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Was, noch so ein Jump'n Run in dem man unmögliche Aufgaben meistern muss? Keine Sorge, Cloudberry Kingdom ist ein wenig anders als Super Meat Boy oder N+, aber alle Hardcorefans, die 2D-Hüpfspiele mögen, dürfen jetzt aufpassen. Denn das Arcadespiel verspricht viel Abwechslung durch ausgeklügelte, Computer-generierte Levels. Wir haben es uns angeschaut und erzählen euch in unserem Review, was wir davon halten.

Der Grafikstil ist nett, einfach, aber irgendwie dann doch zu simpel. Die 2D-Grafiken wirken oft etwas zu arg recycelt. Es entsteht der Eindruck von etwas zu vereinfachter Grafik. Insbesondere dann, wenn man mal mehrere Stunden gespielt hat, sieht man, dass man Abwechslung optisch vergebens sucht. Außerdem fehlt es dem ganzen Spiel etwas an Identität. Was macht Cloudberry Kingdom einzigartig? Nichts, eigentlich. Alles wirkt irgendwie bereits gesehen, auch der Held hat nichts einzigartig. Cool ist, dass man seinen Helden etwas anpassen kann. Dumme Hüte, skurrile Bärte und Outfitfarben lassen sich anpassen nach Wahl. Lustig, wenn auch unnütz. Einzig wirklich positiv sind die Zwischensequenzen, von denen es aber, glaube ich, nur 3 oder 4 gibt (Intro, zwischendrin, Ende). Die sind in einem witzigen Design - mehr wären wünschenswert gewesen.

Auch soundmäßig ist das Spiel schwach auf der Brust. Die Soundeffekte sind karg (der Sprung und das Einsammeln der Diamanten klingen übrigens exakt gleich wie bei Super Mario...) und die Musik sehr repetitiv. Zwar stört der Soundtrack nicht, aber das halbes Dutzend an Songs passt nie wirklich zur Umgebung und läuft einfach in der Dauerschleife. Die Musik unterstreicht nie ein gewisses Ambiente, ist unabhängig vom Level immer die gleiche und wirkt so etwas lieblos dahingeklatscht - auch wenn sie im Stil recht spannend und dem Spiel angepasst ist. Hier hätte aber auch mehr drin sein müssen.

Cloudberry Kingdom hat keine wirkliche Story, auch wenn es zu Anfang eine andeutet. Bob, ein Held im Ruhestand, will (oder will er doch nicht?) eine Prinzessin befreien. Und auf geht's durch eine schier unendliche Zahl an verschiedenen Levels im Jump'n Run Prinzip mit zwei relevanten Tasten: Dem Steuerkreuz RECHTS und dem A-Sprung-Button. Der Rest? Unwichtig. Das Spielprinzip ist simpel, gefällt, aber hätte doch etwas differenzierter sein können. Denn auch wenn später verschiedene Spielarten dazu kommen (großer/kleiner Held, Doppelsprung, Jet, Rad, Pogostick, usw.), bleibt das Kernspiel immer gleich und es geht immer nur ums richtige Timing und den Sprungknopf. Abwechslungsreich gestaltete Levels mit ab und zu anderen Hindernissen sucht man vergeblich. Auch wenn Abwechslung durch den Levelgenerator gegeben ist (kaum zu glauben, dass ein Computer solch komplexe, aber zu schaffende Levelstrukturen generieren kann).

Einer der beiden Hauptentwickler ist promovierter Mathematiker, weshalb wohl dieser große Umfang überhaupt erst möglich wurde. Denn das Spiel beinhaltet eine potentiell unendliche Zahl an verschiedenen Kurzlevels, da ein Algorithmus immer wieder neue erstellt. Das Spiel hat damit einen unglaublichen Wiederspielwert, weil kein Level gleich ist und es immer wieder eine eigene Erfahrung gibt. Nichts desto trotz bietet das Spiel an Gameplay-Umfang sozusagen recht wenig. Das Kernspiel bleibt immer erhalten und an sich spielt sich sowohl der ,,Abenteuer"-Modus, wie auch die ,,Minispiele" oder das ,,Freie Spiel" genau gleich: Immer die gleichen Levels. Mal unter Zeitdruck, mal mit der Aufgabe, viele Diamanten zu sammeln - aber insgesamt immer gleich. Das relativiert den großen Umfang durch die unendliche Zahl an Levels wieder.

