafik nicht so schön, wie sie hätte sein können. Zudem ist der Preis für 26 Minuten Spielzeit noch immer zu teuer, ein Kauf lohnt sich schlicht und ergreifend nicht, das kann ich trotz aller Liebe und Nostalgie nicht anders sagen.

Gibt es noch etwas Positives zum Spiel zu sagen? Erwähnte ich irgendwo im Review, dass es eine leicht bekleidete Prinzessin gibt...?


Bewertung


Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 3 von 10
3/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Multiplayer 4 von 10
4/10
5