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Es ist wieder Zeit für einen eher pessimistischen Blog... Denn mit dem Erscheinen der Xbox One und den anfänglich angekündigten ,,Features" habe ich mir Gedanken über unsere digitale Zukunft gemacht. Haben wir die Zukunft ,,gestoppt" indem wir anfassbare Datenträger gefordert haben? Oder waren die Bedingungen für das rein digitale Spiel nicht vernünftig? In meiner kleinen Aussprache dazu lasse ich bewusst den ,,Flair" und die ,,Atmosphäre" von echten Datenträgern weg, da diese ästhetische und teils nostalgische Diskussion bereits von vielen andern oft geführt wurde ;) Da kann und muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er nie auf den anfassbaren Gegenstand verzichten kann.

Der Preis muss sinken!

Ein spontanes Beispiel. Xbox.com und seine ,,Games on Demand"-Spiele. Lost Planet 3 ist knapp einen Monat draußen und kostet aktuell über den Xbox Download-Service satte 59,99 EUR. Im Vergleich, der größte Versandhändler Amazon.de: 43,37 EUR. Und je älter die Spiele werden, desto größer kann der Unterschied hier werden. BioShock Infinite kostet per Games on Demand immer noch 59,99 EUR (erschienen im März 2013). Amazon bietet das Spiel bereits für 26,49 EUR an (!) - das ist weniger als die Hälfte!

Ebenfalls ein Beispiel aus der digitalen Branche, weil ich mich persönlich dafür sehr interessiere, sind die eBooks. Amazon versucht seinen Kindle zu pushen, indem sie die Hardware tatsächlich unschlagbar günstig verkaufen. Aber die Bücher? Tja, da wird es dann teuer! Auch hier nur zwei Beispiele. Der aktuelle Bestseller ,,Erwartung" von Jussi Adler-Olsen kostet in der gebundenen Ausgabe 19,90 EUR. Das Kindle eBook kostet 15,50 EUR. 4 EUR weniger dafür, dass ich kein Buch mehr habe, keinen gebundenen Rücken und kein Flair mehr? Es geht noch krasser: Das erfolgreiche Buch ,,Der Wolkenatlas" von David Mitchell (2007 erschienen!) kostet als Taschenbuch 9,99 EUR. Das Kindle eBook? GENAU DAS GLEICHE! Zugegeben, bei den Games on Demand ist der Unterschied krasser (die Spiele sind teilweise teurer digital als in ,,echt"... *kopfschüttel*), aber ein eBook, das genauso viel kostet wie sein gedrucktes Pendant?!

Und dazu sollte man erwähnen, dass Spiele oder Bücher ,,in echt" oder ,,zum Anfassen" deutlich mehr Vorteile bieten, als die digitalen Inhalte. Vom Wiederverkauf usw. mal abgesehen (dazu gleich mehr) bekommt man bei einem echten Spiele-Datenträger eine Hülle (kostet den Hersteller Geld), ein schönes Cover, eventuell ein Handbuch und ein paar Extras (wobei die Ausstattungen der Standard-Editions bei den Spiele mittlerweile auch immer karger wird) und man kann es dann in sein Regal stellen (ganz zu schweigen vom ,,Flair" von Büchern im Regal und dem Geruch von frischer Druckertinte). Hier sind auch deutlich höhere Kosten für den Herausgeber, da dies alles produziert, versendet und auch gelagert werden muss; hinzu kommen eventuelle Kosten für Rücksendungen oder zu ersetzende Waren, die kaputt sind o.Ä.; all dies kann bei einem digitalen Inhalt nicht passieren. Die einzigen, minimalen Kosten, sind die Server, die instand gehalten werden müssen, sowie ein wenig Bandbreite für User, die sich das Spiel oder Buch runterladen. Woher also der ENORME Preis? Für das bisschen Luxus sofort kaufen und konsumieren zu können?! Amazon oder ähnliche Versandhändler verschicken mittlerweile binnen 1-2 Tagen, abhängig vom genutzten Service; sind wir wirklich so ungeduldig, dass wir diese kleine Wartezeit nicht mehr in Kauf nehmen wollen? Oder sind wir so scheu, dass wir uns nicht mehr trauen, dem Postboten die Tür zu öffnen, geschweige denn bei verpasster Lieferung zur Post zu gehen und das Paket abzuholen? Ich bitte euch, hier sollte man mal rational mit seinem Geldbeutel denken und an die irrwitzige Profite, welche die Herausgeber bei derart hohen Preisen der digitalen Inhalte einsacken.