Frustmomente... die können durchaus auftreten. Aber Cloudberry Kingdom lässt eigentlich immer nur eine Möglichkeit, ein einziges Timing offen, das dann den Kurzlevel noch schneller macht. Man muss nicht groß überlegen, es gibt nur einen Weg und der heißt: Schnell, schnell, schnell! Und das ist es dann auch, was Cloudberry Kingdom an sich spaßig macht: Die Kurzweiligkeit. Mal eben ein Level gespielt, und noch eins und dann nur noch eins und bevor man sich's versieht, ist es spät abends. Allerdings kann auch schnell Monotonie bei den recht ,,einfallslosen" Levels auftreten, aber auch hier ist die Unkompliziertheit gut. Dadurch, dass die Levels so kurz sind, es keine wichtigen Passagen gibt, kann man jederzeit aufhören und einfach ein anderes Mal weiterspielen. Allerdings erweckt das Spiel dadurch eher Lust, es auf einem Handheld zu spielen. Also so mal nebenbei beim Warten auf den Bus, das Laden des Spielstandes eines größeren Spiels oder während der Fernsehwerbung. Denn Cloudberry Kingdom ist ideal für zwischendurch. Kurz ein paar Runden gespielt, wieder weggelegt.

Cloudberry Kingdom sieht nur auf den ersten Blick unglaublich schwer aus. Das Gameplay, das eigentlich nur aus Rennen und Hüpfen besteht, wird nach einiger Zeit durchschaubar. Denn das einzige, was gefordert ist, ist Timing. Und das ist jedes Mal sehr ähnlich: Von Anfang an durchlaufen, springen und hoffen, dass da irgendwo eine Platform kommt und man nicht in die Laser reingerät. Das funktioniert auch ziemlich gut, denn die Fülle an Hindernissen erlaubt es euch gar nicht, groß darüber nachzudenken, wie ihr springt. Ab und zu müsst ihr eine taktische Pause von ein paar Augenblicken einlegen, insgesamt geht es aber immer so schnell wie möglich von links nach rechts. Dadurch, dass ihr keine Lebensanzeige habt, viele Hindernisse aufeinander aufbauen (und das entscheidende Timing am Anfang auch über den Schluss der Passage entscheidet), ist das Spiel nie wirklich schwer. Selbstverständlich gibt es auch noch Hardcore-Modi (Level ,,Masochistisch"), in denen dann punktgenaues Landen erfordert ist. Das macht aber dann tatsächlich keinen Spaß mehr und resultiert in Frustmomenten. Die können bisweilen, wie erwähnt, auftauchen, halten sich aber in Grenzen.

Der Mehrspieler-Modus ist  ein Ko-Op-Modus, der aber recht wenig kooperierende Elemente enthält: Eigentlich keine. Es geht einfach nur darum, die Passagen mit 2, 3 oder 4 Leuten gleichzeitig zu schaffen. Das spaßige Element daran ist das Chaos, das durch die weiteren agierenden Spieler entsteht. Zum einen verwirrt das Ganze, zum anderen können die Spieler auch bestimmte Plattformen aktivieren, die dann verschwinden oder sich bewegen und so für Unruhe beim nächsten platzierten Sprung sorgen. Ziel ist aber immer, dass alle ankommen! Das macht das Ganze recht unterhaltsam, wenn auch hier wieder nur für zwischendurch. Auf lange Sicht fehlt es an einem höher gestellten Ziel, das länger begeistern könnte.

Fazit

Das 2D-Jump'n Run ist keinesfalls schlecht. Cloudberry Kingdom weiß durch ein gutes Hardcore-Gameplay, welches exaktes Timing fordert und potentiell unendliche viele Kurzlevels beinhaltet mit erheiterndem Gameplay definitiv zu unterhalten.

Allerdings wirkt das Spiel nicht so, als ob es als Arcadespiel auf der Xbox 360 für 800 MS Points sinnvoll erscheint. Es ist ein sehr guter Zeitvertreib für zwischendurch und macht als Handheld-Version eine viel bessere Figur. Auf der Xbox haben wir nämlich eine veraltete, langweilige Grafik, repetitiver Sound und immer ähnliches Kern-Gameplay, ein Spiel, dem eine eigene Identität irgendwie fehlt und es hinterlässt einen etwas gelangweilten Eindruck.

Spiele wie Super Meat Boy oder N+ haben gezeigt, dass einfaches Gameplay auch zu einer Hardcore-Variante im Jump'n Run taugen, indem gleichzeitig ein eigenes Konzept und mehr Komplexität eingeführt wird. Hier stockt Cloudberry Kingdom: Timing ist schön und gut, aber das allein macht kein gutes Jump'n Run aus. Die Super-Mario-Bros. haben das Ende der 80er-Jahre bereits besser gemacht.


Bewertung


Grafik 6 von 10
6/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
7