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Zu Beginn der Xbox One-Vorstellung versprach Microsoft, den japanischen Markt nicht aufzugeben und dort mit einer neuen Strategie die Konsole besser zu verkaufen. Aber einen Blick auf die desaströsen Verkaufszahlen können nur enttäuschen. Doch wie kam es dazu, dass die Xbox One solch schwachen Start im Land der aufgehenden Sonne hatte?

Japan ist jeher der Heimatmarkt von Nintendo und Sony. Der japanische Markt gilt zwar als einer der wichtigsten Spielemärkte der Welt. Gleichzeitig ist er aber mehr oder weniger fest in den Händen der beiden japanischen Unternehmen. Im Land der aufgehenden Sonne konnte Microsoft mit ihren Spielekonsolen bisher keinen nennenswerten Markanteil gewinnen. Nicht einmal in die Nähe der 10%-Marke konnte der Softwareriese gelangen. Beim japanischen Start der Xbox One wollten die Redmonder beim Generationenwechsel alles besser machen. Man hatte große Pläne wie einer ganztägige Releaseparty oder einen besseren Line-Up gegenüber der Konkurrenz. Doch es kam alles anders.

Laut der japanische Videospiele-Zeitschrift Famitsu konnte die Xbox One in den ersten vier Tagen gerade einmal 23,562 Einheiten verkaufen. Titanfall konnte dabei den wohl größten Kaufimpuls liefern. Mit beachtlichen 22,416 verkauften Kopien wurden rund 95% aller Xbox One Konsolen mit Titanfall verkauft. Doch umhauen können die Zahlen trotzdem nicht. Zum Vergleich: Sony verkaufte mit der Playstation 4 in den ersten 24 Stunden Ingesamt über 320.000 Einheiten und somit am ersten Tag schon 13 Mal mehr Konsolen als Microsoft in vier Tagen. Auch bis heute haben sich die Zahlen keineswegs gebessert. Laut VGChartz ist die Xbox One bis dato 47,680 mal verkauft wurden. Auch im Vergleich zur Xbox 360, welche in der ersten Verkaufswoche doppelt so oft abgesetzt werden konnte, schnitt die Xbox One auch im Duell mit den hauseigenen Produkten deutlich schlechter ab.

Doch wie kam es zu diesem desaströse Verkaufszahlen? Ich versuche in diesem Artikel, genau dieser Frage auf den Grund zu gehen. Gleichzeitig versuche ich zum Schluss ein passendes, speziell für den japanischen Markt zugeschnittenes Xbox One-Angebot zu erarbeiten.

Grund 1#: Fehlende Nutzerbasis und schwache Marke in Japan

Eine solide Marke mit Erkennungswert kann einen unschätzbaren Wert für ein Unternehmen bedeuten. Wie oben bereits angemerkt teilen sich Nintendo und Sony den japanischen Markt munter unter sich auf. Die beiden Unternehmen sind heimisch und vor allem Sony versorgt die Japaner mit allerhand eigenen Produkten. Microsoft hat es da sehr schwer eine solide Marke aufzubauen. Denn außer Windows bietet der Softwareriese dort kein nennenswertes Produkt an. Doch allein die Marke bietet unglaubliche Macht. Es gab eine Studie, die herausfand, dass Kinder Speisen, die in McDonald's-Einpackpapier gewickelt waren als leckerer einschätzten als Speisen ohne das Einpackpapier - obwohl diese identisch waren. Genau das ist die Macht einer Marke.

Ziehen wir ein weiteres Beispiel heran. In diesem Fall ist es BMW. Der bayerische Autobauer hat eine der mächtigsten Marken der Welt. Forbes hat sie sogar zur elft-wertvollsten Marke der Welt gekürt, noch vor den Wettbewerbern Mercedes-Benz (17.), Audi (38.) und Volkswagen (56.). BMW verkauft auf der ganzen Welt Autos und kann sich sogar in Heimatländer von Konkurrenten sehr gut behaupten. Möglich macht es hier auch die starke Marke im Rücken.

Grund 2#: Schlechtes Spiele und Feature Line-Up

Der wohl gewichtigste Grund in meiner Liste ist das Spiele Line-Up. Aber als Vorwort muss ich kurz anmerken, dass die Xbox One hier nicht alleine dasteht. Auch die Verkaufszahlen der Playstation 4 konnten gänzlich nicht überzeugen. Vor allem mit einem Blick auf westlichen Zahlen. Das hängt in diesem Fall auch mit meinem ersten Grund zusammen. Die Verkaufszahlen sind alleine der Marke Playstation geschuldet. Die meisten damals erhältlichen Spiele waren nicht auf den asiatischen - speziell auf den japanischen Markt zugeschnitten. Hier verkaufte sich nicht die Playstation 4, sondern die Marke Playstation.

Vom Vorwort direkt zum eigentlichen Grund. Auch das Xbox One-Line Up war aus japanischer Sicht eher ernüchternd. Als einzigen Exclusive-Titel hätte auch ich Titanfall mit seinem recht hohen Mech-anteil als Favoriten der Japaner angesehen. Diese Vermutung traf später auch zu. Die restlichen für den japanischen Markt zugeschnittenen Titel sind allesamt Multiplattform-Spiele. Hier gibt es für Japaner ja keinen Grund zu einer Xbox One zu greifen. Bietet die Xbox in anderen Ländern (primär in der USA) sehr spezielle TV-Features, fallen diese für den japanischen Raum teilweise komplett flach. Auch der Kinect-Sensor wurde deutlich unterschätzt. Der Support in Form von Spielen wurde völlig vernachlässigt. Eine der größten Fehler war jedoch der viel zu späte Release vom exclusiven Psycho-Pass: Mandatory Happiness. Die Anime bzw. Manga-Reihe feiert in Japan nämlich einen sehr populären Anklang.