Der Handel damit muss einwandfrei funktionieren

Fakten auf den Tisch: Ein ,,Games on Demand"-Spiel kann nicht verkauft, nicht verliehen, nicht verschenkt werden. Microsoft erstattet einem den Preis auch nicht wieder, sollte man ggf. nicht damit zufrieden sein. Gleiches gilt für eBooks: Diese können nicht verkauft, nicht verliehen, nicht verschenkt werden. Warum? Weil ihr eigentlich kein Spiel und auch kein Buch kauft. Ihr kauft das Recht, die Lizenz, diesen Inhalt vom Server zu beziehen. Ein ,,Spielrecht" oder ein ,,Leserecht". Damit können auch Probleme auftauchen, dass man euch irgendwann nach Lust und Laune diese Lizenz entzieht. Z.B. wenn man in eurem Spiel plötzlich ein vergessenes Hakenkreuz entdeckt. Oder euer Buch plötzlich aufgrund von Übersetzungsfehlern nicht mehr verkauft werden darf. Zack - Vertrag ungültig, Spiel/Buch gelöscht. Geld futsch.

Das sind jedoch Ausnahmen und nur Extrembeispiele. Schlimmer ist aber der Umgang mit den digitalen Medien an sich. Also das, was ich bereits genannt habe. Da kann mir ja nur jeder zustimmen: Ab und zu verleiht oder verschenkt man gerne ein Spiel, oder ein Buch, weil man damit durch ist. Oder man spielt es nur kurz und möchte es danach wieder verkaufen. Und auch beim Verkaufen habe ich das Recht, jedweden irrwitzigen Preis zu nennen, der mir einfällt.

Was man uns bei der Xbox One vorgeschlagen hatte, war lediglich die Möglichkeit, die Spiele wieder zu verkaufen (verschenken/verleihen ging nicht) - aber nicht so wie wir wollen! Nein, nur an bestimmte Händler, zu bestimmten Preisen. Das ist aber nicht fair. Ich will nicht weiter über den aktuellen Zustand lamentieren, sondern meinen Wunsch oder meine Vision erklären:

Ich möchte, dass es möglich ist, heruntergeladene Spiele zu verschenken und zu verleihen. Das ist technisch überhaupt kein Problem. Das Spiel ist ja an meinen Account gebunden und damit bin ich als Käufer identifizierbar. Bei der Option ,,verschenken" wird das Spiel von meinem Account gelöst, auf meiner Festplatte gelöscht und eine gratis Lizenz oder ein Code zum Runterladen wird dann an einen Account meiner Wahl geschickt (z.B. an einen Freund). Exakt gleiches Prozedere fürs Verleihen, nur dass eine bestimmte Zeit eingestellt wird (z.B. eine Woche, zwei Wochen usw.). Und so geht man sicher, dass man das Spiel auch zurückbekommt. ;-p

Und das Verkaufen könnte ähnlich von Statten gehen. Man bietet sein Spiel an, verlangt den Preis den man will. Das Problem hierbei erkenne ich natürlich auch klar: Es hat keine Gebrauchspuren und verliert natürlich dadurch deutlich weniger an Wert als ein Spiel auf Disc. Aber hier könnte man ja einen Kompromiss eingehen und sagen: Du kannst es privat auf einer Verkaufsplattform von Xbox an alle möglichen Leute verkaufen - Microsoft kassiert aber 10 % des eingenommenen Geldes (à la eBay). Man kann es aber auch an Händler o.Ä. zu einem beliebigen Preis verkaufen (wenn die Händler dem zustimmen), die wiederum die Codes weiterverkaufen. So Dinge SIND möglich, scheitern aber lediglich an der Geldgier der Betreiber.

Fazit

Was schließe ich daraus? Ich will hier erneut einen Appell formulieren: XBoxUser (bzw. Xbox-Nutzer), lasst euch nicht über den Tisch ziehen! Genauso wie der Shitstorm (grausiges Wort) gegen die Xbox One bezüglich der ersten DRM (digital rights management) Richtlinien erfolgreich war, könnten auch Petitionen usw. erfolgreich sein, die für einen freieren Handel mit digitalen Gütern eintreten. Dann müssten wir uns nicht ständig fragen, ob diese Lizenzbedingungen, denen wir zustimmen, überhaupt EU-konform und nicht vielleicht sogar rechtswidrig sind. Dann müssten wir uns keine Gedanken über Online-Zwang oder Gebrauchtspielsperren machen.

