So werden neue Stürmer bezahlt
HSV: Wieviel Geld hat der Klub? Trotz des teuersten Einkaufs der Vereinsgeschichte hat der Klub mehr Mittel zur Verfügung als je zuvor.
Dietmar Beiersdorfer und Bernd Hoffmann sind viel unterwegs. Nach dem gelungenen Rekordtransfer von Anderlechts Vincent Kompany steht die Suche nach zwei neuen Stürmern an. Und das mit vollen Kassen. Schließlich stehen den HSV-Verantwortlichen 15 Millionen Euro zur Verfügung. Trotz der an den belgischen Verein RSC Anderlecht zu zahlenden 7,5 Millionen Euro, die der Klub für Vincent Kompany überweisen muß.
"Bei der Marktlage mußten wir den Transfer realisieren", erklärt Hoffmann, der dabei nicht allein an die sportliche Qualitätssteigerung der eigenen Mannschaft denkt. Denn der HSV-Boss hat gleichzeitig die eigenen Finanzen im Blick. Kompany, der mit 20 Jahren zu den jüngsten Abwehrchefs aller Nationalmannschaften der Fifa gehört, ist ein international umworbener Spieler. 30 Millionen Euro hatte Englands FC Chelsea vor zwei Jahren angeblich geboten. 22,5 Millionen mehr, als der HSV jetzt bezahlt. "Natürlich ist uns die Verletzung von Vincent dabei zu Hilfe gekommen", sagt Hoffmann, "schließlich konnte er sich so nicht weiter ins Blickfeld der Großen spielen." Und auch der Marktwert sank durch die halbjährige Pause wegen einer Schulterverletzung. Der RSC Anderlecht hatte nach den anfänglich geforderten 16 Millionen Euro bis zuletzt auf die Ablösesumme von knapp zwölf Millionen Euro gehofft.
Bei ursprünglich etatisierten 12,5 Millionen Euro für Neueinkäufe wäre das angesichts der Personallage dennoch nicht realisierbar gewesen. "Hätte Bayern München Daniel van Buyten nicht verpflichtet, hätten auch wir das Geld nicht gehabt", so Hoffmann, der bei den fast zeitgleichen Transfers der beiden Belgier am Ende ein Plus von knapp 2,5 Millionen Euro vorzuweisen hat. "Es hat sich gerechnet", so der HSV-Boss vielsagend.
Trotz erfolgsabhängiger Nachzahlungen für Vincent Kompany - ein ähnliches Nachzahlmodell hat der HSV auch mit Bayern München vereinbart - kann der HSV inzwischen rund 15 Millionen Euro verplanen. Für zwei Stürmer. Dank der Transferüberschüsse des HSV-Vorstandes. "Wir sind absolut handlungsfähig", sagt Beiersdorfer und ergänzt: "Es ist auch klar, daß wir auch für den Sturm noch etwas machen wollen und müssen. Daher sind wir in Gesprächen mit unseren Kandidaten, und ich bin sicher, daß wir in den kommenden Tagen und Wochen Klarheit haben und auch Vollzug melden können."
Dabei ist es derzeit eher unwahrscheinlich, daß sich der HSV für Nürnbergs Robert Vittek entscheidet, den man seit einiger Zeit auf dem Zettel hat, nachdem FCN-Boss Michael A. Roth die Ablösesumme auf stattliche 25 Millionen Euro taxierte. "Wir haben ihn beobachtet, er ist ein interessanter Spieler", sagt Beiersdorfer - wie bei fast jedem guten Stürmer. Ebenso Ivan Klasnic. Der gebürtige Hamburger von Werder Bremen stand lange auf der Einkaufsliste - allein Gespräche hat es bislang nicht gegeben. "Ivan hat noch ein Jahr einen Vertrag in Bremen", sagt sein beratender Bruder Josip Klasnic, "er hat noch genügend Zeit und wartet jetzt noch das Ende der Weltmeisterschaft ab. Bisher hat es keine Gespräche gegeben."
Die gab es dafür gestern mit einem anderen Angreifer. Wer? "Kein Kommentar", sagt Bernd Hoffmann, während Beiersdorfer die Verhandlungen fortführt. Dennoch scheint auch der HSV-Boss momentan nicht von einer schnellen Lösung überzeugt.
erschienen am 13. Juni 2006