Grund 3#: Japaner greifen lieber zum Handheld als zur Konsole

Egal ob Videospiele, Handys, Lebensmittel oder Entertainment. Die japanischen Märkte waren noch nie so wie die westlichen. In Japan werden aktuell sogar mehr Klapphandys als Smartphones verkauft. Der Trendkompass zeigt auf der Insel einfach in eine andere Richtung. So ist es auch im Konsolenmarkt. Bricht die neue Konsolengeneration in westlichen Ländern einen Verkaufsrekord nach den anderen, erreichen die Konsolen-Verkaufszahlen in Japan einen historischen Tiefstand. Demnach wurden im letzten Jahr weniger Heim-Konsolen als in den letzten 24 Jahren verkauft. Wie in meinem zweiten Grund bereits angemerkt konnte auch die Playstation 4 nicht mit perfekten Verkaufszahlen überzeugen. Denn es ist ein deutlicher Abwärtstrend von stationären Heim-Konsolen zu sehen. Die Japaner greifen seit ein paar Jahren vermehrt zu Handhelds wie zum Nintendo 3DS oder zur PS Vita. Die beiden Handhelds führen das Verkaufsranking mittlerweile gnadenlos an.

Grund 4#: So gut wie keine Präsenz bei japanischen Entwicklern

Die Playstation-Plattform egal ob Playstation 3, 4, Vita, TV oder PSP hat eine sehr große Entwicklerbasis im Land der aufgehenden Sonne. Das ist neben der großen Nutzerbasis eine perfekte Marktstellung. Außerdem weisen die meisten heimischen Spielentwickler bereits passende Erfahrungen mit den Entwicklertools für Playstation-Plattformen auf.

Doch was hätte Microsoft besser machen können?

An dieser Frage hat man deutlich zu kauen. In Sachen Spiele Line Up kann man aber auf jeden Fall nachbessern. Es muss sich in der Tat nicht mit einem Nintendo-Portfolio messen aber eine größere Attraktivität gewinnt man auch mit einem umfangreichen und breit gefächerten Spieleangebot, das wieder rum auf japanische Spieler ausgelegt ist. Hier denke ich vor allem an Spiele-Adaptionen von gefragten Animeserien. Richtig gut wäre eine Kooperation mit Bandai Namco oder direkt mit ASCII Media Works, um einen Sword Art Online-Ableger auf die Xbox One zu bringen. Ein Xbox One-Ableger für den Erfolgsanime Shingeki no Kyojin (Attack on Titan) oder auch eine Tokyo Ghoul-Adaption würden japanische Spieler definitiv zu einem Kauf bewegen. Sonst auch gängiger Support für bereits bekannte japanische Spielereihen. Ganz oben auf der Wunschliste steht da auch ein weiterer Ableger der Monster Hunter Reihe für Xbox One. Dabei mit MMO-Features oder Koop-Features. Das wäre auch ein Hit im japanischen Markt.

Neben dem Spieleangebot müssten auch die Multimedia-Funktionen weiter auf den japanischen Markt zugeschnitten werden. Haben wir bei uns Netflix, Amazon, Maxdome und Co, gibt es in Japan überhaupt nichts der Gleichen. Statt taktischen Zukäufen im Wert von !!!2,5Milliarden!!! Dollar zu tätigen (Kauf von Mojang) hätte man das Geld lieber für einen anständigen Kooperationsvertrag mit allen großen japanischen Fernsehsendern wie TV Tokyo, Animax, MBS, AT-X, NHK, FujiTV usw. aufzusetzen können, der wiederum eine Streamingplattform für bereits ausgestrahlte Anime-Folgen ermöglicht. Hier könnte man auch mit westlichen Lizenzträgern zusammenarbeiten, um eine Lokalisierung für einige Animes zu vereinfachen und direkt eine passende Plattform zu bieten. Hier in Deutschland zum Beispiel mit Peppermint.

Trotz allem ist es wirklich schade, dass Microsoft in Japan keinen richtigen Fuß fassen kann. Denn dieser Umstand beeinflusst einige Spieler auch im Westen. So sehen japanische Entwickler die Xbox One für unsicher. Die Zielgruppe ist im japanischen Raum schlicht zu gering. Produkte werden also nur mit viel Risiko dort veröffentlicht. Eine spätere weltweite Lokalisierung von diesem Titel für Xbox One fällt dann ja auch flach. Es ist einfach wirklich Schade wie Microsoft mit dem Launch in Japan umgegangen ist. Vielleicht wird das in den kommenden Monaten/Jahren noch etwas. Doch es ist schwer an etwas positives zu glauben.

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21 Kommentare

xboxbambino Do, 16.04.2015, 22:14 Uhr

Ja Sony und Nintendo sind da wirklich krass am Markt

Nebulah Fr, 06.03.2015, 19:27 Uhr

Ein Alan Wake 2 könnte mich umstimmen zumindest die One auszuleihen ^^ Gears of War trauer ich auch nach aber damit muss man leben:-?

Finanzminister Fr, 06.03.2015, 18:15 Uhr

Dann wären wir uns ja einig das es ein Fiasko war. :smt003

Ich wollte dich übrigens nicht umstimmen. ;)

Nebulah Fr, 06.03.2015, 18:12 Uhr

Das stimmt, ich für meinen Teil hätte mir gewünscht das sie bis zur E3 die Wende machen.

Finanzminister Fr, 06.03.2015, 16:40 Uhr

Geschenkt, aber es wurde kein Kunde bis dahin geschädigt.

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