Das wichtigste aber: Boykottiert die Services und die Preise, die nicht in Ordnung sind und die Kunden schlichtweg veräppeln! Nichts regt mich persönlich mehr auf, als einen faulen Freund von mir zu sehen, der auf der Couch mal wieder ein Spiel ,,On Demand" für 60 EUR gekauft hat, das er mir danach noch nicht mal mehr ausleihen kann. Nur weil er zu faul und zu blöd ist, seine Spiele normal zu kaufen! Verzichtet auf die Games on Demand, wenn sie zu teuer sind! Verzichtet auf solche Services, wenn sie klare Ausbeutung sind! Denn nur so, mit der Macht der Käufer, können wir wieder für einen Wechsel sorgen...

Quelle:

15 Kommentare

TheGreenChris Mo, 14.10.2013, 09:52 Uhr

Schöner Beitrag Phil und die Diskussion im Anschluss zeigt gleich welches Dilemma damit einhergeht:

Du sagst "Nicht kaufen sofern der Preis bzw. die Konditionen nicht stimmen!", das sehe ich genauso. Die Betreiber solcher On Demand Plattformen hingegen sagen dann "Ok, nutzt eh keiner als sch*** drauf, die Hauptsache die Marge stimmt!".

Das viele Nutzer solch einen Service bzw. solch eine Plattform aber auch zu einer echten Alternative werden lassen können zeigt für mich Steam. Klar ist auch die Plattform noch nicht perfekt. Aber ich bin den zahlreichen Nutzern dankbar, denn ohne Sie gäbe es nicht so viele gute Sales Aktionen, man würde sich keine Gedanken über eine Resales-Möglichkeit machen usw.
Die Betreiber müssen das Gefühl haben, dass sich die Investitionen lohnen. Das habe Sie nicht, wenn es keiner nutzt.

So viel zu meiner theoretischen Ansicht. Praktisch kommt für meinen Geschmack erschwerend hinzu das viele Menschen ihren monatlichen Beitrag an MS für xbox live zahlen. Als Teil von xBox live gehört der On Demand Service genauso zu den Sachen, die es mit den Beiträgen zu verbessern gilt, wie das ganze drumherum. Insofern ist der derzeitige Stand des digitalen Vertriebs eine Farce und gehört nicht unterstützt!

XBU Philippe So, 13.10.2013, 20:49 Uhr

XBU Zwobby schrieb:
Naja das Argument das die digitalen Fassungen im Vergleich zu teuer sind, besteht ja trotzdem, egal was nun der Grund dafür ist.

Darum geht es doch.

Die "Gründe" sind schon irgendwie klar. Aber man könnte auch einfach von Herstellerseite das Ganze billiger anbieten ;)

XBU Buttercup Mi, 25.09.2013, 12:36 Uhr

Ja gut, UVP hab ich jetzt natürlich nicht bedacht. Ergibt Sinn. :smt023

XBU TNT2808 Mi, 25.09.2013, 12:00 Uhr

Das wird es aber vermutlich sein. Die 59,99 sind die UVP vom Hersteller. Wenn sich ein Verkäufer wie Amazon nicht daran hält, weil er eben über die Masse Rabatte bekommt und die an seine Kunden weitergeben kann, ist das ja sein gutes Recht. Das ist aber doch überall so, bei den Herstellern zu kaufen ist meist bis immer teurer als im freien, durch Wettbewerb bestimmten, Handel.

ne0viper89 Mi, 25.09.2013, 11:52 Uhr

Ich kann es mir nur über die Masse erklären.

Amazon sagt: "Hey MS, wir verhäuern eure Goldmitgliedschaften über unser Portal, aber dafür wollen wir ne ordentliche Marge"

MS sagt: "alles klar! Wenn Ihr 100.000 12Monats Karten bei uns Ordert, dann bekomt ihr die zum Preis von 35€ je Karte."

Nun geht Amazon daher und verkloppt die Dinger zum Schnapperpreis von 37€.
Machen zwar nur 2€ dran aber durch die Masse sieht das ganze wieder anders aus.

Anders kann ich es mir nicht erklären :smt003

PS: Preise und Zahlen sind völlig an den Haaren herbei gezogen ^^

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